Brexit: Einschnitte in der britischen Forschung zu erwarten

Der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union wird sich auch auf die Forschungs- und Hochschullandschaft des Inselstaats auswirken. Die Finanzierung von Projekten ist dabei nur ein Grund.

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Brexit: Einschnitte in der britischen Forschung zu erwarten

(Bild: Illustration: Simon Landrein)

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Als "eine Katastrophe für die britische Wissenschaft" hatten 159 Mitglieder der Royal Society an der Universität von Cambridge bereits im Vorfeld des EU-Referendums einen Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union bezeichnet. Das Ergebnis der Abstimmung in der vergangenen Woche trifft somit auch die britische Forschungsgemeinschaft. Die Besorgnis betrifft die Finanzierung von Projekten und Innovationen und der Einschränkung der Freizügigkeit von jungen Forschern in Europa, berichtet Technology Review online.

Bisher profitierten auch die anderen EU-Länder von dem Austausch mit britischen Wissenschaftlern: 16 Prozent der einflussreichsten Paper weltweit sind unter der Beteiligung von Briten entstanden. Die Förderanträge von der Insel sind in Brüssel daher gern gesehen, so dass Großbritannien bei der Verteilung von Mitteln stets einen guten Schnitt machte: Zwischen 2007 und 2013 beteiligte sich Großbritannien mit 5,4 Milliarden Euro am EU-Forschungsbudget, zugleich erhielt es in Form von Förderung und Stipendien 8,8 Milliarden Euro. Die britischen Labore und Einrichtung hängen zu einem Viertel von dieser öffentlichen Förderung ab. Ein Anteil, der in den letzten Jahren zugenommen hat. Wegfallen würde etwa die Teilnahme am EU-Forschungsprogramm Horizon 2020, das von 2014 bis 2020 insgesamt 80 Milliarden Euro für die EU-Mitgliedsländer bereitstellt. Für diese Finanzierungslücke haben die Brexit-Vertreter eine einfache Lösung: Der britische Statt solle Steuern seiner Bürger nicht an die EU überweisen, sondern Zuhause ausgeben.

Indes argumentieren Befürworter des Brexits, dass Großbritannien weiterhin an der EU-Forschung unter einem Assoziierungsabkommen teilnehmen kann. Doch dann muss Land mehr bei EU-Projekten dazu zahlen, was Forschung rund 20 Prozent teurer machen wird, so die Einschätzungen von Wissenschaftlern. Großbritannien würde außerdem sein Mitspracherecht bei der Verteilung der Fördermittel verlieren.

Auf der Strecke bleiben würde beispielsweise die Fusionsforschung: Die EU betreibt das weltweit fortgeschrittenste Fusionsexperiment, den JET Reaktor, in England, das britischen Physikern und Ingenieuren eine einzigartige Position in der Technologie beschert hat, sagte die U.K. Atomic Energy Agency. Die nächste Stufe in dieser Entwicklung, der ITER in Frankreich, zu erreichen, wird ohne die Briten länger dauern.

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(jle)