E-Mails enthĂĽllen die "Sprache der Liebe"

E-Mails sind ideale Vehikel für den Gedankenaustausch zwischen Liebenden. Das haben Sprachwissenschaftler der Universität Münster festgestellt.

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  • dpa

E-Mails sind ideale Vehikel für den Gedankenaustausch zwischen Liebenden. Die meisten E-Mail-Schreiber würden die so genannten Liebes-Mails so locker formulieren, als wenn sie sprächen und nicht schrieben. Das haben Sprachwissenschaftler der Universität Münster festgestellt. Sie hoffen daher, an intimen Mails die "Sprache der Liebe" erforschen zu können, wofür es bisher keine Methode gab.

Man könne bei E-Mails von einer Art "verschrifteter Mündlichkeit" sprechen, erläuterte Jan Claas Freienstein vom Institut für Deutsche Philologie. "Wer also eine intime E-Mail verfasst, tut so, als spräche er." Betonungen würden grafisch hervorgehoben. "Regional- und umgangssprachliche Wendungen fließen in den Text ein. Sätze werden mittendrin abgebrochen. Rechtschreibung und schulgrammatischer Satzbau spielen kaum eine Rolle."

Zwar könnten die Liebenden mit E-Mails "Nähe simulieren, die sie sonst nur im Gespräch einnehmen", erläuterte der 30-jährige Germanist. "Das Gespräch stirbt dadurch aber nicht." In krisenhaften Situationen wird nachweisbar meist wieder auf das Telefon zurückgegriffen. "Auch der Liebesbrief wird keineswegs verdrängt", versicherte der Wissenschaftler im Gespräch mit der Deutschen Presse- Agentur.

Bei der Frage, ob es eine Sprache der Liebe überhaupt gibt, standen Sozialwissenschaftler bisher vor dem schwerwiegenden Problem, dass sich kein Paar bei solchen Gesprächen belauschen lässt. "Ein Mikrofon zum Beispiel würde die vertrauensvolle Situation zwischen den Partnern sofort beenden", bemerkte Freienstein. Einen Ausweg aus dem Dilemma bot daher die Analyse des elektronischen Briefwechsels. per E-Mail. Die Untersuchungsobjekte verschaffte sich Freienstein mit einem Trick: Wer an einem Seminar zum Thema teilhaben wollte, musste als Zulassungsvoraussetzung authentische Liebes-Mails besorgen - "natürlich anonymisiert". Etwa 100 elektronische Briefe kamen zusammen.

Die Gruppe um Jan Freienstein fand heraus, dass liebende Menschen einen Privatcode benutzen. Sie benennen Dinge und Vorgänge in ganz eigener Weise, um sich von anderen abzugrenzen. Fast überall fanden sich Kosenamen wie "Bussie", "Barbie" oder "Krabbe". Zudem spielten die Paare immer wieder auf gemeinsam Erlebtes an, ohne dass ein Außenstehender den Vorgängen folgen konnte. (dpa) / (wst)