Zahlen, bitte! 3.333.360 Punkte bis zum "Kill-Screen" von Pac-Man

Auch wenn man beim originalen Pac-Man alles richtig macht, ist bei 3.333.360 Punkten Schluss. Doch wie kommt diese Punktzahl zustande?

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 76 Kommentare lesen
Zahlen, bitte! 3.333.360 Punkte bis zum "Kill-Screen" von Pac-Man
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Julius Beineke

Den höchstmöglichen Pac-Man-Score kann man erreichen, wenn man jede Pille, jede Frucht, jede "Power-Pellet", und jeden blauen Geist wegfuttert, ohne auch nur ein Extra-Leben zu verlieren, in 256 Leveln, oder 255 und einem wortwörtlich halben, wie man's nimmt.

Erfüllt man die genannten Bedingungen beim Zocken des klassischen Pac-Man-Automaten von 1980, steht man am Ende mit 3.333.360 Punkten da. Der erste Spieler, dem das gelungen ist, war der US-Amerikaner William James "Billy" Mitchell, Jr., der am 3. Juli 1999 mit den knapp dreieinhalb Millionen Punkten ins Guinness Buch der Rekorde einging. Er brauchte für den Rekord knapp unter sechs Stunden, die er als Teil eines mehr oder weniger freundschaftlichen Wettstreits zwischen ihm, einem amerikanischen Kollegen und zwei Kanadiern im Funspot Family Fun Center in Weirs Beach, New Hampshire durch zog.

Vokuhila, Freedom-Kravatte, Weltrekord, William James "Billy" Mitchell, Jr.

(Bild: Bildquelle Billy Mitchell )

Ein standardmäßiges Pac-Man-Level mit Pillen, Power-Pellets und noch eingesperrten Geistern.

(Bild: Bildquelle Pacman-Start )

Das "letzte Level" des Pac-Man-Arcade-Games, der sogenannte Kill-Screen oder Split-Screen.

(Bild: Bildquelle Split-Screen )

3.333.360 klingt ziemlich willkürlich, doch tatsächlich kann man die maximale Pac-Man-Punktzahl ausrechnen. Und das geht so:

Punkte sammelt man bei Pac-Man durch Futtern von kleinen, gelben, im Labyrinth verteilten Pillen, regelmäßig an zufälligen Stellen im Level auftauchenden Früchten, und den vier Geistern "Blinky", "Pinky", "Inky" und "Clyde". Letztere werden für kurze Zeit "essbar", wenn man eine der im Labyrinth verteilten, dicken Power-Pellets mampft.

Von Level 1 bis 255 gibt es jeweils 240 Pillen. Jede davon ist zehn Punkte wert. Hinzu kommen pro Level vier der dicken Power-Pellets, die jeweils 50 Punkte wert sind:

255 × (2400 + 200) = 663.000

Es gibt vier Geister in jedem Level: Verschluckt man ein Power-Pellet (von denen es vier pro Level gibt), kann man die Geister fressen, solange sie blau blinken. Schafft man alle vier am Stück, vier mal pro Level (Voraussetzung für ein perfektes Spiel), bringt einem das 12.000 Punkte pro Level ein. Allerdings funktioniert dies nur in den Leveln 1 bis 16 und Level 18, in allen anderen Leveln sind Blinky, Pinky, Inky und Clyde unverwundbar:

4 × 3000 × 17 = 204.000

Außerdem gibt es in jedem der 255 Standard-Level zwei Früchte, die für begrenzte Zeit auftauchen. Je nach Level sind die Früchte unterschiedlich, und bringen auch unterschiedlich viele Punkte:

2 × ((100 + 300) + (2 x 500) + (2 x 700) + (2 x 1000) + (2 x 2000) + (2 x 3000) + (244 x 5000)) = 2.459.600

Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Addiert ergibt das 3.326.600 Punkte. Bis zum Highscore fehlen also noch 6.760 Punkte! Die lassen sich im allerletzten Pac-Man-Level sammeln, dem Split- oder Kill-Screen, der gut zur Hälfte "zerstört" ist. Somit kann man auch nur etwa die Hälfte aller Pillen und eine Frucht einsammeln. Die Geister sind in diesem Level unverwundbar.

Der Kill-Screen-Bug tritt wegen eines Überlaufs des Levelzählers, einer 8-bittigen, vorzeichenlosen Ganzzahl-Variable auf. Statt auf 0x100 springt sie von 255 (0xFF) auf 0x00.
Das bringt eine Schleife aus dem Tritt, die Früchte am unteren Bildschirmrand zeichnet: Denn darin wird als Bedingung für einen (weiteren) Schleifendurchlauf der Assembler-Befehl DJNZ (Decrement and Jump if Not Zero) verwendet, sodass der auf 0x00 gesetzte Levelzähler nach dem ersten Durchlauf noch einmal heruntergezählt wird und nun wieder auf 0xFF steht. Daher wird die Schleife 256 mal durchlaufen und das Spiel versucht, ebenso viele Früchte zu zeichnen. Die gibt es aber gar nicht, stattdessen landet Datenmüll aus dem Grafikspeicher auf der rechten Bildschirmhälfte und macht das Labyrinth kaputt. Eine sehr detaillierte Erklärung und einen Bugfix (!) findet man auf der Webseite von Don Hodges.

Insgesamt findet man auf der heilen, linken Seite 112 Pillen und zwei Power-Pellets, also 1220 Punkte. Aufgrund des beschädigten Spielbretts erscheint nur eine einzelne "Frucht", in diesem Falle ein Schlüssel, der 5000 Punkte zählt.

Auf der kaputten Seite des Levels gibt es neun weitere Pillen, diese sind teilweise verfärbt und ungewöhnlich verteilt. Außerdem erscheinen sie bei einem Bildschirmtod erneut. Hat man in den vorherigen 255 Leveln kein Extra-Leben verbraucht, geht man mit sechs Versuchen in Level 256. Man kann die neun "kaputten" Pillen also insgesamt sechs mal einsacken: 6 × 90 = 540

Die originalen Pac-Man-Arcade-Konsolen

(Bild: Bildquelle Pacman-Flyer )

Leider muss man aber in jedem Level alle 240 Pillen plus vier Power-Pellets verdrücken, um ins nächste Level zu gelangen. Im Kill-Screen gibt's aber nur 121 der kleinen, gelben Gnubbel, hier endet das Spiel also aufgrund des Bugs, nachdem man sein sechstes, virtuelles Leben ausgehaucht hat. Die Punkte aus Level 256 addiert, ergeben genau die fehlenden 6760 Punkte, die zusammen mit den 3.326.600 aus Level eins bis 255 zum perfekten Score von 3.333.360 Punkten fehlen.

Entwickelt wurde das originale Pac-Man vom Japaner Toru Iwatani. Er begründete damit quasi nicht nur die goldene Ära der Videospiele, sondern verpasste im Zuge dessen den vier kleinen Geistern ganz individuelle Persönlichkeiten. Das Spieldesign von Pac-Man findet sich noch heute in Grundzügen in einer Vielzahl Videogames wieder; auch Indie-Entwickler lassen sich immer wieder davon inspirieren:

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externes Video (Kaltura Inc.) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Kaltura Inc.) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Wer sich heute noch am Highscore versuchen möchte, kann das mit einem der vielen Pac-Man-Klone, oder Namco All-Stars Pac-Man der offiziellen PC-Portierung tun. Die ist mittlerweile leider Abandonware, und nur noch 30 Minuten lauffähig. Alternativ kann man mit einem Arcade-Emulator wie MAME (Multiple Arcade Machine Emulator; und dem passenden Original-ROM) trainieren. Als "echte" Rekord-Highscores gelten allerdings nur welche, die am Original-Spielhallen-Automaten aufgestellt werden. Der neue Reiz bei der Weltrekord-Jagd liegt darin, wie schnell man Pac-Man durchspielt. Aktueller Rekordhalter ist Dave Race, der am 4. Juni 2012 den Perfect Score in drei Stunden, 33 Minuten und 12.69 Sekunden erspielte.

Pac-Man 256 macht aus dem kaputten Level 256 ein Feature ... und Pac-Man zum "Endlos-Runner". Statt ein Labyrinth ganz abzuräumen, muss man so lange wie möglich überleben, während das Labyrinth am unteren Rand immer mehr zerfällt.

Die Namensherkunft des kleinen gelben Helden erfährt man mit der nötigen Prise Nerd-Humor beispielsweise bei "Scott Pilgrim":

Bleibt nur noch, ein freudiges Waka-waka zu wünschen. Wunderbar simulieren lässt sich das, indem man sich einfach einen Finger ins Ohr steckt, und ihn dort auf und ab wackelt. Ein toller Zeitvertreib für Bildschirmarbeiter aller Orten...waka-waka-waka-waka...

Siehe dazu auch: