FBI belauschte Tastatureingaben eines Verdächtigen

Die US-BĂĽrgerrechtsorganisation EPIC sieht wie beim Lauschsystem Carnivore eine Ăśberschreitung der Gesetze.

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Von
  • Florian Rötzer

Noch steht das FBI-Lauschsystem Carnivore unter Beschuss, da taucht schon ein neuer Fall auf, der für Aufsehen sorgt und Anlass zum Fragen gibt, ob die US-Bundespolizei FBI und die Gerichte nicht die Überwachungsmöglichkeiten allzusehr erweitern.

Dabei geht es um einen Verdächtigen, dem Beteiligung an organisierter Kriminalität vorgeworfen wird. Nicodemo Scarfo, 35, ist Sohn eines im Gefängnis sitzenden Bandenbosses und ehemaliger Programmierer. Beschuldigt wird er, seinen Lebensunterhalt als Leiter einer Bande zu bestreiten, die mit Glücksspielen und Wucherkrediten ihr Geld verdient. Scarfo war vorsichtig und hatte seine Dateien mit PGP verschlüsselt. FBI-Agenten hatten im Mai 1999 die Genehmigung erhalten, heimlich in das Büro des Verdächtigen einzudringen und "Software, Firmware oder Hardware" zu installieren, um durch die Aufzeichnung der Eingaben auf der Tastatur den Verschlüsselungscode und das Kennwort feststellen zu können, so dass die verschlüsselten Dateien auf seinem Computer gelesen werden konnten. Was dafür verwendet wurde, geht aus dem Antrag nicht hervor. Ende Juni durchsuchte das FBI schließlich das Büro, beschlagnahmte den Computer und nahm Scarfo und einen seiner Kollegen fest.

Der Fall ist in den USA der erste, bei dem bekannt wurde, dass eine Computertastatur abgehört wurde. Laut David Sobel vom Electronic Privacy Information Center benutzte das FBI in diesem Fall Techniken, die wie Carnivore nicht vom Gesetz gedeckt seien. Die bestehenden Gesetze ermöglichen das Abhören von Telefongesprächen oder von Gesprächen in Räumen, beziehen sich aber nicht explizit auf Computer. Nach Angaben von Craig Sorhum vom National Infrastructure Protection Center (NIPC) des FBI wird schon seit Jahren aufgrund von Durchsuchungsbefehlen die Computertastatur abgehört, wenn man anders nicht an Dateien herankommt.

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