mRNA-Start-up arbeitet an Krebstherapien mit Geld der US-Firma Merck

Moderna Therapeutics hofft, eine einfache Methode zur Produktion von Tumorimpfungen umsetzen zu können.

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Von
  • Ryan Cross

Der US-Pharmagigant Merck, der außerhalb der USA und Kanada unter dem Namen MSD tätig ist, hat ein 200 Millionen US-Dollar schweres Lizenzabkommen mit einem Start-up aus Cambridge, Massachusetts, abgeschlossen. Moderna Therapeutics entwickelt Therapieformen basierend auf RNA. Merck hofft, seine Expertise im Bereich der Immunotherapie gegen Krebs mit den personalisierten Krebsimpfungen von Moderna zu kombinieren. Ziel ist eine effektivere Tumorbekämpfung.

Moderna Therapeutics hofft, dass seine maßgeschneiderten Krebsimpfungen bis 2017 für klinische Studien bereitstehen. Der Ansatz der jungen Firma basiert grundsätzlich auf modifizierten Molekülen von mRNA, auch Boten-RNA genannt. mRNA übersetzt den genetischen Code der DNA in Proteine. Die Veränderung der Nucleotide (Buchstaben) in der mRNA erlaubt es Moderna, Antikörper und andere Proteine zu schaffen, die sich für Behandlungen gegen eine ganze Reihe von Krankheiten eignen könnten.

Theoretisch sollte therapeutische mRNA die Schaffung nahezu jedes Proteins im Körper erlauben. Doch was relativ einfach klingt, macht noch einige technische Probleme, die eine breite Nutzung verhindern. Wird unveränderte mRNA in den Blutkreislauf injiziert, greift der Körper sie in einer Immunreaktion an, weil er die fremde Boten-RNA für Viren hält. Modernas Behandlungsform umgeht dieses Problem, indem zwei der mRNA-Bereiche durch natürliche Gegenstücke ersetzt werden, die keine Anti-Virus-Immunantwort hervorrufen sollen.

Es gibt noch weitere Unternehmen, die an ähnlichen mRNA-basierten Therapieformen arbeiten. Shire hatte angekündigt, mRNA im Kampf gegen Mukoviszidose einzusetzen – doch seit 2014 wurden hier keine näheren Fortschritte kommuniziert. Die deutsche Biotechfirma Ethris arbeitet ebenfalls an mRNA-Therapien – hierbei geht es um die Bekämpfung seltener Krankheiten.

Der meiste Wettbewerb im Bereich der RNA-Therapie kommt jedoch von Firmen, die mit anderen Verfahren arbeitet als das von Moderna und Co. – insbesondere der RNA-Interferenz, kurz RNAI, die die natürlich ablaufenden Aktivitäten von mRNA blockieren kann. Die Idee dabei ist es, die Herstellung schädliche Proteine oder das Wachstum von Krebszellen zu stoppen. Alnylam, ebenfalls in Cambridge, Massachusetts, beheimatet, untersucht zwei RNAi-Therapien im späten klinischen Stadium am Menschen. Zudem wird dort an weiteren Ansätzen in frühen klinischen Studien geforscht.

Korrektur, 1. August, 9.30 Uhr: Wie in den unten stehenden Kommentaren richtig angemerkt ist, handelt es sich bei dem Lizenzpartner von Moderna Therapeutics nicht um die deutsche Merck-Gruppe, sondern um die Firma Merck, die außerhalb der USA und Kanada unter der Bezeichnung MSD firmiert. Wir bitten, diese Ungenauigkeit zu entschuldigen. jle (bsc)