Nach Hack gegen Bitcoin-Börse: Bitfinex-Nutzer sollen für Verluste einstehen

Um fast 120.000 Bitcoin konnten Unbekannte die Kryptogeld-Börse Bitfinex erleichtern. Für den Schaden müssen nun alle Nutzer bluten: Die Börsenbetreiber ziehen 36 Prozent von jedem Guthaben ab.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 282 Kommentare lesen
Nach Hack gegen Bitcoin-Börse: Bitfinex-Nutzer sollen für Verluste einstehen
Lesezeit: 3 Min.

Nach dem Hack gegen die Bitcoin-Börse Bitfinex wollen die Betreiber die Verluste durch die Attacke nun auf die Nutzer umlegen. 36 Prozent seines Guthaben soll jeder Kontoinhaber einbüßen, schreiben die Börsenbetreiber in einem Blogeintrag. Als Entschädigung für den Verlust sollen die Nutzer „BFX“ genannte Tokens erhalten; die in Hongkong beheimatete Börse setzt dabei einen Wert von einem US-Dollar pro Token an. Insgesamt konnten die unbekannten Angreifer in der vergangenen Woche 119.756 Bitcoins (aktuell rund 63 Millionen Euro) entwenden.

Die Vergemeinschaftung des Schadens betrifft übrigens nicht nur Nutzer, die Bitcoins auf ihrem Börsenkonto gelagert haben: Ein Sprecher des Unternehmens betonte auf Reddit, dass ausnahmslos alle Guthaben betroffen seien – also auch die in normalen Währungen. Zuvor habe die Börse verlauten lassen, dass lediglich Bitcoin-Guthaben und für das sogenannte Margin-Trading reservierte US-Dollar betroffen seien, berichtet Bloomberg.

Die BFX-Tokens könnten dann später als Anrecht auf Entschädigung gelten oder auch gegen Aktien von iFinex eingetauscht werden, dem Mutterunternehmen von Bitfinex. Weitere Details wollen die Betreiber zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben, derzeit liefen noch Verhandlungen mit den Investoren der Börse.

Die kurzfristig abgeschaltete Handels-Plattform ist seit Sonntag wieder erreichbar, wenngleich auch noch kein Handel stattfindet. Nutzer können sich nach einem Passwort-Reset bereits wieder einloggen und ihre Kontostände prüfen – inklusive der vergemeinschafteten Verluste.

Bitfinex war bis zum Hack eine der führenden Börsen für den Handel von US-Dollar in Bitcoin; der Wechselkurs der Kryptowährung fiel in Folge des Vorfalls drastisch, erholte sich inzwischen aber wieder. Größer als der Schaden durch den Hack gegen Bitfinex war bislang nur der Fall der Bitcoin-Börse Mt. Gox. Insgesamt 650.000 Bitcoin sollen dabei verloren gegangen sein. Allerdings ist noch unklar, ob tatsächlich Angreifer von außerhalb hinter dem Hack standen, wie es der Börseninhaber Mark Karpeles darstellte. Karpeles wurde in Japan Ende vergangenen Jahres wegen Veruntreuung von Börsengeldern angeklagt.

Wie so oft gilt letztlich auch in diesem Fall: Nutzer sollten ihre Guthaben möglichst nie auf einer Bitcoin-Börse lagern, sondern nach erfolgtem Handel immer auf ihre normalen Bankkonten und eigenen Kryptogeld-Wallets transferieren. Bitcoinbörsen sind ein beliebtes Ziel für Hacker – und wie unzählige Fälle in der Vergangenheit gezeigt haben, ist die Sicherheitsinfrastruktur der Anbieter dem häufig nicht gewachsen. (axk)