Test: 3D-Drucker Hephestos 2

Der spanische Hersteller bq hat nach der Witbox 2 auch seine offene Prusa-Version Hephestos modernisiert und mit der Versionsnummer 2 versehen. Bei eBay finden sich RepRap Prusa-Drucker schon für knapp über 200 Euro, was kann bq ins Feld führen, um den Hephestos-2-Preis von 850 Euro rechtfertigen zu können?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
3D-Drucker BQ Hephestos 2
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Ralf Steck
Inhaltsverzeichnis

Tatsächlich zeigt sich schnell, dass die verwendeten Komponenten wesentlich hochwertiger sind als die in den meisten anderen Druckern verbauten: Linearführungen statt Kugelumlaufbuchsen, Kunststoffgewindemuttern statt schnöder Messingmuttern sowie abgedeckte Elektronik und Verkabelung – bq hat sein neues Modell bestens ausgestattet.

Mit dem Hephestos 2 kehrt bq von einer eisernen Regeln der RepRap-Bewegung ab: In diesem Drucker sind – bis auf die Düse des Filamentkühlers – keinerlei Teile verbaut, die selbst aus einem 3D-Drucker stammen, stattdessen setzt bq auf Alufrästeile und Stahlblech. Statt der üblichen Stangen und Kugelumlaufbuchsen sind an X- und Z-Achse stabile Linearschienen verbaut, lediglich an der Y-Achse setzt bq noch auf die traditionelle Achsführung. Das Portal und einige andere Teile sind aus pulverbeschichtetem 4-mm-Stahlblech gefertigt, was der Stabilität zuträglich ist.

Das Portal wird durch ein zweites Blech in 150 Millimeter Abstand nach hinten gestützt, die beiden Bleche sind durch Stangen und Blechwannen verbunden. Doch leider bilden diese Verbindungen ein Parallelogramm, weshalb das Portal relativ stark wackelt – schon beim Bedienen des Dreh-/Druckknopfs oben neben dem Display hält man unwillkürlich von hinten gegen. Mit einer diagonalen Abstützung nach hinten wäre an dieser Stelle einige Stabilität zu gewinnen.

3D-Drucker Hephestos 2 von bq (10 Bilder)

So aufgeräumt präsentiert sich der überarbeitete RepRap-Nachfahre Hephestos 2 auf einem Bild des Herstellers.
(Bild: bq)

In einer der Wannen ist die Steuerung verbaut, die Wannen sind ebenso wie die X-Achsenenden mit orangen Plexiglasdeckeln abgedeckt. Die Kabel zu X-Axchse und Hotend sind in Energieketten geführt – bis auf eine Reihe von Anschlusskabeln, die am Hotend herumhängen, ist der Hephestos 2 sehr schön aufgeräumt.

Das Gerät wird als Bausatz geliefert, das Testgerät war allerdings fertig aufgebaut. Deshalb kann ich zum Zusammenbau nichts sagen, allerdings liefert bq eine bemerkenswert ausführliche Montageanleitung mit und hat ein Packsystem entwickelt, in dem die Bauteile sehr schön sortiert sind, so dass man nicht lange nach Teilen suchen muss. Der Hersteller verspricht eine Aufbauzeit von unter einer Stunde, wie im Zeitraffer-Video zu sehen:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes YouTube-Video (Google Ireland Limited) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Google Ireland Limited) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Leider hat auch der Hephestos 2 wie die Witbox desselben Herstellers kein geheiztes Bett, sodass man kein ABS verarbeiten kann und andere Materialien, die Wärme von unten benötigen. Allerdings fehlt das Heizbett hier weniger wie bei der geschlossenen Witbox, da das Drucken von ABS auf offenen Druckern ohnehin in jedem Fall ein Glücksspiel ist – schon ein kühler Luftzug kann zum Ablösen des Bauteils von der Platte führen. Das bq-Hotend mit Direkt-Extruder ist nach Aussage vieler Spezialisten hervorragend für flexible Filamente geeignet.

Das Druckbett ist mit DIN-A4-Größe (29,7 cm × 21 cm) für die "Prusa-Klasse" ungewöhnlich geräumig geraten. Auch in der Höhe kann der Hephestos 2 mit 22 cm punkten. Üblich sind bei diesen Druckern 20 Zentimeter in allen drei Dimensionen. Gut gelungen finde ich die Befestigung des Glas-Druckbetts mit Hilfe zweier Schnellspanner, wie man sie vom Fahrrad kennt. Die links und rechts neben dem Bett versteckten Hebel ermöglichen es, die Druckplatte zum Entfernen von Werkstücken schnell herauszunehmen, danach pressen sie das Bett wieder sauber an den Y-Schlitten, sodass die Nivellierung nicht verloren geht.

Der Hephestos 2 arbeitet mit derselben modifizierten Marlin-Firmware wie die Witbox 2, die eine grafische Benutzeroberfläche erhalten hat. Über ein großes Schwarzweiß-Display und einen Dreh-/Druckknopf lässt sich der Drucker bedienen, die Bedienung selbst ist logisch und gut verständlich. Die Elektronik ist eine bq-Eigenentwicklung, die technisch den typischen anderen Elektroniken wie RAMPS ähnelt, aber alle Elemente auf einer Platine vereinigt. Das ist schön aufgeräumt, hat aber den Nachteil, dass sich beispielsweise defekte Motortreiber nicht einzeln tauschen lassen.

Gerät Hephestos 2
Hersteller bq
Bauraum 21 cm × 29,7 cm × 22 cm
Drucktisch Stahl mit Glasauflage, unbeheizt
Software Cura (Windows, Mac OS X, Linux), Slic3r
Material PLA 1,75 mm
Druck über ... SD-Karte, USB-Kabel
Druckqualität gut
Preis 850 Euro

Auch den induktiven Bedleveling-Sensor hat der Hephestos 2 mit der Witbox 2 gemeinsam. Der Sensor reagiert auf eine unter das Glas-Druckbett geklebte Stahlplatte. In den Einstellungen lässt sich der Offset zwischen Sensor und Düse einstellen und damit auch die Düse gegenüber dem Sensor rechnerisch so viel höher stellen, dass Malerkrepp oder eine dünne Dauerdruckplatte als Auflage genutzt werden können. Zur Bestimmung des Offsets fährt der Drucker die Düse auf die Platte und der Anwender kann deren Höhe dann so einstellen, dass sie gerade die Platte berührt. Die spiegelnde Oberfläche der Glasplatte macht es allerdings etwas schwierig, diese Berührung genau zu sehen.

Doch all das ist Meckern auf hohem Niveau – der Hephestos 2 ist ein stabiler, sehr sauber aufgebauter 3D-Drucker, der auch in der Druckqualität überzeugen kann. Die Linearführungen an X- und Z-Achse stehen für Robustheit ebenso wie für Spielfreiheit, ebenso die Z-Muttern aus igus-Lagerwerkstoff. Der Unterschied gegenüber den 200-Euro-eBay-Druckern ist an jeder Stelle zu spüren, der Preis von 850 Euro durch die hochwertige Ausstattung gerechtfertigt.

Mehr Infos

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

()