RAID – oder lieber doch nicht?

Immer wieder lese ich in der c't Artikel zur PC-Konfiguration, die von RAID, also dem Betrieb mehrerer Festplatten im Verbund, abraten. Wieso eigentlich?

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Immer wieder lese ich in der c't Artikel zur PC-Konfiguration, die von RAID, also dem Betrieb mehrerer Festplatten im Verbund, abraten. Wieso eigentlich?

Nach unserer Einschätzung bringt ein RAID in typischen Desktop-Rechnern nur selten Vorteile, die sich nicht auf andere Weise zuverlässiger oder effizienter realisieren ließen.

Ein RAID 0 (Striping), also zwei oder mehr gekoppelte Festplatten, die gemeinsam höhere Datentransferraten beim Schreiben und Lesen liefern, sollte man nur für Daten einsetzen, die man sehr häufig sichert, oder für temporäre Dateien. Die Ausfallwahrscheinlichkeit eines RAID 0 liegt nämlich deutlich höher als bei einer Einzelplatte, da der Ausfall eines einzigen Laufwerks sämtliche Daten auf dem RAID 0 zerstören kann.

RAID 1 (Mirroring) soll die Zuverlässigkeit der Datenspeicherung steigern, weil die Daten redundant auf mindestens zwei Laufwerken liegen. Bei RAID 5, was ab drei Platten möglich ist, können gleichzeitig Redundanz und – bei ausreichender Performance des Controllers oder des Hauptprozessors – Datentransferrate wachsen. Doch RAID 1 oder 5 ersetzen kein Backup, weil sie nicht vor versehentlichem Löschen, Virenbefall sowie Verlust des gesamten Rechners schützen (Defekt, Diebstahl, Feuer-/Wasserschäden). Zudem wächst mit jeder zusätzlichen Platte die Leistungsaufnahme des Rechners und damit steigt außer der Stromrechnung je nach Konfiguration auch die PC-Betriebstemperatur. Höhere Temperaturen und stärkere Vibrationen wirken sich wiederum nachteilig auf die Lebensdauer von Festplatten aus.

Im Vergleich zum Betrieb einer einzelnen Festplatte ist bei RAID schließlich auch das Risiko von Bedienungsfehlern höher: Sehr leicht (und nicht selten) wird ein RAID unbrauchbar, weil man versehentlich etwas im BIOS-Setup des Mainboards oder an der Firmware des RAID-Hostadapters verstellt oder ein weiteres Betriebssystem parallel installiert, das die Platten eines RAID-Verbunds nicht als solche erkennt und Daten überschreibt. Nach Auskunft von Datenrettungsfirmen kommt es auch häufig vor, dass nach dem Ausfall eines RAID-1- oder -5-Laufwerks nicht rechtzeitig Ersatz eingebaut wird und dann der Defekt einer weiteren Platte sämtliche Daten vernichtet. Auch beim Ersatz defekter RAID-Disks kann einiges schiefgehen, wenn man etwa die falsche Platte tauscht oder die Anschlussreihenfolge der Laufwerke am Hostadapter verwechselt. Schließlich steigt grundsätzlich mit jeder zusätzlichen Komponente die Ausfallwahrscheinlichkeit eines Systems.

Wegen der zahlreichen potenziellen Fehlerquellen steigern RAID 1 oder 5 die Zuverlässigkeit der Datenspeicherung im Vergleich zu einem einzelnen Laufwerk in deutlich geringerem Maß als häufig angenommen. Für die meisten PC-Besitzer ist es deshalb nach unserer Ansicht sinnvoller, möglichst häufig die ohnehin unverzichtbaren Backups (oder Partitions-Images) anzufertigen, etwa auf eSATA- oder USB-Festplatten, und diese an unterschiedlichen Orten zu verwahren. (ciw) (ciw)