Amiga nimmt neuen (Hardware-) Anlauf

Der bewegten Geschichte des Amiga wird ein neues Kapitel hinzugefügt: Die Ankündigung der ersten Amiga-Hardware seit sechs Jahren.

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Von
  • Nico Jurran

Der bewegten Geschichte des Amiga wird ein neues Kapitel hinzugefügt: Die Ankündigung der ersten Amiga-Hardware in über sechs Jahren. Der neue AmigaOne-Rechner soll jedoch nicht direkt von Amiga selbst kommen, sondern – da Amiga nur noch ein Softwarehersteller ist – von Fremdfirmen. Dafür liefert Amiga das Amiga Digital Enviroment (DE), das auf unterschiedlichen Hardware-Plattformen läuft, und die "Zico" genannten Spezifikationen:

• ein Amiga-DE-freundlicher Host-Processor (PPC, x86, Arm, SH4, MIPS)
• mindestens 64 MByte RAM
• Matrox-Grafikkarte
• Soundkarte mit Creative EMU10K1
• Festplatte mit 10 GB oder mehr
• CD/DVD
• USB 1.0
• Firewire
• Fast Ethernet
• 56k-Modem
• zusätzliche PCI-Slots für Erweiterbarkeit

Etwas unverständlich ist Amigas Beschränkung auf Grafikkarten von Matrox. Da es hierfür keine technischen Gründe zu geben scheint (solche fielen dem Vizepräsidenten von Amiga Deutschland, Petro Tyschtschenko, gegenüber c't jedenfalls nicht ein), dürfte dies alleine mit der seit kurzem bestehenden strategischen Partnerschaft zwischen Matrox und Amiga zusammenhängen. Eine im April vorgestellte Entwicklermaschine enthielt noch eine Geforce256-Grafikkarte. Amiga legt zudem großen Wert auf die Verwendung eines bestimmten Audiochips, nämlich dem EMU10K1 PCI Audio-Prozessor von Creative, der heute bereits in der Sound Blaster Live!-Reihe seinen Dienst verrichtet.

Die britische Firma Eyetech Group wird Besitzern von A1200-Computern im Towergehäuse mit dem AmigaOne PPC 1200 ein Custom-Board als Upgrade zur Verfügung stellen. Es basiert auf der Predator-Technik von Eyetech und der Zico-Spezifikation. Als weiteres Aufrüst-Board soll es den PPC A4000 für Amiga-4000-Desktop-Computer im Umbau-Towergehäuse geben.

Um alle Eigenschaften der AmigaOne-Spezifikation zu implementieren, ist geplant, die Upgrade-Boards mit einem AGP- und sechs PCI-Slots auszustatten. Dazu sollen ein G3/G4-CPU-Slot (wie beim Macintosh) für vom Anwender durchführbare CPU-Upgrades, bis zu 512 MByte SDRAM und eine schnelle IDE/ATAPI-Schnittstelle kommen. Diese Systeme sollen über eine Dual-Boot-Eigenschaft verfügen, die sowohl den Betrieb unter Amiga DE als auch mit der Classic Amiga Workbench ermöglicht. Nach Aussagen von Amiga bietet dies die Nutzung der vollen Geschwindigkeit des G3/G4-Prozessors und von bis zu 512 MByte RAM zum Betrieb von Classic-Amiga-Software.

Beide Boards sollen ab dem ersten Quartal 2001 lieferbar sein, Entwicklerversionen schon ab Dezember 2000 zur Verfügung stehen. Um den Übergang zu erleichtern, möchte man die Lebenserwartung des Classic-Amiga-Betriebssystems verlängern. OS3.9, das noch vor Weihnachten erhältlich sein soll, wird laut Aussagen von Amiga eine Fülle neuer Funktionen und Eigenschaften mit sich bringen und auf AmigaOne-PPC-Classic-Produkten von Eyetech laufen.

Amiga steht nach eignen Angaben außerdem kurz vor Abschluss von Verträgen mit Partnern für einen eigenständigen AmigaOne. Dieser AmigaOne im ATX-Format sei zum Betrieb der Consumer-Vollversion des Amiga DE entworfen worden und ermögliche sowohl den Betrieb der besten Classic-Amiga-Software, die zur Nutzung unter dem Amiga DE portiert wurde, wie auch einer großen Auswahl Amiga-DE-basierter digitaler Inhalte – wie etwa Büro-Anwendungen, Multimedia-Werkzeugen, Entwicklungsumgebungen und 3D-Spiele. Die Auslieferung ist für das dritte Quartal 2001 geplant. Mit weiteren geplanten Geräten soll zudem auch der PDA-Markt erfasst werden. (nij)