Steuervorteil dahin: iTunes verlässt Luxemburg

Die Apple-Tochter hat die europäischen Läden für Apps und Inhalte bislang aus Luxemburg betrieben, der Vorteil der niedrigeren Umsatzbesteuerung ist 2015 aber weggefallen.

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Apple

(Bild: dpa, Axel Heimken)

Lesezeit: 2 Min.

Apple schließt die in Luxemburg ansässige Tochter iTunes S.à r.l., wie die Zeitung Luxemburger Wort berichtet. Das europäische Geschäft mit Apps und digitalen Inhalten will das Unternehmen künftig von Irland aus leiten, dort sitzt bereits Apples Europazentrale. Im Rahmen der Erweiterung des Geschäftsbetriebes in Cork werde auch das iTunes-Geschäft eingegliedert, der Verkauf von Online-Inhalten "in über 100 Ländern" erfolge dann von Irland aus, bestätigte der Konzern gegenüber der Tageszeitung.

Im Jahr 2015 hat iTunes Luxemburg mit 24 Mitarbeitern nach Informationen der Zeitung einen Umsatz von gut 3 Milliarden Euro erwirtschaftet – und einen Gewinn von 111 Millionen Euro.

Die Tochterfirma iTunes ist seit 2004 in Luxemburg ansässig. Dies ermöglichte den Verkauf von Apps und Inhalten in Europa zum vergleichsweise niedrigen Steuersatz in Höhe von 15 Prozent. Mit der neuen EU-Umsatzsteuerregelung verschwand dieser Vorteil Anfang 2015: Seitdem gilt für digitale Waren – darunter fallen auch die Apps – der Umsatzsteuersatz des Landes, in dem der Käufer seinen Wohnsitz hat.

Dieser liegt in allen anderen EU-Ländern deutlich über den 15 Prozent (seit 2015 17 Prozent) in Luxemburg. Die Spanne reicht von 18 Prozent in Malta bis zu einer Umsatzsteuer von 27 Prozent in Ungarn.

In europäischen Ländern beinhaltet der im iTunes Store und App Store gezeigte Verkaufspreis bei Apps und Inhalten wie Musik und Spielfilmen stets die Umsatzsteuer. Apple führt diese ab, behält gewöhnlich 30 Prozent des Nettoverkaufspreises als Provision ein und überweist die restlichen 70 Prozent an den Entwickler. Mit der geänderten Umsatzbesteuerung hat das Unternehmen auch die Preisstufen in den europäischen App Stores angehoben, seitdem kosten Apps in Deutschland mindestens 99 Cent.

Die EU-Kommission prüft derzeit Apples Steuerpraxis in Irland, über Tochterfirmen wird dort ein Großteil des internationalen Geschäftes abgewickelt. Die Untersuchung soll klären, ob es sich bei Apples vergleichsweise geringen Steuerzahlungen in Irland um Staatsbeihilfe handelt. Dem Konzern droht eine Nachzahlung in Milliardenhöhe. Man habe jeden Steuer-Cent bezahlt, der in Irland fällig ist, betonte eine Managerin des Konzerns zuletzt. (lbe)