Blackphone: Nach dem Flop gibt's Streit ums Geld

Silent Circle und Geeksphone streiten um 5 Millionen US-Dollar. In Gerichtsunterlagen wird deutlich, dass das gemeinsame Blackphone-Projekt ein Flop war. Die Ex-Partner sparen nicht mit Vorwürfen.

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Blackphone: Nach dem Flop gibt's Streit ums Geld

Hoffnungsvoller Start: 2014 zeigt Blackphone einen Prototyp auf dem MWC in Barcelona.

(Bild: heise online)

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Inhaltsverzeichnis

Das Blackphone wurde nie richtig flügge und die mittlerweile geschiedenen Eltern treffen sich vor Gericht wieder. Das von PGP-Erfinder Phil Zimmermann und Ex-Marinesoldat Mike Janke gegründete Unternehmen Silent Circle streitet mit dem inzwischen abgewickelten spanischen Hersteller Geeksphone um Geld. Laut den Gerichtsunterlagen, die das US-Wirtschaftsmagazin Forbes zu Tage gefördert hat, war das Blackphone offenbar ein kolossaler Flop und Geeksphone schon damals so gut wie pleite. Auch Silent Circle soll in finanziellen Schwierigkeiten stecken.

Geeksphone hatte ein paar mäßig aufregende Smartphones herausgebracht. 2013 tat sich das Unternehmen mit Silent Circle zusammen, um mit einer von Zimmermann entwickelten Technik ein abhörsicheres Smartphone zu entwickeln. Ein Prototyp des Blackphone hatte auf dem Mobile World Congress 2014 Premiere, das Seriengerät blieb aber hinter den Erwartungen zurück. So war die von Geeksphone entwickelte Hardware allenfalls Mittelklasse und dafür zu teuer. Auch die gepriesenen Sicherheitsfunktionen wiesen ein paar Lücken auf.

Im Februar 2015 trennten sich die Unternehmen wieder – und wie man jetzt vermuten darf, nicht im Guten. Silent Circle übernahm Geeksphones Hälfte der gemeinsamen Tochter SGP Technologies und erklärte sich bereit, dafür 30 Millionen US-Dollar zu zahlen. Eine letzte Rate von 5 Millionen US-Dollar, die Ende April dieses Jahres fällig war, hat Silent Circle bisher nicht bezahlt. In der Schweiz, wo Silent Circle seinen Hauptsitz hat, läuft deshalb ein Schlichtungsverfahren.

Das erste Blackphone war ein Flop.

(Bild: c't)

In den USA will Geeksphone eine einstweilige Verfügung sowie einen Pfändungsbescheid für US-Vermögen von Silent Circle erreichen, um eventuelle Ansprüche aus dem Schlichtungsverfahren abzusichern. Der Klage hat Geeksphone Auszüge aus der Korrespondenz beider Unternehmen beigefügt. Darin wirft Silent Circle dem spanischen Ex-Partner vor, schon bei der Gründung des Joint Ventures zahlungsunfähig gewesen zu sein und das verschleiert zu haben. Auch habe Geeksphone vereinbarte Arbeitsleistungen nicht erbracht.

Silent Circle habe die Entwicklung des Blackphone im Wesentlichen alleine finanziert, heißt es in einem Schreiben des Silent-Circle-Anwalts. Darüber hinaus wirft das Unternehmen den Spaniern vor, dass bei der Übernahme der Geeksphone-Anteile zwei Vertriebsvereinbarungen mit Telekommunikationsunternehmen eingepreist waren, die sich später als Luftnummer herausgestellt hätten. Und der eine seriöse Partner, den Geeksphone in die Ehe eingebracht hatte, habe nur 6000 statt der angekündigten 100.000 Blackphones abgenommen. Auch der sonstige Absatz sei weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben.

Das erste Blackphone war ein Flop, technisch und wirtschaftlich. Das Blackphone 2 ist schon ansehnlicher, aber auch kein Verkaufsschlager. Silent Circle muss nun Kosten senken, hat rund ein Fünftel der 120 Mitarbeiter entlassen und braucht frisches Geld. Ein Investor will noch einmal 20 Millionen zuschießen, stellt aber Bedingungen. Unter anderem soll Silent Circle Schulden abbauen. Deshalb hatte das Unternehmen den Gläubiger Geeksphone zunächst gebeten, die ausstehende Summe in eine Beteiligung umzuwandeln, dann aber angekündigt, gar nicht zu zahlen. Geeksphone, das inzwischen auch die Segel gestrichen hat, fürchtet, das Silent Circle in echten Zahlungsschwierigkeiten steckt. Von Insolvenz könne keine Rede sein, sagte dagegen Strategievorstand Vic Hyder gegenüber Forbes.

Unterdessen entwickelt Silent Circle seine Software weiter. Das auf Basis von Android 4.4 entwickelte PrivatOS hat das Unternehmen Ende Juni in Rente geschickt. Das neue Silent OS liegt inzwischen in Version 3.0 vor und baut auf Android 6 auf. Was der finanzielle Engpass für das angekündigte Blackphone 3 bedeutet, ist noch unklar. Es bleibt zumindest ein Fragezeichen: Man wolle den finanziellen Druck senken und vielleicht mit einem Partner ein konkurrenzfähiges Smartphone auf den Markt bringen, sagte Hyder.

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(vbr)