Astronomie: Hinweis auf Millionen Schwarze Löcher in der Milchstraße

Ein Objekt namens VLA J2130+12 ist anders als bislang gedacht doch keine weit entfernte Galaxie sondern ein vergleichsweise nahes und sehr ruhiges Schwarzes Loch. Ähnliche könnten in der Milchstraße viel zahlreicher sein.

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Astronomie: Hinweis auf Millionen Schwarze Löcher in der Milchstraße

(Bild: Röntgenbild: NASA/CXC/Univ. of Alberta/B.Tetarenko et al; Optisch: NASA/STScI; Radio: NSF/NRAO/VLA/Curtin Univ./J. Miller-Jones)

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Astronomen haben dank der Zusammenführung von Daten mehrerer Observatorien ein bislang unbekanntes Schwarzes Loch in der Milchstraße gefunden, das darauf hindeutet, dass es in unserer Galaxis noch viel mehr davon gibt. Wie die NASA erläutert, haben die Forscher um Bailey Tetarenko von der kanadischen University of Alberta Daten des Röntgenteleskops Chandra, des Weltraumteleskops Hubble und des Interferometers Karl G. Jansky Very Large Array (VLA) ausgewertet. Dabei hätten sie erkannt, dass ein Objekt namens VLA J213002.08+120904 – anders als gedacht – doch keine weit entfernte Galaxie ist, sondern ein vergleichsweise naher massearmer Stern und ein Schwarzes Loch.

Wie die Wissenschaftler erläutern, ist VLA J213002.08+120904 (oder VLA J2130+12) seit zwei Jahrzehnten bekannt. Es sende vor allem Radiowellen aus, aber vergleichsweise wenig Röntgenstrahlung. Auch wenn das Objekt aus unserer Perspektive nahe des Kugelsternhaufens M15 zu sehen ist, haben Forscher demnach bislang gedacht, dass es sich um eine weit entfernte Galaxie handelt. Neue Messungen mit verschiedenen Radioteleskopen – darunter das European Very Long Baseline Interferometry Network – hätten jedoch gezeigt, dass das Objekt gerade einmal rund 7200 Lichtjahre entfernt ist. Das ist fünf Mal so nahe wie M15 und mitten in unserer Milchstraße.

Der Untersuchung zufolge zieht VLA J2130+12 in geringem Umfang Masse des nahen Sterns in sich, lasse aber viele Anzeichen vermissen, die sonst auf ein Schwarzes Loch hindeuten. So erhitze sich das aufgesaugte Material normalerweise stark und verrate dadurch das Schwarze Loch. Solch ein ruhiges Schwarzes Loch in einem binären System sei vorher noch nicht beobachtet worden. Weil es aber in einem so kleinen Ausschnitt des Himmels gefunden wurde, spekulieren die Forscher nun, dass es sehr viele solcher Systeme geben könnte.

Wenn die Forscher nicht unwahrscheinliches Glück gehabt haben, könnte es Zehntausende oder sogar Millionen dieser Schwarzen Löcher in der Milchstraße geben, schlussfolgern sie. Das wären drei oder tausend Mal so viele, wie bislang erwartet. Einige dieser Schwarzen Löcher könnten auch der Erde deutlich näher sein, als bislang angenommen. Das sei aber kein Grund zur Beunruhigung, da sie auch dann immer noch viele Lichtjahre von uns entfernt wären.

Chandra (7 Bilder)

Cassiopeia A

Ein aus Aufnahmen von Chandra, Hubble und Spitzer zusammengesetzte Aufnahme des Supernova-Überrests Cassiopeia A
(Bild: NASA/CXC/SAO)

(mho)