Interview mit Adam Bien zur aktuellen Entwicklung von Java EE

Thorben Janssen im Gespräch mit Adam Bien über die aktuelle Entwicklung von Java EE und die Möglichkeit, die Entwicklung durch die Community weiter voranzutreiben.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Thorben Janssen

Es gibt viele interessante Menschen in der Java-Community, die mit ihrem Engagement in Java Specification Requests (JSRs) und Open-Source-Projekten die Entwicklung vorantreiben. Einige möchte ich hier nach und nach vorstellen. Diesmal habe ich mit Adam Bien über die aktuelle Entwicklung von Java EE und die mögliche Beteiligung der Entwickler-Community gesprochen.

Thorben Janssen: Adam, erzähle uns doch ein bisschen über dich. Wie bist du zur Softwareentwicklung gekommen, und was machst du heute?

Adam Bien gehört zu Deutschlands bekanntesten Java-Entwicklern

(Bild: github.com/AdamBien)

Adam Bien: Computer haben mich immer schon fasziniert. Mit 12 Jahren hatte ich den ZX Spectrum 128 kB bekommen. Bald fing ich an, in Basic zu programmieren. Danach kamen Turbo Pascal, C, C++, Java und JavaScript (noch als LiveScript).

Janssen: Was machst du privat, wenn du nicht gerade in der Softwareentwickelung unterwegs bist?

Bien: Privat entwickle ich für mich privat :-). Vor 10 Jahren hatte ich meine Heizung gehackt. Viele meiner Projekte auf GitHub sind in der Freizeit entstanden. Ich betreibe auch einen eigenen Server. Ich wähle die Hardware und Softwarekomponenten regelmäßig neu aus. Docker hatte ich bereits in den ersten verfügbaren Versionen eingesetzt.

Janssen: Und womit verdienst du deine Brötchen?

Bien: Ich arbeite als freiberuflicher Consultant im Java-/-Java-EE-Bereich. Meistens handelt es sich um Architekturberatung, Code Reviews, initiale Projekthilfe, Entwicklung von Software, oft helfe ich auch bei Laufzeitproblemen und instabilen Systemen. Zunehmend populärer werden auch interne Firmenevents, zu denen ich eingeladen werde.

Drei- bis viermal im Jahr führe ich Java-EE-Workshops zu verschiedenen Themen am Flughafen München durch -- die airhacks.com. Eine Online-Variante (airhacks.io) habe ich kürzlich veröffentlicht. Während der Geschäftsreisen entstehen Artikel und Bücher.

Janssen: Du bist als großer Befürworter von Java EE bekannt, wie bewertest du die aktuelle Situation um Oracle und Java EE 8?

Bien: Oracles Mitarbeiter sind als Spec Leads im JCP seit der letzten JavaOne-Konferenz in San Francisco inaktiver geworden und wurden anderen internen Projekten zugeordnet. Dafür ist die Community aktiver geworden. Da ich schon mit Java EE 6 sehr zufrieden bin, sehe ich eine mögliche Verschiebung der Java EE 8 als unkritisch an.

Strategisch ist die Position von Oracle schon interessant. Java EE hat der Popularität von WebLogic verholfen. Insbesondere größere Projekte machen sich ungern von proprietären Features eines Herstellers abhängig. Eine Vernachlässigung der Java EE wird sich negativ auf die Verkaufszahlen des WebLogic auswirken.

Die Kündigung des kommerziellen GlassFish-Supports hat bereits ein Massenexodus zu WildFly und Payara bewirkt. Möglicherweise möchte Oracle die Aufmerksamkeit auf das eigene Cloud-Angebot richten.

Janssen: Das vermehrte Engagement der Community wurde in den letzten Wochen und Monaten immer häufiger deutlich. Aber in welchem Umfang kann die Java-Community auf die Weiterentwicklung von Java EE überhaupt Einfluss nehmen?

Bien: JCP steht für Java Community.Prozess. Wir haben also alle Möglichkeiten, uns zu beteiligen. Von der Beteiligung bei der Weiterentwicklung bis zur der vollständigen Übernahme einer inaktiven Spezifikation (siehe "Is it possible to create your own JSR? – An interview about Java Community Process (JCP) with Heather Vancura") ist alles denkbar.

Janssen: Wohin können sich interessierte Entwickler denn wenden, wenn sie sich beteiligen wollen?

Bien: Die Beteiligung am JCP bringt am meisten. Am besten ist es, die Mailinglisten (siehe "The public Java EE 8 mail archives") regelmäßig lesen, nützliche Features vorschlagen und aktiv die Zukunft von Java EE gestalten. Nebenbei erfährt man schon jetzt, wie die Zukunft aussehen wird.

Janssen: Welche weitere Projekte verfolgst du, wenn du dich nicht gerade für Java EE engagierst?

Bien: Ich bin schon sehr gut mit Java 8, Java FX und Java EE beschäftigt. Ein zweiter Fokus liegt auf HTML 5, CSS 3 und JavaScript – viele Java-EE-Projekte benötigen eine HTML5-UI und meine Kunden eine möglichst langfristige Lösung.

Zunehmend beliebt ist auch die airhacks.tv-Sendung. Einmal im Monat werden die als GitHub “gist” gesammelten Fragen live beantwortet. Echtzeit-Fragen aus dem Chat und Twitter haben Priorität. Dafür beantworte ich keine technischen Fragen mehr per E-Mail. Die Sendung macht sehr viel Spaß, und das weltweite Publikum ist nett und hilfsbereit.

Janssen: Wo kann man dich finden, wenn man mehr über dich und deine Projekte erfahren möchte?

Janssen: Vielen Dank für das Interview, weiterhin viel Erfolg mit deinen Projekte, und ich hoffe wir können auch noch in ein paar Jahren über die Entwicklung von Java EE diskutieren. ()