Jeder zweite Jugendliche hat ein Handy

Eine neue Studie über Medienkonsum von Jugendlichen bringt es zu Tage: Fast die Hälfte hat schon ein Handy, auch die Internet-Nutzung ist deutlich angestiegen.

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Von
  • dpa

Auf deutschen Schulhöfen klingelt es immer öfter: Innerhalb eines einzigen Jahres hat sich die Zahl der Jugendlichen, die ein Mobiltelefon besitzen, fast verdreifacht. Inzwischen besitzt jeder zweite Jugendliche in Deutschland im Alter zwischen 12 und 19 Jahren ein Handy. Das ist eines der Ergebnisse einer neuen Jugendstudie zum Medienumgang von Jugendlichen. Während 1999 erst 14 Prozent über ein eigenes Handy verfügten, kletterte die Quote im vergangenen Jahr auf 49 Prozent. "Wir sind gespannt, wie hoch der Anteil 2001 steigen wird", sagt Medienwissenschaftlerin Sabine Feierabend, die die Studie betreut. Sie geht noch einmal von einem kräftigen Anstieg aus.

Für die zum dritten Mal erarbeitete repräsentative Studie "Jugend, Information (Multi-)Media 2000" waren bundesweit 1200 Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 19 Jahren befragt worden. Auftraggeber ist der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (Baden-Baden), der auf eine Zusammenarbeit mehrerer Landesmedienanstalten und des Südwestrundfunks zurückgeht.

Außer dem Handy gehören mittlerweile andere Medien immer selbstverständlicher ins Zimmer von Jugendlichen: So besitzen neun von zehn Jugendlichen eine eigene HiFi-Anlage, zwei Drittel ein eigenes Fernsehgerät. Einen Computer nennt fast die Hälfte ihr Eigen. Ein Drittel besitzt einen Videorecorder, immerhin 31 Prozent eine Spielkonsole für den Fernseher. Dabei ist die Ausstattung ostdeutscher Jugendlicher mit Medien besser als die der westdeutschen, die von Städtern besser als die von Jugendlichen auf dem Land.

Ein anderes Ergebnis der Studie scheint nicht überraschend: Jugendliche lesen immer weniger Bücher, Zeitungen und Zeitschriften. Stattdessen wird der Computer immer beliebter. Nach wie vor beliebtestes Medium in der Freizeit ist bei Jugendlichen jedoch – wie auch bei Erwachsenen – das Fernsehen. 93 Prozent aller deutschen Jugendlichen nutzen dieses Medium mehrmals pro Woche. Es folgen das Hören von CDs (92 Prozent) und von Radioprogrammen (84 Prozent). Dann jedoch – und das ist neu – kommen schon Computer in der Beliebtheitsliste der Medien (60 Prozent). 1999 hatte noch das Zeitunglesen vor dem Computer gelegen.

Nach wie vor gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. So wird der Computer eindeutig häufiger von Jungen benutzt: 70 Prozent benutzen ihn mehrmals pro Woche – im Gegensatz zu 49 Prozent der Mädchen. Bücher werden indes vor allem von Mädchen gelesen (47 Prozent zu 25 Prozent bei Jungen). Insgesamt liegt das Bücherlesen hinter dem Zeitunglesen (59 Prozent), dem Zeitschriftenlesen (45 Prozent) auf Rang sieben der beliebtesten Medien. Danach folgen Video-Konsum, Hörspielcassetten, Comics und Kinobesuche.

Wenn es darum geht, Langeweile zu vertreiben, liegt bei den Jungen in der aktuellen Studie erstmals der Computer vor dem Fernseher. Offenbar helfen gegen das Gähnen aus Sicht der Jungen eher Computerspiele und Internet-Surfen als Fernsehkonsum. Allgemein ist die beliebteste Tätigkeit am Computer das Spielen. Es liegt vor dem Texteschreiben, dem Arbeiten für die Schule, dem Internet und dem Musik hören. Doch auch hier gibt es Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Jungen spielen viel lieber am PC und hören mit ihm Musik. Mädchen hingegen sind strebsam und nutzen den Computer mehr für Texte und Schularbeiten.

Alles in allem ist das Internet bei Jugendlichen auf dem Vormarsch. Nannte im Vorjahr nur jeder Siebte das Internet-Surfen als Tätigkeit am Computer, war es im vergangenen Jahr schon jeder Dritte. Immerhin 57 Prozent der Jugendlichen gaben an, zumindest selten das Internet zu nutzen – gegenüber nur 14 Prozent im Jahre 1999.

Was die Einstellung zum Computer angeht, so stimmen vier Fünftel der Jugendlichen der Aussage zu, dass Computer bald genauso zum Leben gehören wie Fernseher und Radio. Dennoch lassen sich drei Typen von Computernutzern unterscheiden. So gibt es PC-Pragmatiker (42 Prozent), die eine positive Einstellung zum Computer haben, ohne dabei euphorisch oder unkritisch zu sein. In dieser Gruppe sind Jungen und Mädchen gleichermaßen vertreten, Hauptschüler etwas mehr als Gymnasiasten. Der zweite Typ ist der des PC-Fans (29 Prozent), für den der Computer eine geliebte Freizeitbeschäftigung darstellt. In dieser Gruppe stellen Jungen zwei Drittel. Der dritte Typus ist der des PC-Verweigerers. Dieser mag Lesen und Fernsehen mehr als das Sitzen am Computer. In dieser Gruppe sind zwei Drittel Mädchen. Zudem gehören eher die älteren Jugendlichen dieser Gruppe an. (dpa) / ()