10 Cent statt 100 Euro

Tom Baden zeigt mit einer Mischung aus Open Source und 3D-Druck, dass Labore zumindest einen Teil ihrer Ausstattung selbst herstellen können.

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Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Judith Reker

TR: Sind Sie so unzufrieden mit den bisherigen Produkten?

Tom Baden: Der Knackpunkt ist, dass die Pläne für unsere Geräte wirklich offen sind. Wir als Wissenschaftler benutzen ein Gerät ja nicht alle in der gleichen Weise. Wenn ich wirklich weiß, wie etwas gebaut ist, kann ich es für meine Zwecke weiterentwickeln. Das führt zu einer Evolution der Geräte und schließlich dazu, dass sie wirklich gut werden.

Wie realistisch ist das? Schließlich sind die technischen Anforderungen gerade bei Laborgeräten ziemlich hoch.

Es gibt natürlich Geräte, an die selbst gebaute Sachen nicht heranreichen werden. Für die braucht man eine Industrie, die viel Geld in die Forschung steckt. Aber ich glaube, ein Denken zerfällt im Moment: Was für die Wissenschaft gedacht ist, muss zwangsläufig teuer sein. Mein Lieblingsbeispiel ist der Gelkamm, den man in der Mikrobiologie benutzt. Das ist tatsächlich nichts weiter als ein Kamm. Dafür zahlt man 100 Euro heutzutage. Aber man kann ihn sehr einfach und schnell selber bauen. Der Druck dauert zehn Minuten und kostet vielleicht zehn Cent.

Mit Ihrer NGO "Trend in Africa" geben Sie zudem regelmäßig Kurse für Nachwuchsforscher in Afrika. Was packen Sie ein?

Mehrere Raspberry Pi, das sind sehr günstige Einplatinencomputer, einen großen Haufen an Arduino-Steuerhardware und den Standard-Elektronikkleinkram – LEDs, Kabel und Widerstände usw. –, damit man kleine Circuits bauen kann. Dazu kommen alle möglichen 3D-gedruckten Sachen. Bisweilen haben wir auch einen 3D-Drucker vor Ort, aber nicht jedes Mal.

Sehen Sie in Entwicklungsländern das größte Potenzial für Open Labware? Kosten und Verfügbarkeit sind in Industrienationen schließlich weniger drängend.

Eigentlich sehe ich es nicht so. Meine Kollegen und ich benutzen die Dinge ja auch, es ist also nicht so, dass man sie nur gut findet, wenn man keine Alternative hat.

Wie viele nutzen denn das Angebot?

Das ist schwer in Zahlen zu fassen. Wir haben Tausende Designs. Dementsprechend groß ist auch die Community, die dazu beiträgt. Noch einmal größer dürfte die Menge derjenigen sein, die Geräte nur einsetzen, aber keine selbst entwickeln.

Wie viele Geräte haben Sie bisher selber gebaut?

Wenn man den Schnickschnack mitzählt, bestimmt zehn. Ohne die Spielereien: vier. Mein Lieblingsgerät ist der FlyPi, den ich zusammen mit André Maia Chagas gebaut habe. Das ist ein Mikroskop, das Bilder nicht nur vergrößern kann, sondern auch Fluoreszenzbildgebung ermöglicht. Damit können mittels verschiedener Wellenlängen bestimmte Teile einer Probe hervorgehoben werden. Das haben bisher nicht viele Open-Labware-Geräte geschafft. Aber das Wichtigste ist: Es ist einfach sinnvoll einsetzbar in meiner Forschung. (bsc)