Facebook versus Adblocker: Das Katz-und-Maus-Spiel beginnt

Nachdem Facebook erste Schritte unternommen hat, Adblocker zu umgehen, legen die Entwickler der "Easylist" nach und machen Facebook wieder werbefrei – vorerst.

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Facebook versus Adblocker: Das Katz-und-Maus-Spiel beginnt

Schon 2013 hatte Adblock Plus Facebook-spezifische Filter eingeführt.

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Torsten Kleinz
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Nachdem Facebook angekündigt hat, Adblocker zu umgehen und seinen Nutzern trotzdem Werbung anzuzeigen, rüstet die Gegenseite verbal auf – und technisch nach. Eyeo, der nicht unumstrittene Hersteller des populären Adblock Plus, spricht von dunklen Machenschaften gegen die Selbstbestimmung der Nutzer. Unterdessen gibt es neue Filter, die Facebooks Maßnahmen neutralisieren.

Kurz nach der Ankündigung von Facebook tauchten im Forum der Easylist, einer von vielen Adblockern verwendeten Filterliste, mehrere Beschwerden über Werbung auf, die trotz aktivierten Adblocker wieder im Facebook-Stream auftraten. Doch nach einigem Herumprobieren scheinen die Easylist-Autoren eine einfache Filterregel gefunden zu haben, die die neue Werbung auch wieder blockiert.

Eyeo-Manager Ben Williams hatte Facebook zunächst scharf angegriffen und kritisiert, das soziale Netzwerk begebe sich auf den "dunklen Pfad gegen die Selbstbestimmung des Nutzers". Das Update feiert Williams als Erfolg: "Wir haben versprochen, dass die Open-Source-Community sehr schnell einen Weg finden wird und ehrlich gesagt hat sie unsere Erwartungen übertroffen." Gleichzeitig räumt Williams ein, dass dieser Erfolg von kurzer Dauer sein könne. "Es ist jederzeit möglich, dass Facebook Code in seine Seite einbaut, der den neuen Filter nutzlos macht".

Das ist die Strategie mehrerer Anti-Adblock-Dienstleister. Sie setzen oft auf einen ständigen Wechsel bei den verwendeten Dateinamen für Werbebanner oder die zur Ausspielung verwendeten Scripte. Die Strategie hat erste Erfolge gezeitigt, kann aber nur beschränkt funktionieren. So setzen die Adblocker die für Werbung wichtigen Tracking-Scripte außer Funktion und blockieren zum Beispiel automatisch Video-Werbung und Popups, so dass die durch Adblocker geschleuste Werbung nur vergleichsweise geringe Erträge erzielen kann.

Ob Eyeo auch für die Entwicklung der Easylist verantwortlich zeichnet, ist derzeit Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen. In den Klagen gegen Eyeo wollen Verlage sowohl den Vertrieb von Adblock Plus als auch der Filterlisten untersagen lassen. Nach fünf vergeblichen Klagen hatten die Verlage vor dem Oberlandesgericht Köln im Juni einen ersten Erfolg erzielt. Eyeo hat inzwischen Rechtsmittel eingelegt und will den Streit vor dem Bundesgerichtshof weiterführen.

Obwohl die Werbung auf Facebook die meisten von Eyeo formulierten Anforderungen ans "nicht nervende Werbung" erfüllt – so setzt der Konzern meist auf relativ unauffällige statische Werbebanner anstelle von Popups und selbststartenden Videos– war der Konzern schon früh in den Fokus von Eyeo geraten.

So wurde in Adblock Plus bereits 2013 eine Funktion integriert, die nicht nur bezahlte Werbung, sondern auch andere "Störelemente" in Facebook blockieren konnte. Doch im Gegensatz zu Microsoft, Amazon und Google wurde Facebook bisher nicht zahlender Kunde von Eyeo, was die Umgehung von Adblock Plus und weiterer Adblocker in seiner Standardeinstellung ermöglicht hätte. (vbr)