Suchmaschinenmarkt: EU bereitet angeblich Rekordstrafe gegen Google vor

Die EU-Kommission könnte das langjährige Kartellverfahren gegen Google offenbar noch vor der Sommerpause abschließen – mit einem schweren Schlag gegen den Suchmaschinenriesen.

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Google

Google ist überall – und deshalb den EU-Kartellwächtern ein Dorn im Auge.

(Bild: dpa, Karl-Josef Hildenbrand)

Lesezeit: 2 Min.

Google droht einem Medienbericht zufolge eine Milliardenstrafe der Europäischen Union. Die EU-Kommission bereite eine Strafe "in der Region von 3 Milliarden Euro" gegen den Suchmaschinenriesen vor, berichtet der Londoner Telegraph unter Berufung auf Quellen in der Kommission. Brüssel wolle das langjährige Kartellverfahren wegen Googles Dominanz auf dem Suchmaschinenmarkt noch vor der Sommerpause abschließen. Damit wäre mit einer Verkündung der Strafe in den nächsten Wochen zu rechnen.

Noch ist die Rechnung aber nicht fertig, heißt es weiter. Zwar ist theoretisch eine Strafe von bis zu einem Zehntel des Jahresumsatzes möglich (das wären über 6 Milliarden Euro), doch wäre schon die Hälfte ein empfindlicher Schlag – und deutlich mehr als die mehrere hundert Millionen Euro, die Microsoft vor Jahren für die Rolle des Internet Explorers auf dem Browsermarkt zahlen musste. 2009 hatte die Kommission eine Strafe von 1,09 Milliarden Euro gegen Intel verhängt.

Die EU-Kommission beschäftigt sich seit über sechs Jahren mit der Dominanz von Google auf dem europäischen Suchmaschinenmarkt. Nach Beschwerden von Wettbewerbern – darunter das von Microsoft übernommene und inzwischen wieder verkaufte Bewertungsportal ciao.com – hatten die Brüsseler Wettbewerbshüter im November 2010 eine Untersuchung angestoßen. Erst im vergangenen Jahr hat die Kommission die Vorwürfe in ein offizielles Kartellverfahren münden lassen.

Nachdem es in der Vergangenheit zunächst nach einer gütlichen Einigung ausgehen hatte, will die neue Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager Google nun hart angehen. Zuletzt war die Fotoagentur Getty dem Verfahren mit einer Beschwerde gegen die Bildersuche beigetreten. Im April hat die EU-Kommission das Verfahren auch auf das Smartphone-Betriebssystem Android ausgeweitet.

Unterdessen droht Google auch wieder Ärger mit den US-Aufsichtsbehörden. Die Federal Trade Commission (FTC) nehme die Geschäfte des Online-Giganten offenbar noch einmal unter die Lupe, berichtet das US-Magazin Politico. Das könnte ein Zeichen sein, dass die FTC das vor drei Jahren abgeschlossene Verfahren wieder eröffnen wolle. Bei Gesprächen von FTC-Beamten mit US-Branchenvertretern sei es auch um Android gegangen. 2012 hatte Google ein US-Kartellverfahren noch mit ein paar Zugeständnissen an die FTC abwenden können. (vbr)