Arduino-Web-Editor ausprobiert

Mit dem neuen Web-Editor lassen sich Arduinos direkt aus dem Browser programmieren. Vorteil und Nachteil: der eigene Quellcode wandert von der Festplatte ins Netz.

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(Bild: arduino.cc)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Eisner
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Mit Arduino Create möchte die amerikanische Arduino LLC eine Cloud-Lösung für alles rund um die Entwicklung mit ihrer Mikrocontroller-Plattform Arduino anbieten. Zentrales Element ist der Arduino-Web-Editor, der an Stelle der klassischen Desktop-Entwicklungsumgebung benutzt werden kann (ähnlich wie bei dem bereits seit einigen Jahren verfügbaren Codebender-Projekt). Mit dem Ende der geschlossenen Beta-Phase steht dem Ausprobieren nun nichts mehr im Wege -- jedenfalls fast nichts, denn der Zugang zum Editor führt derzeit über eine Warteliste, auf die man sich mit einem Arduino-Benutzerkonto setzen lässt. Bei uns dauerte die Freischaltung einen Tag.

Ganz ohne zusätzliche Software geht es nicht: Damit der Web-Editor im Browser überhaupt mit einem per USB angeschlossenen Arduino kommunizieren kann, muss ein Plug-in installiert werden. Allerdings ist dieser Arduino Create Agent strenggenommen kein Plug-in im eigentlichen Sinn: Der unter der Open-Source-Lizenz GPLv2 stehende Create Agent muss auf dem System installiert werden und läuft dann als Hintergrundprozess. Minimalistische Interaktion ist über ein Tray-Icon möglich, alle wesentlichen Funktionen finden sich aber in der webbasierten Oberfläche im Browser.

Arduino Create – Web-Editor für die Mikrocontroller-Plattform (10 Bilder)

Der Arduino-Web-Editor ist ein Teil der Online-Plattform Arduino Create. Die Variante der Arduino-Entwicklungsumgebung läuft im Browser.

Bei Firefox gab es bei unseren Versuchen eine kleine Schwierigkeit mit einem fehlenden Zertifikat. Der Einrichtungsassistent des Web-Editors hilft jedoch vorbildlich dabei, diese Klippe zu umschiffen.

Ohne Installation des Create Agent ist der Upload auf den Arduino nicht möglich. Für alle weiteren Funktionen bedeutet dies jedoch keine Einschränkung. Das lädt dazu ein, von unterwegs aus an dem einen oder anderen Sketch zu feilen.

Arduino: Mikrocontroller für Quereinsteiger

Gegenüber der klassischen Arduino-IDE auf dem Desktop bietet Arduino Create einige Annehmlichkeiten. Speichert man seine Sketches zentral im Web-Editor, braucht man sie nicht mehr auf verschiedenen Rechnern, Festplatten, USB-Sticks oder anderen Cloud-Speichern zu suchen.

Was Arduino Create besonders einfach machen will, ist das Teilen der eigenen Kreationen mit anderen. Momentan ist es sogar etwas zu einfach: jeder Sketch im Web-Editor ist standardmäßig öffentlich – an der Privat-Option wird hinter den Kulissen noch gearbeitet. Mit einem Klick auf den Share-Knopf erhält man eine direkte URL zum Sketch und einen HTML-Schnipsel zum Einbetten auf anderen Seiten. Praktisch für den eigenen Blog: Der auf diese Art eingebettete Sketch entspricht immer der aktuellen Version.

Wie von der Desktop-Version bekannt, lassen sich zur Strukturierung größerer Projekte weitere Tabs anlegen. Automatisch angelegt wird ein zweiter Tab mit einem Readme. Dabei handelt es sich um eine Textdatei (im AsciiDoc-Markup), die die Dokumentation erleichtern soll. In den Sketch hochgeladene Dateien erscheinen jeweils als neuer Tab. Neu ist die Unterstützung von Bildern: Schaltpläne oder Skizzen werden im Editor angezeigt, es gilt aber eine Grenze von 1 MByte pro Datei.

Für vorstellungsreife Projekte ist ein anderer Teil von Arduino Create vorgesehen: der Arduino Project Hub. Dafür hat man keine neue Infrastruktur erfunden, sondern sich für eine Kooperation mit der Plattform Hackster.io entschieden. Meldet man sich mit der Arduino-ID beim Project Hub an, so aktiviert man damit einen regulären Account für Hackster.io. Zwar ist die Plattform optisch in Arduino Create eingebunden, technisch sind Web-Editor und Project Hub aber entkoppelt. So muss man sich in beiden separat einloggen und der direkte Upload eines Projekts vom Editor in den Hub ist nicht möglich.

Die Arduino-Cloud richtet sich an Anwendungen für das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT). Netzwerkfähige Arduinos wie der MKR1000, Yún oder solche mit Wifi-Shield sollen damit ins Internet geholt und untereinander vernetzt werden.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Arduino Create wurde und wird mit Feedback seitens der Community entwickelt. Die Plattform versucht daher Lösungen für bestehende Probleme bei der Entwicklung mit Arduinos zu bieten. Dass hinter den Kulissen noch geschraubt wird, kann als Normalzustand bei Online-Plattformen angesehen werden.

Der Web-Editor bietet gegenüber dem Desktop-Pendant mehr Komfort und erleichtert vor allem den Austausch mit anderen Programmierern. Man sollte sich allerdings darüber im Klaren sein, dass (aktuell noch) jedes getippte Zeichen direkt im öffentlich erreichbaren Internet steht. Die Implementierung einer Privat-Option oder von selektiv privaten Tabs ist aber bereits in Planung.

Ebenfalls nicht mehr beim lokalen System liegt die Entscheidung über die Hardware-Unterstützung. Damit Platinen von Drittanbietern umstandslos genutzt werden könnten, müssten sie betreiberseitig implementiert werden.

Befürchtungen, der Web-Editor werde die Desktop-Variante komplett ablösen und damit gehe ein Online-Zwang eingeführt, werden von den Arduino-Machern bisher stets dementiert. Es solle weiterhin einen eigenständigen Editor für den Desktop geben. Dafür spricht die modularisierte Architektur: Beide Varianten (Desktop und online) sind Oberflächen für den auch per Kommandozeile steuerbaren Arduino-Builder, der ebenso wie der Create Agent unter GPLv2 steht. ()