Deutsche Bank: Software-Panne ist behoben

Die IT-Systeme der Deutschen Bank laufen wieder fehlerfrei, teilte das Geldhaus am Samstagmorgen mit. Als Kern des Problems wird eine jahrelange Vernachlässigung der IT-Infrastruktur gesehen.

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Deutsche Bank
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  • dpa

Die massiven technischen Probleme im Online-Banking der Deutschen Bank sind behoben. "Alle Kunden der Deutschen Bank können ihre Bankgeschäfte seit heute Morgen wieder vollumfänglich ausführen", teilte das Geldhaus am Samstag unter anderem über ihren Twitter-Channel mit. Von den Software-Problemen sei eine "größere Zahl" von Kunden betroffenen gewesen, sagte ein Sprecher. Genauere Angaben machte er zunächst nicht. "Die Fehleranalyse läuft noch."

Die Deutsche Bank hat in Deutschland rund acht Millionen Privatkunden. Die Kontosalden im Online-Banking und auf Kontoauszügen an Kundenterminals in den Filialen werden wieder korrekt angezeigt, wie die Bank mitteilte. "Die nicht ausgeführten Doppelbuchungen sind weiterhin sichtbar. Allerdings werden inzwischen auch die zugehörigen Stornobuchungen angezeigt." Etliche Kunden hatten am Freitag geklagt, sie kämen nicht an ihr Geld. Auf Kontoauszügen waren zuvor Abbuchungen vom 1. Juni doppelt erschienen.

Während bei manchen Kunden durch die Panne plötzlich ein höherer Kontostand angezeigt wurde, rutschten andere Konten ins Minus. Gerade zum Monatswechsel werden in der Regel höhere Abbuchungen zum Beispiel für Miete, Versicherungen oder Strom fällig – und bei Doppelabbuchung solcher Posten ist der Dispo bisweilen schnell ausgereizt. Das Geldhaus hatte versichert, keine der doppelt dargestellten Zahlungen sei tatsächlich erfolgt.

Sicher ist: Die Software-Panne kurz vor dem Wochenende hat viele Deutsche-Bank-Kunden verärgert – auch wenn die Branche immer mal wieder mit solchen Fällen zu kämpfen hat. Im vergangenen September beispielsweise legte eine technische Panne in einem Rechenzentrum der Sparkassen die Geldautomaten der Institute in mehreren Bundesländern vorübergehend lahm. Bei der britschen Großbank HSBC mussten im vergangenen Sommer rund 275 000 Kunden wegen eines IT-Fehlers auf ihre Gehaltsüberweisung warten.

Hat die Deutsche Bank in der Vergangenheit ihre IT vernachlässigt? Die Prozesse der Bank seien "ineffektiv", die IT "veraltet", das führe zu "inakzeptabel hohen" Kosten, hatte Konzernchef John Cryan kurz nach seinem Amtsantritt im Juli 2015 geurteilt. Ein Drittel der Systeme seien überaltert.

Soll die Deutsche-Bank-IT in Ordnung bringen: Ex-Boeing-Managerin Kim Hammonds

(Bild: Deutsche Bank)

Wie wichtig ihm die Modernisierung auf diesem Feld ist, demonstrierte Cryan bei seiner ersten Bilanzvorlage: Die 2016 angetretene Technologiechefin Hammonds saß mit auf dem Podium. Die langjährige Boeing-Managerin weiß, worauf sie sich eingelassen hat. In einem Anfang Mai veröffentlichten Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" sagte Hammonds: "Unsere IT muss moderner und einfacher werden. Und das ziemlich rasch."

In der Vergangenheit sei zu viel parallel gelaufen: "Jeder Geschäftsbereich hat in eine eigene IT investiert, was dazu geführt hat, dass die Systeme zu komplex geworden sind." Ihr Ziel: "Von 45 Betriebssystemen, die parallel laufen, bleiben bis zum Jahr 2020 ganze vier übrig." (js)