PCI-SIG: Radeon RX 480 darf PCIe-Logo (noch) nicht tragen

Nachdem AMDs neuste Grafikkarte Radeon RX 480 in Tests mit einem zu hohen Stromverbrauch auffiel, der nicht von der PCI-Express-Spezifikation gedeckt ist, hat c't das Standardisierungsgremium PCI-SIG dazu befragt.

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Radeon RX480

(Bild: AMD)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Florian Müssig

AMDs neuste Grafikkarte Radeon RX 480 hat einige Merkmale, die ungewöhnlich sind - dazu zählt der in Tests aufgefallene zu hohen Stromverbrauch, der nicht von der PCI-Express-Spezifikation gedeckt ist. c't das Standardisierungsgremium PCI-SIG dazu befragt; die PCI-SIG (Peripheral Component Interconnect Special Interest Group) teilte daraufhin mit, dass man erwarte, dass alle Firmen, die PCI-Express-Produkte entwickeln, sich an den Standard halten.

Man habe zwar generell keine Sanktionierungsgewalt, falls dies einmal nicht so sein sollte, hieß es von der PCI-SIG. Möchte eine Firma ihr Produkt allerdings mit dem offiziellen PCI-Express-Logo bewerben, dann muss das Produkt in die Integrators List aufgenommen werden – und das setzt wiederum voraus, dass das Produkt in Konformitätstests unter Beweis stellt, dass die jeweils neuste Revision des Standards eingehalten wird.

Das offizielle PCI-Express-Logo der PCI-SIG

(Bild: PCI-SIG)

Ein Blick in die Integrators List zeigt, dass derzeit weder AMDs Referenz-Grafikkarte mit Radeon RX 480 noch die GPU an sich darin aufgeführt sind. Da alle derzeit verfügbaren Grafikkarten mit RX 480 auf AMDs Referenzdesign basieren, darf sich also keine davon mit dem offiziellen PCI-Express-Logo schmücken. Weil Konformitätstests häufig weit vor dem Verkaufsstart eines Produkts durchgeführt werden, kann man dies durchaus als Rüffel verstehen.

Nvidias Pascal-GPUs GP100 (Tesla P100) und GP104 (GeForce GTX 1080, GeForce GTX 1070) stehen bespielsweise bereits seit Mitte Januar 2016 in der Liste, obwohl die beiden GeForce-GPUs erst Mitte Mai öffentlich vorgestellt wurden. Den GP106-Chip der jüngst enthüllten GeForce GTX 1060 findet man noch nicht in der Liste, doch (anders als bei der Radeon RX 480) sind hier noch nicht alle Nvidia-NDAs gefallen – und zumindest der frei im Internet verfügbare Teil der Integrators List dürfte sich an so manches NDA halten müssen.

Ob und wann man die Radeon RX 480 in der Integrators List finden wird, ist unklar. Es handelt sich dabei schließlich um eine freiwillige Zertifizierung, die AMD beantragen müsste. Ob der mit dem neusten Treiber-Update hinzugefügte Kompatibilitätsschalter für eine Zertifizierung ausreicht, ist nicht bekannt – zumal man den Kompatibilitätsmodus manuell aktivieren muss.

Allerdings können auch Board-Partner ihre Grafikkarten zertifizieren lassen. Wenn sie dafür eigene Platinen-Layouts entwickeln, die mehr als einen 6-poligen Stromstecker vorsehen und die Stromaufnahme über die PCIe-Steckleiste standardkonform beschränken, dann sollten solche RX-480-Grafikkarten unserer Einschätzung nach problemlos in die Integrators List aufgenommen werden können und damit das Logo tragen dürfen.

Der nächste Konformitäts-Workshop der PCI-SIG, auf dem Hersteller ihre Produkte zertifizieren lassen können, findet vom 2. bis 5. August in Milpitas (Kalifornien) statt. (mue)