700-MHz-Band: EU-Rat stellt die Weichen für 5G

Die für Telekommunikation zuständigen Minister haben sich auf einen Fahrplan für die Umwidmung des 700-MHz-Bandes geeinigt. Das Fernsehen muss weichen. Während der Umstieg auf DVB-T2 hier schon anläuft, brauchen andere Länder wohl länger.

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Mobilfunk-Antennen

(Bild: dpa, Carsten Rehder)

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Vertreter der EU-Staaten haben sich am Donnerstag in Brüssel auf die Umwidmung des 700-Mhz-Bandes für Mobilfunkdienste verständigt. Dem Vorschlag des EU-Rats der für die Telekommunikation zuständigen Minister zufolge soll das Band bis 2020 geräumt werden, um die Frequenzen EU-weit für schnelles Internet nutzen zu können. Damit wollen die Länder einen wesentlichen Beitrag zur nächsten Mobilfunkgeneration 5G leisten. Über den Vorschlag des Rates muss nun das Europaparlament beraten. Beide müssen sich schließlich auf eine gemeinsame Fassung einigen.

Die Frequenzen zwischen 694 und 790 MHz, die hohe Geschwindigkeiten und eine große Reichweite erlauben, sollen bis 2020 für drahtlose Breitbanddienste in Europa freigegeben werden, heißt es im Beschluss des EU-Rats. Bis 2018 müssen alle Mitgliedssaaten dafür einen konkreten Fahrplan aufstellen. Bisher wird das Band vor allem für das terrestrische Fernsehen und Veranstaltungstechnik genutzt. Diesen Nutzungsarten will der EU-Rat im Bereich zwischen 470 und 694 MHz eine Bestandsgarantie bis mindestens 2030 geben.

"Die Öffnung des 700-MHz-Bandes für das mobile Breitband ist ein wichtiger Schritt in Richtung auf einen Breitband-Zugang überall und für jedermann in der EU”, sagte der dem Rat vorsitzende niederländische Wirtschaftsminister, Henk Kamp. Die Wellenkonferenz der International Telecommunication Union (ITU) hatte 2015 die Voraussetzungen geschaffen, das Spektrum weltweit für den Mobilfunk umzuwidmen. Die Frequenzen sind elementar für den Mobilfunkstandard 5G, der die Konnektivität der Gigabit-Gesellschaft und des Internets der Dinge sicherstellen soll.

Die frei werdenden Frequenzen hat Deutschland bereits umgewidmet und an die hiesigen Mobilfunker versteigert. Im Vergleich mit vielen anderen Mitgliedsstaaten sind die Deutschen da früh dran. Andere Länder beginnen erst jetzt mit der Neuordnung ihrer Frequenzen. Für Nachzügler hat der Rat einen Puffer eingebaut: “Sind sie aus berechtigten Gründen dazu nicht in der Lage, können sie beschließen, das Band um bis zu zwei Jahre später zur Verfügung zu stellen.”

Den Nutzern der Frequenzen unterhalb des 700-MHz-Bandes will der Rat zumindest bis 2030 ausreichend Spektrum zur Verfügung gestellt wissen. Doch auch hier drohen neue Verteilungskämpfe, sollte der Frequenzhunger der Netzbetreiber weiter wachsen. Denn der Rat will den Mitgliedstaaten die Möglichkeit geben, auch diese Frequenzen unter bestimmten Bedingungen für andere Zwecke zu nutzen und nennt konkret "mobile Internetdienste".

Am 31. Mai beginnt die DVB-T2-Ausstrahlung in 18 Ballungsgebieten.

(Bild: Media Broadcast)

Im Zuge des Standardwechsels zu DVB-T2 zieht die terrestrische digitale Fernsehausstrahlung in das Band unterhalb 700 MHz. Im Juni beginnen die ersten Testausstrahlungen mit DVB-T2 in einigen Ballungsräumen, ab 2017 soll der neue Standard in den Regelbetrieb gehen. Der neue Standard ermöglicht die Ausstrahlung in HD. Die meisten Zuschauer werden neue Geräte brauchen.

Dabei reicht ein DVB-T2-Tuner nicht, der neue Fernseher oder Receiver muss auch mit HEVC zurechtkommen. Denn anders als in den Nachbarländern wird für DVB-T2 HD hierzulande nicht MPEG-4 AVC (H.264) als Videostandard eingesetzt, sondern dessen Nachfolger High Efficiency Video Coding (HEVC, H.265).

Zudem werden Zuschauer zur Kasse gebeten. Der Plattformbetreiber Media-Broadcast, inzwischen eine Freenet-Tochter, hat bereits angekündigt, die Privatsender ab 2017 zu verschlüsseln. Wer die Privaten weiter sehen will, muss dann ein paar Euro im Monat für eine Smartcard bezahlen. Die öffentlich-rechtlichen Programme bleiben unverschlüsselt und können frei empfangen werden. (vbr)