Google I/O: Daydream ist Googles Oculus-Kopie
Googles mobiles Virtual-Reality-System orientiert sich stark an der Oculus-Samsung-Gemeinschaftproduktion Gear VR. Was Google mit Daydream jetzt mehr bietet: Größere Hardware-Offenheit und vor allem einen Hand-Controller.
Der Goldstandard für Virtual Reality mit dem Smartphone ist bislang das Gear-VR-System von Samsung und Oculus – die Konkurrenz, unter anderem Googles Cardboard-Infrastruktur, war bisher ein paar Schritte hintendran. Besonders das Headtracking läuft mit Gear VR deutlich geschmeidiger, was zu einem viel intensiveren Mittendrin-Gefühl führt.
Mit Daydream will Google nun an Gear VR vorbeiziehen. Auf der I/O-Entwicklerkonferenz hat VR-Abteilungsleiter Clay Bavor am Mittwoch Daydream erstmals vorgestellt und am Donnerstag in einer Session mehr Details verraten. Google will selbst Daydream-Headsets verkaufen, ähnlich wie beim Cardboard-Konzept dürfen aber auch andere Hersteller unter dem Label ihre Version des Smartphone-Gehäuses produzieren.
Controller muss beiliegen
(Bild:Â Google)
Es muss allerdings zwingend ein Daydream-kompatibler Controller mitgeliefert werden – der ist nämlich das wichtigste Alleinstellungsmerkmal. Während man die Gear VR mit einem am Headset angebrachten Touchpad oder einem konventionellen Bluetooth-Gamepad steuert, bietet Google als erstes mobiles VR-System einen Hand-Controller – was viel besser für Virtual Reality geeignet ist als althergebrachte Steuermethoden: Schließlich interagiert man mit der echten Welt auch vor allem mit den Händen.
Für den Controller verwendet Google offenbar ähnliche Lagesensoren, wie sie auch in Smartphones stecken; es können also nur Bewegungen, nicht aber die Position im Raum erkannt werden. Eine zum Beispiel mit HTC-Vive-Controllern vergleichbare Präzision darf man also nicht erwarten – für einfache Bewegungen wie dem Auswerfen einer Angel oder dem Wenden von Pfannkuchen in einer Pfanne reicht der Controller aber offenbar aus.
Entwickler können mit Nexus 6P sofort loslegen
(Bild:Â heise online (Montage))
Preise oder ein Erscheinungsdatum nannte Google nicht. Entwickler, die Daydream-Apps bauen wollen, sollen vorerst ein Nexus 6P mit installierter Android N Developer Preview als Entwickler-Kit verwenden, andere Smartphones funktionieren noch nicht mit dem Daydream-SDK. Um den Controller zu emulieren, kann man ein beliebiges Smartphone mit Android ab KitKat verwenden. Da Benutzer den auf dem Smartphone-Display angezeigten Controller in VR nicht sehen können, empfiehlt Google, eine Pappform aufs Smartphone zu kleben – Schnittmuster gibt es auf der Daydream-Entwickler-Website.
Google hat sich in fast allen Belangen sehr stark an der Oculus-Infrastruktur orientiert. Googles VR-Bedienoberfläche sieht nicht nur ähnlich aus wie das von Rift und Gear VR verwendete Oculus Home, sondern heißt auch so: Daydream Home. Googles Referenz-Controller ähnelt obendrein frappierend der zur Oculus Rift mitgelieferten Fernbedienung.
Was die Daydream-kompatiblen Smartphones fĂĽr genaue Spezifikationen mitbringen mĂĽssen, ist allerdings noch unklar. Sicher ist nur: Die meisten groĂźen Hersteller wollen entsprechende Telefone bauen, unter anderem Samsung, HTC, LG und Huawei.
(Bild:Â Google)
Seine Hausaufgaben hat Google gemacht: Die bei VR-Entwicklern beliebtesten 3D-Engines Unity und Unreal werden künftig von Daydream unterstützt. Ein Unity-Plug-in soll im Sommer veröffentlicht werden, die Unreal-Engine beherrscht in einer bereits erhältlichen Vorab-Version jetzt schon das Google-VR-System.
Oculus und Samsung mĂĽssen sich in acht nehmen
Alles in allem macht Daydream einen sehr vielversprechenden Eindruck. Vor allem der vorgeschriebene Hand-Controller könnte das Google-System schnell zum Klassenprimus der mobilen Virtual Reality machen – falls Oculus und Samsung nicht noch nachziehen und Gear VR die Hand-Bedienung beibringen. Die Frage ist außerdem, ob Google Daydream womöglich sogar noch mit Positionstracking nachrüstet. VR-Chef Clay Bavor deutete das an: Die Abteilungen für VR und für Googles Raum-Tracking-System Tango würden "eng zusammenarbeiten".
(jkj)