Blutiges Experiment: Roboter verletzt "bewusst" und "böswillig" Menschen

Der Forscher und Künstler Alex Reben hat eine Maschine gebaut, die Versuchswilligen mehr oder weniger willkürlich eine Nadel in die Fingerkuppe rammt und gegen die Robotergesetze verstößt. Es geht ihm um eine Ethikdebatte.

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blutender Finger

(Bild: Alex Reben)

Lesezeit: 2 Min.

Die Bildsequenz tut schon beim Hinsehen weh: Ein Proband legt eine Fingerkuppe in eine Trapezform und – zack – rammt ein Robotergreifarm ihm eine Nadel ins Fleisch. Die gezeigten Folgen sind mit einem kräftigen Bluterguss zwar noch vergleichsweise harmlos, doch dem Macher des Experiments, Forscher und Installationskünstler Alex Reben, geht es ums Prinzip. Nach seinen Angaben hat er mit dem Projekt "The First Law" den ersten Roboter geschaffen, der "autonom und absichtlich" das erste Asimovsche Robotergesetz bricht.

"Ein Roboter darf kein menschliches Wesen (wissentlich) verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen (wissentlich) Schaden zugefügt wird", lautet die Regel des russisch-amerikanischen Naturwissenschaftlers und Science-Fiction-Autors Isaac Asimov. Für den militärischen Bereich einschließlich Kampfroboter gilt diese Vorgabe zwar schon lange nicht mehr und insgesamt haben die "Gesetze" Asimovs ihre methodischen Schwächen. Trotzdem erscheinen sie vielen Beobachtern noch als Schutzwall vor dem Schreckgespenst Amok laufender Roboter und anderer Agenten Künstlicher Intelligenz.

Anders als etwa bei "Killerdrohnen", bei denen letztlich noch ein Mensch den Knopf für den Raketenabschuss drückt, oder als bei Tretminen, die prinzipiell beim Betreten explodieren, entscheidet der mit der Nadel bestückte Roboter laut Reben bei jeder wahrgenommenen Person, ob er sie verletzen soll. Der Techniker und Programmierer könne selbst nicht vorhersagen, wie sich das Metallgebilde letztlich verhalte. Damit sei eine neue "Klasse von Robotern" in der Welt, die grundlos Menschen Schaden zufüge und so eine Menge nun nicht mehr vermeidbarer ethischer Fragen aufwerfe.

Keine Firma wolle die erste sein, die eine solche Art Frankenstein produziere, erläuterte Reben seinen Ansatz gegenüber dem US-Magazin "Fast Company". Auch akademische Institute dürften sich dabei zurückhalten, obwohl solche Gefahren real seien und frühzeitig debattiert werden müssten. So bleibe es wohl an der Kunstwelt, die drohende Entwicklung ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken. Der Absolvent des MIT Media Lab, der derzeit am Technologiezentrum Stochastic Labs im kalifornischen Berkeley tätig ist und jüngst mit einem Generator von Patentschriften für Schlagzeilen sorgte, wünscht sich, dass sich insbesondere Techniker, Philosophen und Rechtsexperten mit seiner Erfindung auseinandersetzen. (axk)