Energie!

Metin Tolan beamt uns auf die USS Enterprise und untersucht die Physik des Sci-Fi-Kults "Star Trek". Sein unterhaltsames Lehrbuch schlüsselt auf, wie viel Realität in den galaktischen Vorgängen steckt.

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Man könnte meinen, über das Beamen, den Warp-Antrieb und die Galaxien, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat, sei schon genug geschrieben worden. Und doch bereichert Metin Tolan mit einem neuen Werk über den Sci-Fi-Kult "Star Trek" das Bücherregal. Tolan ist Professor für Experimentelle Physik an der TU Dortmund.

Darin, die physikalischen Realitäten in verschiedenen realen und fiktiven Begebenheiten zu überprüfen, hat Tolan bereits einige Übung: Auch an James Bond, den Untergang der "Titanic" und "König" Fußball legte er bereits den Physik-Maßstab an. Nun also "Star Trek": Tolan zeigt sich als begeisterter Anhänger – und penibler Erklärer in einem.

Die zwei Antriebssysteme der USS Enterprise, Impuls- und Warp-Antrieb, sind gute Beispiele, wo bei "Star Trek" die reale Physik endet und die Fiktion der Drehbuchschreiber anfängt. Wäre ein Impulsantrieb des 22. Jahrhunderts auch in der Lage gewesen, das Raumschiff auf die weiten Reisen im Universum zu schicken? Wahrscheinlich schon, meint Tolan. Allerdings macht einem dann die sogenannte relativistische Zeitdilatation einen Strich durch die Rechnung. Wem das zu kompliziert ist: Bei Reisen fast mit Lichtgeschwindigkeit läuft die Zeit stark verlangsamt.

An Bord der Enterprise wäre das zunächst nicht problematisch, schwieriger wird es für die Crew bei der Rückkehr zur Erde. Die Menschen dort wären um Jahre gealtert, und die Drehbuchschreiber müssten sich einiges einfallen lassen, um den Sprung der Mannschaft in die Zukunft zu erklären. Stattdessen legen sie einfach fest, dass die Zeit für die Crew nicht langsamer verläuft.

Wenn es ins Skript passt, sind die "Star Trek"-Schöpfer jedoch große Fans wissenschaftlicher Korrektheit: Um die großen Distanzen im Weltraum zu überwinden, setzt die Mannschaft auf den Warp-Antrieb – der sich gemäß der Allgemeinen Relativitätstheorie verhält: Die freigesetzte Energie krümmt gezielt den Raum zwischen der Erde und dem Zielstern. Die Enterprise überbrückt so in kurzer Zeit den zusammengedrückten Raum. Am Ziel angekommen, expandiert der Raum wieder.

An anderer Stelle geht Tolan eindrucksvoll Spocks Rechenkünsten nach und enthüllt so entscheidende Fehler in der Folge mit den Tribbles, flauschige und vermehrungsfreudige Tierchen. Während Spock die Zahl der Tribbles auf der Enterprise in der amerikanischen Fassung mit 1771561 beziffert, sind es in der deutschen Synchronisation lediglich 1771551 Tribbles. Für echte Trekkies sind solche Fehler ein gefundenes Fressen. Gespickt sind die Kapitel mit passenden Film- und Seriendialogen. Und die Abschnitte "Details für Besserwisser" sind genau ebendas.

Tolans Werk ist ein lehrreicher Ritt durch die Film- und Fernsehgeschichte – und eine Einstimmung auf den kommenden neuen Film "Star Trek Beyond" (Kinostart ab 21. Juli).

Metin Tolan: Die Star Trek Physik – Warum die Enterprise nur 158 Kilo wiegt und andere galaktische Erkenntnisse, Piper Verlag, 352 Seiten, 20 Euro (E-Book 15,99 Euro) (bsc)