Bitcoin-Börse Cryptsy: Chef soll Millionen veruntreut haben

Im Januar hatte die Bitcoin-Börse Cryptsy sich für zahlungsunfähig erklärt und als Grund Verluste aus einem Hack von 2014 genannt. Nun sagt der Insolvenzverwalter, dass der Cryptsy-Chef 3,3 Millionen US-Dollar in die eigene Tasche abgezweigt hat.

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Bitcoins

(Bild: dpa, bitcoin.org)

Lesezeit: 3 Min.

Dem Chef der in Insolvenz geratenen Kryptogeldbörse Cryptsy wird vorgeworfen, Börsengelder veruntreut zu haben. Wie aus einem Bericht des bestellten Insolvenzverwalters James Sallah hervorgeht, soll Paul V. Kryptogeld im Wert von rund 3,3 Millionen US-Dollar in die eigene Tasche abgezweigt haben. Zugleich soll er auch versucht haben, Beweise zu vernichten. Sallah reichte seinen Bericht vor einem Bezirksgericht in Florida ein, das eine Sammelklage gegen V. verhandelt, wie der Fachdienst Coindesk berichtet.

Im Januar hatte Cryptsy erklärt, zahlungsunfähig zu sein. Als Grund wurde ein damals nicht gemeldeter Hackerangriff aus dem Jahr 2014 angegeben, bei dem Unbekannte 13.000 Bitcoins (damaliger Wert rund 7 Millionen Euro) und 300.000 Litecoins (damals rund 1,9 Millionen Euro) erbeutet haben sollen. Der Versuch, auf Teilreserve weiterzulaufen und die Verluste nach und nach auszugleichen, sei letztlich gescheitert. In der Bitcoin-Community war die Börse zu ihren aktiven Zeiten schon lange wegen häufiger Handelsaussetzer und verspäteter Auszahlungen heftig umstritten.

Nutzer hatten auf die Ankündigung hin eine Sammelklage angestrengt, im April wurde die Börse dann unter Insolvenzverwaltung gestellt. Laut dem Insolvenzverwalter soll V. von 2013 an Börsengelder in Höhe von etwa 1100 Bitcoin abgezweigt und auf verschiedenen anderen Börsen zu damaligen Wechselkursen umgetauscht haben. Das Geld sei dann auf seinem Konto und dem seiner damaligen Frau gelandet und unter anderem in die Finanzierung eines Strand-Anwesens geflossen.

Zugleich wollte wohl V. oder jemand anderer im April verräterische Spuren auf den Börsenservern verwischen: Dreimal habe jemand mit dem Login von V. in einer Remote-Verbindung Löschbefehle für die Datenbank mit sämtlichen Kundendaten und Kontoständen erteilt. Die Informationen konnten bislang nicht wiederhergestellt werden. Weder die Arbeit eines Forensik-Teams noch die Suche nach Backups sei erfolgreich gewesen. Das volle Ausmaß der Veruntreuungen durch V. lasse sich also noch nicht genau beziffern. Sallah beklagte zudem, dass V. nach wie vor eigentlich zur Börse gehörende Kryptogeldguthaben kontrolliere und bereits mehrfach Transfers durchgeführt habe.

Die Löschaktion behindere auch Sallahs Arbeit als Insolvenzverwalter. So sei eine korrekte Aufstellung der Kundeneinlagen und der zu begleichenden Ausstände aktuell noch nicht möglich. Dass die Kryptogeldguthaben der Kunden nicht sauber getrennt verwaltet, sondern je nach Kryptowährung in großen Wallets zusammengelegt vorgehalten wurden, komme noch hinzu. Auch zum mutmaßlichen Hack gegen Cryptsy konnte Sallah noch kein abschließendes Urteil fällen.

V. hat zu den Vorwürfen bislang keine Stellung genommen. Er soll sich nach China abgesetzt haben, wo er auch an der Gründung einer Kryptogeldbörse namens Bitebi9 beteiligt gewesen sein soll, die aktuell aber nicht erreichbar ist.

Siehe dazu auch auf heise online:

(axk)