Allianz-Versicherung testet Blockchain-Technik mit "Katastrophen-Anleihen"

Blockchain-Technik ist als neue Wunderwaffe der Finanzindustrie in aller Munde. Versicherungsriese Allianz hat das mal in einem Pilottest ausprobiert und zeigt sich angetan.

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Allianz-Versicherung testet Blockchain-Technik mit "Katastrophen-Anleihen"

(Bild: Allianz)

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Der deutsche Versicherungskonzern Allianz hat offenbar einen erfolgreichen Testlauf mit einer Blockchain für Finanzinstrumente durchgeführt. Sowohl der Handel mit sogenannten Katastrophen-Anleihen und -Swaps als auch die Verwaltung dieser Wertpapiere lasse sich mit einem solchen digitalen Kassenbuch vereinfachen und deutlich beschleunigen, resümiert die Allianz in ihrer Pressemitteilung.

Beide genannten Finanzvehikel dienen zur Auslagerung des Risikos, wenn eine vorher genau definierte Katastrophe auftritt, zum Beispiel ein Orkan in Florida. Wer in solch eine Anlage investiert, übernimmt dann das finanzielle Risiko und bekommt dafür Geld von der Versicherung. Tritt das Ereignis nicht ein, verdient man – tritt es aber ein, ist die Versicherung aus dem Schneider und die Investoren müssen bluten.

Über in der Blockchain hinterlegte Smart Contracts – also in Code gegossene Verträge – lassen sich solche Finanz-Vereinbarungen der Allianz zufolge effizient automatisieren. "Jeder validierte Vertrag auf der offenen, frei zugänglichen Infrastruktur enthält Daten und selbstausführende Codes. Tritt das zuvor festgelegte Trigger-Ereignis ein, werden die vordefinierten Datenquellen aller Teilnehmer erfasst und dann automatisch alle Zahlungen zu oder von Vertragspartnern ausgeführt“, erläutert der Versicherer.

Besonders der Wegfall der "menschlichen Intervention“ sagt dem Konzern zu, weil das "Schnittstellenverluste“ und Fehlerrisiken erheblich verringere. Geschwindigkeit und Effizienz würden dadurch zugleich erheblich gesteigert. „Auf unserem Weg hin zu einem digitalen Versicherer verspricht Blockchain transparentere, bequemere und schnellere Leistungen für unsere Kunden“, betont Solmaz Altin, Chief Digital Officer bei der Allianz.

Als Blockchain bezeichnet man eine verteilte Datenbank, in der Einträge in chronologisch aufeinanderfolgenden Datenblöcken festgehalten werden. Durch kryptografische Signaturen ist dabei die Fälschungssicherheit der Einträge garantiert. Das wohl bekannteste Nutzungsszenario ist die Kryptowährung Bitcoin, bei der alle Guthaben und Transaktionen in einer solchen öffentlich einsehbaren Blockchain dokumentiert sind. Einträge in diese Blockchain kann prinzipiell jeder vornehmen, der genug Rechenkapazität für die Erzeugung eines Proof of Work beim sogenannten Mining bereitstellt.

Durch seinen P2P-Charakter soll der Bitcoin Banken prinzipiell überflüssig machen können. Die Blockchain-Experimente der Finanzindustrie, beispielweise beim Startup R3 CEV, an dem sich zahlreiche Großbanken beteiligen, zielen natürlich auf anderes. Unter anderem etwa ist die Hoffnung der Branche, künftig Vermittler, Rechnungsprüfer, Clearingstellen und ähnliches einsparen zu können – aber nicht sich selbst. (axk)