Rechenzentrums-Umfrage: Schneller in die Cloud

Seit sechs Jahren befragt das US-amerikanische Uptime Institute 1000 Rechenzentrumsbetreiber weltweit dazu, wie es in ihrer Branche aussieht.

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Rechenzentrums-Umfrage: Schneller in die Cloud
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ariane Rüdiger

2016 stammten 40 Prozent der Rechenzentrumsbetreiber, die das Uptime Institute, Erfinder der Tier Certification, zu den Trends in der Branche befragt hat, aus den USA und Kanada. 22 Prozent kamen aus Europa und die Übrigen zu ähnlichen Anteilen von 10 bis 13 Prozent aus dem asiatisch-pazifischen Raum, Lateinamerika sowie Afrika und dem Mittlerem Osten.

Die oberste Entscheidungsebene in Unternehmen, das IT-Management und das Facility Management traten etwa gleichgewichtig an. Zu 26 Prozent beteiligten sich Collocations- und Multi-Tenant-Rechenzentren, dabei waren auch die Finanz- und Telekommunikationsindustrie, die öffentliche Verwaltung, Versorger und Energieunternehmen sowie produzierende Firmen.

Eindeutiger Befund: In die Unternehmens-IT wird weniger investiert. 50 Prozent der Enterprise-IT-Budgets sinken oder bleiben flach, und dies gilt erst recht für die Server-Budgets, hier beträgt der Anteil der Rechenzentren mit niedrigem oder sinkendem Investitionsbudget sogar 55 Prozent. Die Gründe: stärkere Server, Virtualisierung und damit verbunden bessere Auslastung sowie mehr Auslagerung in die Cloud.

Die Hälfte der Befragten rechnet damit, dass mehr als 50 Prozent der IT-Workloads in Clouds oder externe Rechenzentren abwandern werden. Zehn Prozent glauben, diese Schwelle werde bereits 2017 erreicht, 35 Prozent tippen auf 2020. Die Kollokations-Budgets wachsen weiter, allerdings weniger stark. Während sie 2014 noch um 86 Prozent zulegten, waren es bei der Umfrage 2016 „nur noch“ 64 Prozent. Der Aufbau neuer Kollokationszentren legte 2016 um 24 Prozent zu, 2014 waren es noch 45 Prozent. Neue Enterprise-Rechenzentren baut nur, wer nicht anders kann: Während sich 2014 ihre Zahl um 18 Prozent erhöhte, werden 2016 nur noch 15 Prozent errichtet.

Die Budgets für das Auslagern von Assets wachsen zwar weiter, allerdings etwas gebremst.

(Bild: Uptime Institute)

Trotzdem lagern dort noch immer die meisten Assets, nämlich 71 Prozent. 20 Prozent sind in abgewandert, neun Prozent in die Cloud. Als Gründe für die Auslagerung in externe Rechenzentrum wurden mehr Flexibilität, Vorteile beim Disaster Recovery, Reduzieren der eigenen Infrastruktur, globale Firmenexpansion oder das Zusammengehen mit anderen Unternehmen sowie wenig Vertrauen in die eigenen Ressourcen und Mitarbeiter genannt.

Kollokation hilft nicht immer: 40 Prozent der Befragten gaben an, heute mehr für die ausgelagerten Ressourcen zu zahlen als geplant oder erwartet. Mehr als 60 Prozent klagten darüber, dass die vertraglich definierten Strafzahlungen beim Nichteinhalten von SLAs nicht die dadurch verursachten finanziellen Schäden kompensierten. 30 Prozent erlebten Ausfälle der gewählten Site.

Typische Kollokationsverträge laufen heute meistens zwei bis vier Jahre (39 Prozent), immerhin 25 Prozent binden sich bis zu fünf Jahre und 24 Prozent sogar noch länger. Nur bei 30 Prozent der Befragten hat es mit einem Kollokationspartner sein Bewenden, immerhin 22 Prozent arbeiten mit mehr als fünf Partnern zusammen.

Knappe Budgets und die Digitalisierung ganzer Geschäftsmodelle, beispielsweise in der Softwareindustrie, haben dazu beigetragen, dass die Nachhaltigkeit einen höheren Stellenwert bekommen hat. Noch 2015, so berichtet Uptime, bremsten schlechte Kapapzitätsplanung, schlechtes Asset-Management und eine geringe Auslastung die derartige Bemühungen aus. Das ändert sich nun: Immerhin 73 Prozent der befragten RZ-Betreiber nehmen 2016 aktiv an Nachhaltigkeitsprogrammen ihrer Unternehmen teil. Nur zehn Prozent sehen darin ein Risiko für ihr eigenes Geschäft. Dies wohl auch deshalb, so Uptime, weil vor allem große Unternehmen Nachhaltigkeit als Top-Thema erkannt haben, das bei Nichtbeachtung große Risiken auslöst und beispielsweise Ansehen oder Aktienkurse negativ beeinflussen kann. (jd)