Bertelsmann empfiehlt Filter für behütetes Surfen an Schulen

Die Bertelsmann-Stiftung stellt im Rahmen des Deutsch-Amerikanischen Dialogs in Gütersloh einen Katalog mit Empfehlungen für den Umgang mit dem Internet in Schulen zusammen.

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Von
  • Maria Benning

Die Bertelsmann-Stiftung stellt im Rahmen des Deutsch-Amerikanischen Dialogs in Gütersloh einen Katalog mit Empfehlungen für den verantwortlichen Umgang mit dem Internet an deutschen Schulen vor.

Nur 11 Prozent der deutschen und 7 Prozent der amerikanischen Lehrer halten eine missbräuchliche Internetnutzung an ihren Schulen für ein großes Problem, hat eine von Bertelsmann in Auftrag gegebene Studie des Instituts für Demoskopie in Allensbach ergeben. "Aber sobald das Internet schneller und weiter verbreitet ist als heute, werden sich die Lehrer zunehmend unsicher fühlen", prophezeit Marcel Machill, Projektleiter Medienpolitik bei Bertelsmann.

Um einem möglichen Missbrauch des Internet entgegen zu treten, schlägt die Bertelsmann-Stiftung eine "Kombination verschiedener Sicherheitsmaßnahmen" vor: Es gelte, die Medienkompetenz bei Lehrern, Schülern und Eltern zu verbessern. Gleichzeitig empfiehlt die Stiftung, Verhaltensrichtlinien für den Umgang mit dem neuen Medium zu erstellen und Filtersysteme einzuführen.

Der Allensbach-Befragung zufolge nutzt in den USA jeder zweite Lehrer das Internet, während sich in Deutschland jeder sechste Pädagoge im Netz tummelt. 95 Prozent der Schulen in den USA und 33 Prozent der deutschen Schulen sind ans Internet angeschlossen. In der Regel sind Rechner mit Internetzugang für Schüler nicht frei zugänglich: An 84 Prozent der deutschen und 70 Prozent der US-amerikanischen Schulen wird der Zugang zu Computern mit Internetanschluss überwacht. Dabei überwiegt sowohl in Deutschland als auch in den USA die Kontrolle durch die persönliche Aufsicht des Lehrers. 36 Prozent der Lehrer in den USA und 18 Prozent der Lehrer hier zu Lande geben zudem an, bestimmte Seiten zu sperren oder eine Filtersoftware zu installieren.

Acht von zehn amerikanischen Schülern müssen spezielle Regeln unterzeichnen, bevor sie in der Schule Internetzugang erhalten. Damit verpflichten sich die Kids, bestimmte Surfregeln einzuhalten und akzeptieren die bei Regelverstößen vorgesehenen Sanktionen. Häufig ist für den Vertrag auch die Unterschrift der Eltern erforderlich. In Norwegen und Großbritannien setzen sich viele Pädagogen mit Eltern und Schülervertretern zusammen, um Verhaltensrichtlinien für die sinnvolle Nutzung der neuen Medien im Unterricht zusammenzustellen, berichteten Lehrer aus England und Norwegen auf dem Kongress.

Anders als ihre Kollegen in den USA, in Norwegen und in Großbritannien setzen die deutschen Lehrer häufiger auf Spielregeln nach eigenem Ermessen. Die Internetnutzung laufe auf Vertrauensbasis und über mündliche Instruktionen berichten 17 Prozent der deutschen Lehrer. Weniger stark formalisiert zeigt sich in Deutschland auch die Einbindung der Eltern: Während in den USA bei 43 Prozent der befragten Schulen eine schriftliche Einverständniserklärung der Eltern erforderlich ist, bevor ihre Kinder ins Netz dürfen, kennen hierzulande nur 5 Prozent der Schulen diese Praxis. 57 Prozent der befragten deutschen Lehrer berichten sogar, dass die Eltern gar nicht gesondert vom Einsatz neuer Medien im Unterricht informiert werden.

Auch an deutschen Schulen sollten "Verantwortungsrichtlinien entwickelt werden, die der spezifischen Schulkultur gerecht werden", forderte daher Ingrid Hamm von der Bertelsmann-Stiftung. "Anders als in anderen Ländern werden in Deutschland die Eltern zu selten mit der Nutzungsproblematik konfrontiert", bemängelt auch Marcel Machill.

Als Ergänzung zu den Nutzungsverträgen mit Verhaltensrichtlinien für das Internet rät die Bertelsmann-Stiftung den Pädagogen, Filtersysteme einzusetzen. Das von der Bertelsmann-Stiftung mitverantwortete Filtermodell der Internet Content Rating Association (ICRA) unterstütze die Beaufsichtigung der Schüler, indem Internetseiten mit bestimmten Inhalten nicht geladen werden könnten. Vor allem US-Pädagogen kritisieren an den Filtersystemen jedoch die Möglichkeit zur Zensur und zur Manipulation von Informationen. In Deutschland meinen 13 Prozent der Lehrer, dass Filter einen verantwortlichen Umgang mit dem Internet regelrecht verhindern. Der Großteil der befragten Lehrer zweifelt zudem an der Praktikabilität der Filtersysteme (in Deutschland 49 Prozent; in den USA 43 Prozent). Als Gründe dafür nennen die amerikanischen Lehrer in erster Linie Finanzierungsschwierigkeiten (USA 24 Prozent; Deutschland 3 Prozent). Die deutschen Lehrer hingegen können sich nicht vorstellen, wie ein solches System angesichts der Fülle des Angebots im Internet technisch zu realisieren sein soll. (mbb)