FAQ: Videoschnitt

Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Videoschnitt

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Joachim Sauer
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Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Videoschnitt


Für mein neues Hobby Videoschnitt möchte ich mir einen PC anschaffen. Welche Rechenleistung benötigt man, um auch HD-Material bearbeiten zu können?

Wer HD-Aufnahmen bearbeiten will, muss in Sachen CPU/Hauptspeicher in die Vollen greifen. Schon ein schlichtes Aneinanderfügen von AVCHD-Clips schafft selbst ein Core 2 Duo nur mit Mühe, nicht aber die Vorschau zur bildgenauen Beurteilung des Schnitts. Für mehrere Echtzeitspuren sieht man am besten vier oder acht Prozessorkerne vor. Den Arbeitsspeicher sollte man auf mindestens 3 GByte aufstocken, um unnötige Begrenzungen zu vermeiden.

Da viele Effekte von der Grafik-Hardware berechnet werden, ist eine Grafikkarte mit 512 MByte eigenem Speicher und Direct-X-Unterstützung – am besten in der neuesten Version 10 – anzuraten. Für die Videodaten reserviert man am besten eine separate, intern und per SATA angekoppelte Festplatte.


Wegen des Umstiegs auf HD denke ich ĂĽber den Wechsel meines Schnittprogramms nach. Sollte ich dabei ein Upgrade der vorhandenen Software nutzen oder ein neues Programm kaufen?

Die größte Hürde bei der Anschaffung eines neuen Programms ist die Einarbeitung – und das Herausfinden der typischen „Macken“, die jede Schnittsoftware mitbringt. Die ellenlange Feature-Liste des frisch angeschafften Programms allein bereichert einen selbst geschnittenen Film nicht. Gerade für Einsteiger bieten die Software-Hersteller im Funktionsumfang eingeschränkte Programme (z. B. Apple iMovie und Magix Video easy), was die Einarbeitung erleichtern soll.

Manche Spezialitäten können unerwartete Nachteile mit sich bringen. So punktet beispielsweise Corels Videostudio mit seinem Proxy-Schnitt; dabei werden HD-Dateien für eine Arbeitskopie auf ein kleineres Bildformat umgerechnet, sodass auch leistungsschwache Rechner damit umgehen können. Erst am Ende wird der fertige Film mit den Original-Dateien in der ursprünglichen Auflösung berechnet. Allerdings lässt sich die Bildschärfe anhand der stark verkleinerten Arbeitskopie nur schlecht beurteilen.

Am besten probiert man vor dem Kauf die Testversion aus, um herauszufinden, ob und wie die Software auf der eigenen Hardware läuft – und ob man mit dem Bedienkonzept „warm“ wird. Allerdings reicht es nicht, ein bisschen in den Menüs herumzustöbern. Erst mit einer konkreten Aufgabe lernt man eventuelle Tücken kennen.


Beim Videoschnitt geht mir oft nach einer anfänglichen Begeisterung die Puste aus, weil das Suchen und Zusammenklauben des Materials viel Zeit kostet. Geht das nicht irgendwie effektiver?

Die meiste Zeit bringt man damit zu, immer wieder von einem Arbeitsschritt zu einem anderen zu wechseln, weil man beispielsweise merkt, dass für die gerade in den Film eingebaute Szene kein passendes Anschlussmaterial zur Verfügung steht. Das kann man sich sparen, indem man aus dem vorhandenen Material einen „roten Faden“ generiert, der eine für den Zuschauer verständliche Geschichte erzählt. Beim Schnitt lädt man dann das gesamte Videomaterial in den Rechner und sortiert grob alle Szenen durch. Was nicht zum „roten Faden“ passt, wird gelöscht, was definitiv in den Film muss, zieht man in das Storyboard oder auf die Timeline. Die übrigen Szenen stehen zum Auffüllen zur Verfügung.

Jetzt werden die im Storyboard respektive Timeline liegenden Szenen in die richtige Reihenfolge gebracht, die Lücken füllt man mit dem restlichen Material. Anschließend werden die Szenen auf das Wesentliche – ideal sind zwischen 3 und 20 Sekunden Länge – gekürzt, um für einen flotteren Ablauf zu sorgen.

Danach beginnt man mit den Bildkorrekturen, weil erst jetzt erkennbar ist, welche Szenen mit falschem Weißabgleich den Ablauf stören oder wo die Lichtstimmung nicht zusammenpasst. Im letzten Schritt baut man nur da, wo es nötig ist, Übergangseffekte dazu – etwa um einen Zeitsprung anzudeuten, einen Wechsel des Erzählortes zu illustrieren oder einen nicht geglückten Szenenwechsel zu kaschieren.


Der Originalton auf meinen Aufnahmen klingt meist wenig spannend, trotzdem ĂĽbernehme ich die Tonspur mangels Alternative ins fertige Video. Zwar gibt es ausgefeilte Funktionen, um den Audio-Teil der Videos zu verbessern, aber kann ich damit wirklich etwas retten?

Viele Audio-Spuren – zum Beispiel Gesprächsszenen, die aus mehreren Metern Entfernung aufgenommen wurden – lassen sich selbst mit viel Mühe kaum verbessern. Zwar wirkt das Bild dank Zoom-Objektiv überzeugend, aber die Tonspur macht den zu großen Abstand zwischen Camcorder-Mikrofon und Akteuren hörbar. Im Nachhinein kann man höchstens versuchen, mit einem Equalizer die für die Sprachverständlichkeit wichtigen Signalanteile (etwa zwischen 500 und 2500 Hz) zu betonen.

Wenn der Originalton nichts hergibt, kann es helfen, die Szene so mit Musik zu unterlegen, dass Bild und Musik zueinander passen. Alternativ setzt man auf die – oft automatisch an die Szenenlänge angepasste – Musik, die viele Programme inzwischen mitliefern. Dabei gibt man nur Stilrichtung und Länge der gewünschten Sequenz vor. Auch wenn solche Musik immer ein bisschen nach „von der Stange“ klingt, ist das besser als ein „Tonloch“ mit lautlosen Bildern. Die beste Wirkung erzielt man, wenn man zur Musik den Originalton im richtigen Verhältnis (20 Prozent Originalton, 80 Prozent Musik) mitlaufen lässt.


Ich möchte mein fertiges HD-Video auf einen möglichst sicheren, aber komfortabel vorführbaren Datenträger ausspielen. Was nimmt man da am besten?

Am einfachsten einen Festplattenplayer mit HDMI-Anschluss. Der lässt sich an die meisten HD-Displays ankoppeln, etwa um bei Freunden den eigenen Film vorzuführen, den man vorher im M2TS-, TS- oder Matruska-Container aufbereitet hat. Vor dem Kauf prüft man, ob das Gerät die gewünschten HD-Formate beherrscht.

Will man jemandem den HD-Film mitgeben, kommt eigentlich nur eine Blu-ray (BD-R) oder – je nach Bitrate bis etwa 60 Minuten Laufzeit – eine Single-Layer-DVD mit AVCHD-Struktur in Frage. BD-R wird derzeit von allen, die AVCHD-DVD von den meisten Blu-ray-Playern unterstützt.

Als dritte Möglichkeit kann man seinen HD-Streifen auf ein Videoportal laden; beispielsweise Youtube und Vimeo.com erlauben es, HD-Filme (im Format bis maximal 720p) hochzuladen und per Link in die eigene Webseite einzubauen. (uh)