Alan Greenspan beflĂĽgelt die Hightech-Aktien

Vom gestrigen Kursfeuerwerk an der Wall Street profitierten auch die Technologiewerte massiv. Geht es wieder aufwärts mit der New Economy?

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Von
  • Michael Kurzidim

Das erlösende Wort, Alan Greenspan, Chef der US-amerikanischen Notenbank, sprach es gestern aus: Fallende Aktienkurse würden die US-Wirtschaft stärker belasten als Zinsanhebungen. Und bei einem sich verlangsamenden Wirtschaftsboom oder gar der Gefahr einer Rezession könnte die Federal Reserve Bank sogar die Zinsen senken: "Die Expansionsgeschwindigkeit der wirtschaftlichen Aktivität hat sich spürbar verlangsamt, zum Teil, da die engen finanziellen Bedingungen gewisse Auswirkungen auf zinsempfindliche Bereiche der Ökonomie gehabt haben."

Experten werteten dies auch gleich als Ankündigung einer Zinssenkung: Geld wird billiger. Als Reaktion darauf explodierte die Wall Street – allein der Nasdaq Composite Index kletterte um 10,5 Prozent, die höchste Steigerungsrate an einem einzigen Tag seit seinem Bestehen.

Ein starker amerikanische Aktienmarkt ist auch gut fĂĽr den Rest der Welt. BeflĂĽgelt von den Vorgaben aus den USA starteten auch die deutschen Aktien am heutigen Mittwochmorgen fester in den Handel. Der Nemax 50 kletterte um knapp 4,7 Prozent auf 3414 Punkte. Auch im DAX machten die Technologiewerte ein dickes Plus. Ist damit endlich das Ende der Durststrecke fĂĽr die New Economy in Sicht?

Eine kritische Stimmung machte sich im Laufe des Tages allerdings an der Börse in Tokyo breit. Zwar kletterte der Nikkei-Index bis zur Schlussglocke um 194,32 Punkte auf nunmehr 14.889 Zähler, allerdings mehrten sich unter Marktteilnehmern die Befürchtungen, dass der Anstieg des Nasdaq am Vortag möglicherweise zu euphorisch gewesen sei. Gerade deshalb aber bleiben die Japaner skeptisch. Möglicherweise war alles letzten Endes doch nur ein Strohfeuer.

Auch in Frankfurt gibt es Skeptiker. "Die Anleger halten sich noch etwas zurück und warten erst, wie die New Yorker Börse eröffnen wird", beschreibt Markus Maisch, Händler bei der Frankfurter Sparkasse 1822, die Stimmung. Aber die Richtung nach oben sei da, hörte man aus Händlerkreisen.

Positiv wirkten sich auch die neuesten Entwicklungen im US-Wahlkampf auf die Märkte aus. Die vom obersten Gerichtshof von Florida abgewiesene Klage des Demokraten Al Gore lasse eine Entscheidung näher rücken, hieß es. Für den wirtschaftsfreundlichen Republikaner George Bush sieht es gut aus. Es werde im Moment allgemein angenommen, dass die Unsicherheit im Präsidentenwahlkampf vorbei sei, erklärt Alfred Kugel, Chefstratege bei Stein, Roe & Farnham dem Handelsblatt. Und damit hat auch die Unsicherheit auf dem Börsenparkett ein Ende.

George W. Bush neuer US-Präsident und ein Alan Greenspan, der die Zinsen nach unten redet – so viele gute Nachrichten waren den Börsianern jedenfalls erst einmal Anlass, zumindest eine Zwischen-Rallye auszulösen, während sich die Daten der einzelnen Firmen, etwa die der PC-Hersteller und ihrer Weihnachtsverkäufe, nicht geändert haben. (ku)