UMTS-Auktion in Italien beendet

In Italien kommen die Telekom-Gesellschaften, die ein UMTS-Netz aufbauen wollen, wohl recht billig an eine Lizenz.

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  • dpa

In Italien kommen die Telekom-Gesellschaften, die ein UMTS-Netz aufbauen wollen, wohl recht billig an eine Lizenz: Nach nur zwei Tagen ist die Versteigerung der UMTS- Mobilfunklizenzen in Italien am Montag überraschend beendet worden. Kurz vor der geplanten Wiederaufnahme der Aktion erklärte die italienische Mobilfunkgesellschaft Blu, an der auch British Telecom beteiligt ist, ihren Ausstieg. Die Entscheidung führte zu einem scharfen politischen Schlagabtausch in Rom. Bis Auktionsschluss waren 23,55 Billionen Lire (23,5 Milliarden Mark/12 Milliarden Euro) geboten worden. Fachleute hatten etwa das Doppelte erwartet und von einer "Jahrhundert-Auktion" gesprochen.

An der Versteigerung der fünf Lizenzen hatten sich von den ursprünglich acht Bewerbern neben Blu die drei Inhaber von italienischen GSM-Lizenzen Telecom Italia Mobile (TIM), Omnitel und Wind sowie die internationalen Konsortien Ipse 2000 und Andala-Hutchinson beteiligt. Experten gingen am Nachmittag davon aus, dass die Auktion entweder für gültig erklärt wird und die fünf verbliebenen Konkurrenten die Lizenzen untereinander aufteilen, oder dass eine neue Auktion mit vier Lizenzen für die fünf Bieter ausgeschrieben wird.

British Telecom bedauerte den Ausstieg von Blu. In einer in London veröffentlichten Erklärung hieß es am Montag, 52 Prozent der Aktionäre hätten sich für die weitere Teilnahme an der Auktion ausgesprochen, darunter auch BT. Erforderlich sei jedoch eine Zustimmung von 80 Prozent. Für einen Ausstieg aus der Auktion seien Sitech, Edizione Holding und Palatinus gewesen. BT habe erfolglos eine einmalige Finanzspritze in Höhe von 258 Millionen Euro zur Fortsetzung der Auktion angeboten. Die acht Beteiligungsinhaber von Blu konnten sich offensichtlich nicht über die Firmenpolitik und die Frage einigen, wie das Geld für die Lizenzen aufgebracht werden solle. Zu den Aktionären zählen unter anderem Autostrade (32 Prozent), British Telecom (20 Prozent) und Benetton (neun Prozent). Blu hatte am Donnerstag erst im letzten Moment entschieden, an der Versteigerung teilzunehmen.

In Rom sprachen Vertreter der rechtsgerichteten Parteien unter Führung von Oppositionschef Silvio Berlusconi von einem "Dilettanten-Stück". Die italienische Regierung habe schwere Fehler begangen. "Dieser Scherz kostet uns viele Milliarden." Der Spitzenkandidat der Linken für die Parlamentswahlen im Frühjahr 2001, Roms Bürgermeister Francesco Rutelli, verwies dagegen auf den Interessenkonflikt von Herausforderer und Oppositionschef Silvio Berlusconi. Zu Blu gehöre auch eine Unternehmensgruppe Berlusconis. Möglicherweise sei dies nur eine "Schein-Teilnahme gewesen", meinte ein führender Politiker der Grünen. Ein Gewerkschaftsführer sagte, der Rückzug sei ein "Desaster nicht nur für das Unternehmen, sondern für ganz Italien". Dagegen äußerte sich Andala-Vizepräsident Franco Bernabe zuversichtlich. "Es gab einen Wettbewerb und er war regulär. Das heißt, die Lizenzen müssen jetzt vergeben werden." (dpa) (jk)