Wenn die Worte fehlen ... hilft der Generator
Männer reparieren Autos, fliegen zum Mars und programmieren Computer, aber bei Liebesbriefen fangen sie an zu stottern. Macht nichts, auch dafür gibt es Software.
Angeblich gehört das sogenannte schwache Geschlecht ja zu den sprachlichen Hochleistungsakrobaten, während der stärkere Teil der Menschheit lieber bedeutsam schweigt. Frauen bringen uns wortreich dazu, den Mülleimer runter zu tragen, die Windeln zu wechseln, die Toilette sauber zu machen, während wir Männer natürlich technisch wahnsinnig begabt sind, aber im emotionalen Ernstfall die Zähne nicht auseinander kriegen. Anders herum gesagt: Männer sind eben Macher und nicht Schwätzer, packen an, kennen sich aus. Was aber tun, wenn ein Mitglied der Fraktion Venus uns tatsächlich einmal den Kopf verdreht hat und auf einen schriftlichen Beweis unserer Zuneigung wartet?
Zum Glück läßt uns auch dann die Technik nicht im Stich, genauer gesagt: die Software-Technik. Der Liebesbrief-Generator auf CD-ROM mit den "schönsten Formulierungen für das schönste Gefühl der Welt" kostet gerade mal 19,95 Mark, das sind noch nicht einmal zwei Kinokarten oder über den Daumen gepeilt fünf Bier. Ein geradezu lachhafter Preis für das Ticket zum Glück. Etwas tiefer in die Tasche greifen muss Mann bei liebesbrief.ch; immerhin 58 Mark kostet bei den Schweizer Ghostwritern ein ganz individuell abgefaßter Schmalzlappen, also nur Kandidaten mit ernsten Heiratsabsichten zu empfehlen. Ansonsten geht dieser Service schnell ins Geld.
Was mich betrifft, ich bin eigentlich ein großer Freeware-Freund, auch in Liebesdingen. Warum für etwas viel Geld bezahlen, was es auch nicht schlechter auf maennerseiten.de umsonst gibt. Siebter-Himmel-10 oder Superflirt.Exe heißen die Progrämmchen, die auf Empfängerseite die Hormone zum Wirbeln bringen sollen. Damit ist fast schon alles gesagt. Eines bleibt allerdings zu befürchten: Dass sammelwütige Sozialwissenschaftler die automatisch erstellten Elaborate als sogenannte "authentische Liebes-E-Mails" in ihre Seminare schleppen, um in schwergewichtigen Studien wieder mal über das abnorme Sozialverhalten der Internet-Surfer zu räsonieren. Natürlich auch das: Alles nur Geschwätz. (Michael Kurzidim)/ (ku)