Web-Popstars treffen auf die reale Welt
Für eine US-Band schien der Traum vom Erfolg via Internet wahr zu werden, als sie nach der Veröffentlichung eines Songs im Web einen Plattenvertrag bekam.
Irgendwie war alles wie im Märchen: Kaum hatte die bis dahin unbekannte amerikanische Pop-Band Fisher ihren Song "I Will Love You" im Internet veröffentlicht, brach ein Sturm der Begeisterung los: Über 1 Million Mal luden sich die Nutzer von Seiten wie MP3.com und Farmclub.com den Titel auf die eigene Festplatte, 2 Millionen mal wurde der Audiostream an begeisterte Hörer geleitet. Selbst die Radiostation Star 100.7 in San Diego sprang auf den Zug auf, lud das Lied herunter und spielte es fortan regelmäßig. Folge: 400.000 Fans meldeten sich per E-Mail bei Farmclub.com, praktischerweise zugleich das Internet-Label von Universal. Die Firma bot Fisher daraufhin einen Plattenvertrag – schließlich schien der Erfolg vorprogrammiert.
Aber die Dinge liefen für Fisher in der realen Welt nicht so recht: Von ihrem im November in den USA erschienen Album True North, auf dem sich unter anderem "I Will Love You" befindet, verkauften sich in der ersten Woche gerade einmal 2892 Stück. Für Fisher-Bandmitglied Ron Wasserman kein Grund zur Panik: In seinen Augen benötigt jede Band vier bis acht Monate bis zum Durchbruch, meinte er gegenüber Wired. Die Gruppe Matchbox 20 habe gerade einmal 500 Scheiben in der ersten Woche verkauft, Jewel sogar 13 Monate warten müssen, bis sie sich ihre Scheiben richtig verkauft hätten. Zudem trüge auch das Label eine Mitschuld, das die Veröffentlichung der CD um vier Monate verschoben hatte. Dadurch wäre eine gezielte Werbung in den Läden, wie sie bei bei großen Labels üblich sei, nicht mehr möglich gewesen. Andererseits hatte bislang keine andere Bands im Vorfeld bereits für soviel Wirbel gesorgt.
Auch für den Analysten Malcolm Maclachlan von IDC bedeutet der Verkauf von gerade einmal knapp 2900 CDs keinen Flop. Schließlich müsse man bedenken, dass niemand von der Gruppe gehört habe, bevor sie auf MP3.com zu hören gewesen sei. Natürlich könne man argumentieren, dass die potenziellen Hörer bereits die besten Lieder in digitaler Form hätten und daher für sie keinen Grund bestünde, die CD zu erweben. Und auch Marc Nathan, Vizepräsident bei Farmclub.com, musste eingestehen, dass die Erwartungen, die das Internet geschürt habe, nicht efüllt seien. Dennoch wolle man Fisher jetzt nicht fallen lassen. Maclachlans Fazit ist eindeutig: "Ich denke, dass viele Bands von Indie-Labels in Extase geraten würden, wenn Sie über 2800 CDs in einer Woche verkaufen würden. Und das sind wahrscheinlich 2800 CDs mehr als sie ohne all die Online-Promotion verkauft hätten". (nij)