Oracle bricht das Schweigen zu Java EE 8

In einem Gespräch mit The Register versucht Oracle die verunsicherte Java-Community zu beruhigen. Konkrete Pläne will das Unternehmen aber erst zur JavaOne vorstellen.

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Oracle äußerst sich zu Java EE 8
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Von
  • Rainald Menge-Sonnentag

In den letzten Wochen sprachen Firmen und Entwickler zunehmend offen ihre Unzufriedenheit über Oracles Strategie bezüglich der Java Enterprise Edition (Java EE) aus. Oracle schwieg sich bislang hingegen beharrlich aus. Nun hat sich Mike Moeller, VP für Marketing und PR, in einem Gespräch mit The Register zur Lage geäußert.

Demnach "arbeitet Oracle eng mit wichtigen Partnern in der Java-Community an der Fertigstellung des Java EE 8 Proposal". Der breiten Öffentlichkeit will das Unternehmen die Details auf der JavaOne-Konferenz vorstellen, die Mitte September in San Francisco stattfindet. Moeller hebt im Gespräch hervor, dass die kommende Java-EE-Version auf das Erstellen von Microservices und Container-basierten Anwendungen in der Cloud ausgerichtet sein wird. Damit adressiert er wichtige Themen für die Zukunft von Enterprise-Java, was aber durchaus eine Reaktion auf die jüngst vorgestellten Pläne zu MicroProfile sein kann. Das Projekt stellten Ende Juni mit IBM, Red Hat, Tomitribe und Payara vier Hersteller von Java-Anwendungsservern zusammen mit der London Java Community vor. MicroProfile verwendet vorhandene Java-EE-Techniken und will sie für die Entwicklung von Microservice-, Container- und Cloud-Anwendungen optimieren.

Oracles beharrliches Schweigen und die fehlende Aktivität führte auch zur Gründung der Java EE Guardians. Die selbsternannten Wächter der Plattform sind eine Gruppe aus Entwicklern, Evangelisten, Journalisten und User Groups, zu der prominente Mitglieder wie der Java-Erfinder James Gosling gehören. Die Guardians hatten im Juni eine Petition mit dem Ziel gestartet, die Zukunft von Java EE zu retten. Dabei beklagten sie, dass die Entwicklung der JSRs (Java Specification Requests) für die Enterprise-Plattform unter Oracles Führung äußerst schleppend voran gehe.

Für die kommende JavaOne-Konferenz in San Francisco hat die Gruppe eine Liste mit Vorschlägen für Vorträge von Oracle-Verantwortlichen zu den einzelnen Java-EE-JSRs veröffentlicht. Nach den Äußerungen Moellers gegenüber The Register müssten einige Wünsche erfüllt werden, um die Entwickler über die Zukunft von Java EE angemessen auf dem Laufenden zu halten.

Dennoch ist fraglich, ob die Äußerungen mehr als nur beruhigende Worte sind und welche Taten Oracle folgen lässt. So hat sich nun zwar mit Moeller ein Mitglied der Führungsebene Oracles geäußert, aber eben auch ein PR-Spezialist. Zu konkreten Aussagen über den Umgang mit den JSRs und dem Zeitplan ließ sich Moeller im Gespräch offensichtlich auch nicht bewegen.

So wirkt das Ganze vor allem wie Beschwichtigung zur Schadensbegrenzung. Selbst wenn Oracle den Zeitplan für Java EE 8 im ersten Halbjahr 2017 einhält, ist beim derzeitigen Stand der JSRs fraglich, welche es in die endgültige Version schaffen werden. So ist durchaus eine zweckmäßig pünktliche, aber abgespeckte Version denkbar. Die einzigen konkret angesprochenen Themen Microservices, Container und Cloud wirken wie ein (Gegen-)Angriff auf die Initiative für das MicroProfile-Projekt.

Immerhin zitiert The Register den ehemals als Java-EE-Evangelist bei Oracle tätigen Reza Rahman, der nun Sprecher der Java EE Guardians ist, mit einer positiven Reaktion: "Wir freuen uns wirklich, dass Oracle nun der Community zuhört und daran arbeitet, eine Lösung zu finden. Wir hoffen, dass Oracle Java EE künftig als einen Standard und nicht nur ein Produkt betrachtet."

Siehe dazu auf heise Developer:

(rme)