VMware bringt den Server in den Server

VMware will mit neuen Produkten nicht nur mehrere Betriebssysteme auf dem Server unter einen Hut bringen, sondern vor allem Evaluation und Wartung vereinfachen.

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Seit Mitte 1999 gibt es VMware – eine Software, die einen PC unter Linux oder Windows NT/2000 nahezu beliebige andere PC-Betriebssysteme in einer virtuellen Maschine zusätzlich ausführen lässt. Am gestrigen Dienstag hat der gleichnamige Hersteller neue Produkte angekündigt, die nun die Server erobern sollen: VMware GSX Server und ESX Server, so die offizielle Produktbezeichnungen, sollen es gestatten, mehrere Server auf einer Maschine zu vereinen.

Neu gegenüber der bisherigen für Workstations gedachten Software ist spezielles Werkzeug für den Fernzugriff auf die virtuellen Maschinen und deren Steuerung; ein eigenes API, um die Server-Software mit Perl anzusteuern ist dabei. Die virtuellen Maschinen arbeiten auch, ohne dass der Server überhaupt einen Bildschirm braucht (head less). Ferner verspricht VMware bessere Performance und hat die technischen Grenzen erweitert: So dürfen virtuelle Platten jetzt bis zu 64 GByte groß werden – bei der Workstation-Version liegt das Limit derzeit bei 2 GByte.

Die GSX-Variante des Servers läuft nach wie vor unter einem Wirtssystem, die ab Anfang 2001 verfügbare Version unter Linux. Eine Version für den Einsatz unter NT soll im ersten Halbjahr 2001 erhältlich sein. Der Server namens ESX kommt ganz ohne Wirtsbetriebssystem aus. Er bringt eine eigene spezielle Bedienkonsole mit und bietet erweiterte Werkzeuge, um die Verteilung der Rechenleistung des Wirtssystems auf die virtuellen Server zu beeinflussen. Ihn will VMware im ersten Quartal 2001 in "begrenzten Stückzahlen" liefern.

Anders als man vielleicht erwarten könnte, handelt es sich dabei aber nicht um Software, die einen verteilten Einsatz der Gastbetriebssysteme ermöglicht, also in Art eines Terminal-Servers funktioniert. Als potenzielle Kunden sieht VMware für die GSX-Version Firmenkunden und Entwickler, die Server-Software oder die Betriebssysteme selbst evaluieren. Dank der Möglichkeiten, die auch schon die Workstation-Variante von VMware beinhaltet (etwa Änderungen an Plattenimages rückgängig zu machen) soll mit den VMware-Servern das Testen bestimmter Nutzungsszenarien deutlich leichter fallen. Die ESX-Version soll eher Web-Hoster und ASPs ansprechen.

Die Preise sind nicht ohne: 2500 US-Dollar soll der GSX-Server kosten. Dazu kommen noch 10-25 Prozent Supportkosten. Die ESX-Version schlägt monatlich je nach Nutzungsverhalten mit mindestens 20.000 US-Dollar zu Buche, zuzüglich Support. Ohne Support will VMware die Produkte nicht anbieten. Parallel zu der Ankündigung der neuen Produkte baut VMware seine Support- und Consulting-Angebote aus.

Für Privatanwender, die VMware schätzen, um nicht laufend zwischen Windows und Linux hin- und herbooten zu müssen, sind das allesamt keine besonders guten Nachrichten, da VMware offensichtlich zukünftig vor allem auf Großunternehmen abzielt. Es kommt aber noch schlimmer: Die bisher von VMware für den Hobby-Einsatz deutlich günstiger (99 US-Dollar) angebotenen Workstation-Versionen gibt es nunmehr nur noch bis zum 16. Dezember, ursprünglich sollte das Angebot sogar schon am heutigen Mittwoch ablaufen. Dann wird nur noch die Vollversion für zur Zeit 300 US-Dollar existieren. Lediglich für Forschung und Lehre soll es dann noch Sonderkonditionen geben. (ps)