Sehnsuchtsort Dakar

Enduro-Konzept BMW Lac Rose

Retro Rules: BMW stellt den Prototypen "Concept Lac Rose" auf Basis ihres sehr erfolgreichen Naked Bikes R NineT vor. Die Enduro, die aussieht wie die legendäre Rallye-GS aus den 1980er-Jahren wird wohl nächstes Jahr fast unverändert in Serie gehen

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  • iga
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München, 29. Juni 2016 – Früher war alles einfacher. Die Motorräder an sich, aber auch das Leben ohne Globalisierung. Die Rallye Dakar musste ihretwegen schon längst den Kontinent wechseln, die Kradkäufer werden immer älter und so träumen sich immer mehr Menschen immer lieber zurück in die heroischen Zeiten. Dakar wird zum Sehnsuchtsort und BMWs neues „Concept Lac Rose” liegt quasi auf der Hand. Die Enduro auf Basis des sehr erfolgreichen Naked Bikes R NineT, die aussieht wie die legendäre Rallye-GS aus den 1980er-Jahren, wird wohl nächstes Jahr fast unverändert in Serie gehen

Ohne die R 80 G/S würde es BMW Motorrad höchstwahrscheinlich nicht mehr geben. Was sich heute in Anbetracht von über 100.000 produzierten Motorrädern pro Jahr absurd anhört, klang 1979 durchaus realistisch. Die klobigen, lahmen Boxer-BMW wollte damals kaum noch jemand haben und die Konzernführung in München dachte laut darüber nach, die Produktion von Zweirädern endgültig einzustellen. Doch einige engagierte BMW-Ingenieure hatten in ihrer Freizeit das Straßenmotorrad R 80/7 zu einer Enduro umgebaut, um an Geländerennen teilzunehmen. Sie konnten die Geschäftsführung überzeugen, auf Basis dieses Prototyps eine Seriemaschine aufzulegen. Die R 80 G/S getaufte Maschine – G für Gelände und S für Straße – kam 1980 auf den Markt und wurde sehr positiv von der Kundschaft aufgenommen. Der 800er-Boxer mit 21-Zoll-Vorderrad entpuppte sich als idealer Untersatz für ausgedehnte Reisen, wo vor allem Schotterstrecken ans Ziel führten.

Das Rallye-Monster

BMW wollte sich mit dem neuen Modell auch im Rennsport der Konkurrenz stellen und ließ von der Tuning-Firma HPN eine R 80 G/S mit Riesentank, Motormodifikationen und verstärktem Fahrwerk aufbauen, um an der berühmt-berüchtigten Rallye Paris-Dakar teilzunehmen. Der Franzose Hubert Auriol schaffte schon 1981 die Sensation und gewann das brutale Rennen quer durch die Sahara gegen die Armada von leichten Einzylindern aus Japan. Der Imageschub war für die Serien-G/S (später entfiel der Querstrich und sie hieß nur noch GS) gewaltig. Auriol wiederholte das Kunststück 1983, danach löste ihn der Belgier und dreimalige Motocross-Weltmeister Gaston Rahier in der Siegerliste ab und gewann 1984 die Rallye, deren letzte Etappe kurz vor Dakar an einem rosa schimmernden See namens Lac Rose entlangführte.

1985 trat der nur 1,64 Meter kleine Rahier auf einem Rallye-Monster an. Der Boxer war von HPN auf 980 Kubikzentimeter aufgebohrt worden, leistete 70 PS und die Federwege betrugen stattliche 300 Millimeter. Tatsächlich musste Rahier im Laufen auf das anfahrende Motorrad springen, weil seine Beine einfach zu kurz waren. Bereits auf der ersten Etappe in Frankreich stürzte der Belgier und verbog die BMW heftig. Das Team wollte schon aufgeben, aber Rahier bestand darauf weiterzufahren.