Der Fall Unister: Klagen und weitere Insolvenzen

Die Unister-Gruppe kommt nicht zur Ruhe: Es liegen Klagen gegen drei Manager des Unternehmens vor, ein Mitgesellschafter erstellt Anzeige gegen Unbekannt wegen Untreue und drei weitere Tochtergesellschaften sind auch noch insolvent.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 96 Kommentare lesen
Unister
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Ayleen Schweiß
Inhaltsverzeichnis

Mehrere Manager der Leipziger Unister-Gruppe werden wegen Steuerhinterziehung, unerlaubten Betreibens von Versicherungsgeschäften sowie banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrugs angeklagt. Mitgesellschafter Daniel Kirchhof erhebt darüber hinaus Anzeige wegen des Verdachts der Untreue gegen Unbekannt.

Die Anklagen aus den Jahren 2013 und 2016 gegen nunmehr drei Manager der Leipziger Unister-Gruppe (die Webseiten wie fluege.de oder ab-in-den-urlaub.de betreibt) sprechen von Steuerhinterziehung, unerlaubten Betreibens von Versicherungsgeschäften sowie banden- und gewerbsmäßigen Computerbetrugs. Den Angeklagten wird unter anderem vorgeworfen, im Nachhinein günstigere Preise mit den Fluggesellschaften ausgehandelt zu haben, ohne es auf die Kunden umzulegen. Das Landgericht Leipzig hatte alle Anklagepunkte bereits Ende März in einem Verfahren gebündelt. Die Betroffenen haben noch bis Ende August Zeit, sich zu äußern.

Hinzu kommt seit Mittwochabend eine Anzeige von Mitgesellschafter Daniel Kirchhof, wegen des Verdachts auf Untreue gegen Unbekannt. Kirchhof sprach gegenüber der dpa von möglicher Geldwäsche. Nachdem Unister-Gründer Thomas Wagner am vergangenen Donnerstag bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückte, wurden am Absturzort 10.000 Schweizer Franken gefunden.

Wagner war auf dem Rückflug von Venedig, wo er sich laut Unternehmensangaben mit Investoren traf, zusammen mit einem weiteren Unister-Gesellschafter, einem 65-jährigen Mann und dem Piloten verunglückt. Vor seinem Tod erstattete der Unister-Chef laut Polizeiangaben noch Anzeige in Venedig. Gegen wen und weshalb ist derzeit noch unklar. Mitgesellschafter Kirchhof, der bis Anfang 2015 Unister-Finanzchef war, hält laut Bericht Venedig für Finanzgeschäfte eher für untypisch, ebenso wie die große Menge an Bargeld und vermutet in diesem Zusammenhang kriminelle Handlungen.

Neben den Anklagen gegen Unister-Manager haben nach der Muttergesellschaft Unister Holding GmbH und der Tochterfirma Urlaubstours drei weitere Tochtergesellschaften Insolvenz beantragt. Hierbei handelt es sich um die Unister Travel Betriebsgesellschaft mbH, die Unister GmbH sowie die U-Deals GmbH.

Das operative Geschäft der Reiseportale laufe weiter, teilte Insolvenzverwalter Lucas Flöther mit. Dennoch war zunächst nicht klar, was die Insolvenz der Reisemutter für Kunden konkret bedeuten könnte. "Unsere vorrangigste Aufgabe, gemeinsam mit dem Management-Team der Unister-Holding, ist schnellstmöglich Klarheit für die Kunden von Unister Travel in offenen Fragen zu ihren Buchungen zu schaffen", sagte er.

Ein Großteil der Leistungen habe bereits gesichert werden können. "Künftige Buchungen sind nunmehr auf allen Reiseportalen gewährleistet", sagte Föther. "Für die übrigen Leistungen und Konstellationen arbeiten wir an einer kurzfristigen Lösung und werden darüber zeitnah informieren." Unister Travel beschäftigt rund 495 Mitarbeiter - und damit einen großen Teil der insgesamt etwas mehr als 1000 Beschäftigten von Unister. "Die Löhne und Gehälter der betroffenen Mitarbeiter sind über das Insolvenzgeld gesichert", versichert Föther.

[Update 22.07.2016 – 08:30 Uhr] Der Name des Unister-Gründers wurde korrigiert.

[Update 22.07.2016 – 09:15 Uhr] Unister hat gegenüber heise online darauf hingewiesen, dass die Klagen bereits Ende März gebündelt wurden. Die Meldung wurde entsprechend geändert.

(Mit Material der dpa) / (axk)