EU plant offenbar Steuern und Programmquote für US-Streamingdienste

Wenn es nach der EU-Kommission geht, müssen Netflix und Amazon künftig mindesten 20 Prozent europäische Produktionen zeigen und diese auch finanziell unterstützen.

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EU plant offenbar Steuern und Programmquote für US-Streamingdienste

Die erste französische Netflix-Produktion ist angelaufen, eine deutsche soll es bald auch geben. Für eine EU-Quote wird das nicht reichen.

(Bild: Netflix)

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Die EU-Kommission will Medienberichten zufolge Streaming-Dienste wie Netflix oder Amazon Prime mit einer Abgabe belegen, die europäischen Produktionen zugutekommen soll. Zusätzlich denkt Brüssel offenbar darüber nach, den Anbietern eine Quote für europäische Produktionen vorzuschreiben.

"Mitgliedstaaten können Anbieter von On-Demand audiovisuellen Medien verpflichten, sich finanziell an der Produktion europäischer Werke zu beteiligen", heißt es laut dem Magazin Politico in einem Entwurf für eine Verordnung für audiovisuelle Mediendienste. Das könne entweder durch eine direkte Beteiligung der Anbieter an Filmförderfonds oder durch Steuern geschehen.

Darüber hinaus sollen die Anbieter dem Entwurf zufolge sicherstellen, dass mindesten 20 Prozent des Programms aus europäischen Produktionen besteht. Mit der neuen Regulierung sollen Streaminganbieter den gleichen Regeln unterworfen werden, wie sie zum Beispiel schon für Fernsehsender in den EU-Staaten gelten. Brüssel möchte mit seinem Vorstoß die europäische Film- und Fernsehbranche stärken, die einen größeren Teil ihres Umsatzes wieder in hiesige Produktionen investiert als die US-Streamingdienste.

Dem Entwurf sei "intensives Lobbying" der Franzosen vorausgegangen, heißt es bei Politico. Frankreich gibt den eigenen Fernseh- und Radiosendern Quoten für europäische und französische Produktionen vor. Der Wunsch der Franzosen, dass sich Netflix und Amazon an solche nationalen Regeln halten müssen, habe es nicht in den Entwurf geschafft. Bisher unterliegen die Unternehmen dem Recht des Landes, in dem sie ihren europäischen Hauptsitz haben. Netflix sitzt in den Niederlanden, Amazon in Luxemburg.

Zwar setzen die US-Größen auch auf lokale Produktionen, doch scheint das in den Augen der Kommission nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Netflix dreht eine Mystery-Serie in Deutschland und hat zuletzt die in Frankreich produzierte Serie Marseille mit Gérard Depardieu veröffentlicht. Amazon hat mit Matthias Schweighöfer einen populären Star für die erste deutsche Produktion an Bord geholt.

Netflix hat die EU-Kommission vor unerwünschten Nebeneffekten einer Quote gewarnt. Eine Quote verzerre den Markt und schaffe einen "perversen Anreiz" für Anbieter, massenhaft billigen Schrott einzukaufen, heißt es laut Financial Times in einer Stellungnahme des Streaminganbieters. Zudem drohe eine Quote den noch jungen Markt zu ersticken. "Die Verpflichtung, eine numerische Quote zu erfüllen, könnte neue Anbieter behindern, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln". (vbr)