Android Nougat: Funktionen, Veröffentlichung, Preview-Versionen

Die nächste Android-Version heißt Android Nougat und kommt im Herbst 2016. Welche Funktionen Google in Android ändert, kann man zum großen Teil jetzt schon sehen: dank der Developer-Preview-Versionen von Android N.

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Android Nougat: Funktionen, Veröffentlichung, Preview-Versionen
Lesezeit: 9 Min.
Von
  • Achim Barczok
  • Stefan Porteck
Inhaltsverzeichnis

Die nächste Android-Version lief beim Start der Betaphase im März 2016 unter dem Code-Namen Android N, Ende Juni hat Google den offiziellen, über einen Wettbewerb in der Android-Community ermittelten Namen "Nougat" und die Versionsnummer 7.0 enthüllt. Android Nougat 7.0 erschien am 22. August 2016 und war für viele Nexus-Geräte (5X, 6, 6P, 9, Player) und das Pixel C sofort erhältlich.

Multi Window / Splitscreen: Der neue Multi-Window-Modus stellt auf Smartphones und Tablets zwei Apps nebeneinander dar, auf Android TV kommt stattdessen ein Picture-in-Picture-Modus hinzu. Den Multi-Windows-Modus kann man auf zwei Arten aktivieren: Langes Drücken auf den Übersichts-Knopf (Button mit Quadrat-Symbol) schiebt die aktuelle App in die eine Bildschirmhälfte und öffnet die Task-Liste in der anderen. Alternativ ruft man zuerst die Task-Liste auf und tippt dann lange auf die Titelzeile einer der Apps, worauf sich das zweite Fenster mit dieser App öffnet. Die Fenstergröße kann man am verschiebbaren Trennbalken zwischen den Apps verändern, Daten lassen sich zwischen den Fenstern per Drag & Drop austauschen.

Quick Settings überarbeitet: Mit der Vorgängerversion Android 6 hatte Google der Benachrichtigungs-Leiste neue Funktionen spendiert. Jetzt wird noch mal nachgelegt: Benachrichtigungen sehen schlanker aus und bekommen ein Avatar-Icon. Für eine bessere Übersicht können Apps zusammengehörige Nachrichten als eine Gruppe darstellen. Zudem ist es möglich, auf Meldungen wie SMS oder Chat-Nachrichten direkt aus der Notification-Leiste zu antworten.

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Ein großer Nerv-Faktor wurde bei der Gelegenheit auch korrigiert: Um die Schnellstartleiste für Systemeinstellungen (Quick Settings) zu erreichen, musste man bislang zwei Mal nach unten wischen. Unter Android Nougat finden sich nun in einer Zeile über den Benachrichtigungen die wichtigsten Icons wie beispielsweise fürs WLAN oder die Taschenlampe. Zieht man die Leiste weiter nach unten, so öffnet sich das vollständige QuickSettings-Menü mit allen Verknüpfungen.

Themes für Google Keyboard: In der aktuellen Version der Google-Tastatur kann man nicht bloß eine andere Hintergrundfarbe auswählen und die Übergänge zwischen Tasten ein- und ausblenden. Sogar ein eigenes Hintergrundbild lässt sich einrichten.

Google Keyboard: Themes und eigenes Hintergrundbild

(Bild: c't)

Einfachere System-Updates: Mit den "seamless" beziehungsweise "nahtlosen" Updates will Google es einfacher für Nutzer machen, System-Aktualisierungen zu installieren. Android lädt Updates automatisch und im Hintergrund herunter, danach installiert das System sie auf eine zweite Partition. Beim nächsten Neustart wird einfach diese zweite Partition aktiviert und das System startet sofort mit der neuen Version, anstatt dass der Nutzer auf die Installation des Updates warten muss.

Grafik-Beschleunigung dank Vulkan: Unter der Haube ist nun das plattformübergreifende Rendering-API namens Vulkan an Bord. Ins Leben gerufen wurde das Programmier-Interface von der Khronos-Gruppe, zu der unter vielen anderen Firmen auch AMD, Nvidia, Intel, Qualcomm, Oculus und Adobe gehören. Vulkan soll einen deutlichen Performance-Schub bringen gegenüber dem derzeit verwendeten OpenGL ES.

Geändertes Menü für zuletzt benutzte Apps: Android Nougat entfernt länger nicht verwendete Apps aus der Liste zuletzt geöffneter Apps, damit der Anwender dort diejenigen schneller wiederfindet, die er wirklich benötigt. Zudem gibt es einen "Alle Löschen"-Knopf, den einige Hersteller bereits von sich aus anbieten. Mit "Quick Switch" – einem Doppel-Tipp auf den Übersichts-Knopf (Button mit Quadrat-Symbol) – führt Android N eine Art Alt-Tab ein: Die Aktion holt die zuletzt geöffnete App nach vorne.

Verschlüsselung: Eine Änderung gibts bei der Verschlüsselung: Android N verschlüsselt dateibasiert. Das bewirkt zum einen, dass die Dateien verschiedener eingerichteter Nutzer nun auch bei gerootetem Gerät nicht mehr lesbar sind. Zum anderen ist das die Voraussetzung dafür, dass Android N die Updates auch dann herunterlädt und installiert, wenn das Gerät gesperrt ist.

Android N Developer Preview

(Bild: c't)

Instant Apps: Künftig können Entwickler Apps anbieten, die der Nutzer nicht installieren muss, um sie zu starten. Das Antippen eines Links genügt dann zum Beispiel, um eine Video-App zu starten, die gar nicht auf dem Gerät installiert ist. Bei der Nutzung von Instant Apps lädt Android nur den Teil der App herunter, den der Nutzer fürs Ausführen gerade benötigt. Der Clou: Instant Apps sind kein Nougat-exklusives Feature, sie sollen auch auf älteren Geräten ab Android 4.1 funktionieren. Das soll laut Google durch ein Upgrade der bestehenden Apps möglich werden, was in vielen Fällen in weniger als einem Tag erledigt sei.

Sicherheit: Sicherheit: Neben der Verschlüsselung sorgt Android 7 auch anderen Stellen für mehr Sicherheit: Haupteinfallstor für Schädlinge sind Apps, die nicht über den Play Store sondern manuell per Sideload installiert wurden. Seit der fünften Developer Preview zeigt Android in den Einstellungen unter Apps die Herkunft einzelner Apps an. Wer häufig mit Anwendungen aus Drittquellen experimentiert, behält diese so besser im Überblick.

Zudem verschärft Google den mit Android Marshmallow eingeführten Verified Boot. Sofern der Bootloader nicht entsperrt wurde, warnt das Betriebssystem beim Hochfahren lediglich, falls seine Integrität nicht sichergestellt ist. Bei mit Android 7 ausgelieferten Geräten wird es zusätzlich möglich sein, den Boot-Vorgang dann sofort abzubrechen oder Android in einem stark eingeschränkten Modus zu starten.

Der Umgang mit Zertifikaten wurde ebenfalls überarbeitet. Zwar lassen sich unter Android**7 weiterhin eigene Sicherheitszertifikate hinzufügen, doch wie die Android-Entwickler mitteilen, nutzt das System nur die vorinstallierten Sicherheitszertifikate, um verschlüsselte Verbindungen aufzubauen.

Das soll für mehr Sicherheit sorgen, in dem es verhindert, dass böswillige Apps sich mit eigenen Zertifikaten in eigentlich sicheren Datenverkehr einklinken und sensible Daten abhören. Es verhindert aber auch, das Tester mit eigenen Zertifikaten Apps belauschen können, um Datenschleudern zu enttarnen oder Sicherheitslücken aufzudecken.

Android Nougat Developer Preview: Features (Tablet) (14 Bilder)

Multi-Window-Modus

(Bild: c't)

Google bietet für seine nächste Android-Version ein Beta-Programm an. Um daran teilzunehmen, muss man sich dafür auf der Developer-Seite von Android anmelden. Das Beta-Programm ist derzeit nur für wenige Geräte erhältlich. Dazu gehören die Google-Smartphones Nexus 5X, Nexus 6, Nexus 6P sowie die Tablets Nexus 9 und Pixel C. Mit im Beta-Programm sind außerdem der Nexus Player und das Sony Xperia Z3.

Zeitleiste der geplanten Releases für Android Nougat

(Bild: Google)

Hat man sich für das Beta-Programm angemeldet, bekommt man die Developer Preview direkt als Over-The-Air-Update (OTA) auf seinem Smartphone oder Tablet angeboten. Spätere Preview-Versionen lädt Android ebenfalls OTA, und auch die finale Nougat-Version soll via OTA erfolgen. Das ist praktisch, weil man dadurch anders als bei Developer-Versionen üblich nicht das komplette System zurücksetzen muss, wenn man wieder auf das offizielle Android wechselt.

Zweite Developer Preview von Android N (4 Bilder)

Wer sich für das Beta-Programm angemeldet hat, bekommt das Update automatisch.

Präsentation des neuen Logos für Android Nougat

(Bild: Google)

Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es keine offiziellen Ankündigungen, welche Smartphones und Tablets Android Nougat erhalten werden. Klar ist eigentlich nur, dass die oben erwähnten Smartphones und Tablets aus dem Beta-Programm für N den Sprung auf Android Nougat schaffen werden. Spannend ist die Frage, ob Google die beiden immer noch sehr populären Google-Geräte Nexus 5 und Nexus 7 noch nachzieht, obwohl sie nicht beim Beta-Programm dabei waren. Es ist aber denkbar, dass Google für sie das Update einfach nur verspätet ausliefert; Gerüchten zufolge testet das Unternehmen intern die Nougat-Version auch auf Nexus 5 und Nexus 7.

Man kann davon ausgehen, dass alle aktuellen Flaggschiffe von HTC, LG, Motorola, Samsung, Sony und anderen Herstellern Android Nougat erhalten werden. Gesetzt sein dürften dabei: das HTC 10, das LG G4, das LG V10, die aktuellen Motorola-X-Modelle, das Samsung Galaxy Note 5, das Samsung Galaxy S7, das Samsung Galaxy S7 Edge und das Sony Xperia Z5. Mit handfesten Ankündigungen seitens der Hersteller ist erst im Herbst zu rechnen, wenn Android Nougat offiziell an den Start geht.

Die Frage ist aber natürlich auch: Wann bekommen die Smartphones und Tablets das Nougat-Update? Bei Google und seinen Nexus-Geräten wird es mit Sicherheit sehr schnell gehen, üblicherweise bekommen die aktuellen Geräte eine neue Android-Version innerhalb eines Monats.

In der Android-Update-Analyse aus dem vergangenen Jahr in c't 17/15 konnten außerdem Asus, Acer und HTC mit einigermaßen schnellen Updates überzeugen (5 bis 7 Monate nach offizieller Präsentation eines Updates), wobei hier auch Aktualisierungen für günstige und Mittelklasse-Geräte berücksichtigt wurden und nicht bloß die High-End-Flaggschiffe der Hersteller.

(acb)