Microsoft verlängert Windows-7-Support für Skylake-PCs bis 2020

Das Support-Ende für Windows 7 auf ausgewählten Skylake-Rechner wird verschoben, aber kommende Prozessoren von AMD und Intel will Microsoft weiterhin nur mit Windows 10 unterstützen.

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Intel Core i5-6500 "Skylake"

Intel Core i5-6500 "Skylake"

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Im Januar schreckte ein Blog-Beitrag des Microsoft-Vizepräsidenten Terry Myerson viele PC-Käufer auf: Unter dem euphemistischen Titel "Windows 10 Embracing Silicon Innovation" kündigte er unter anderem an, dass Windows 7 aktuelle Computer mit Intels Skylake-Prozessoren grundsätzlich nicht mehr unterstützt.

Weil auch Microsoft weiß, dass das für viele Firmen problematisch ist, die neue PCs brauchen und dabei nicht so rasch auf Windows 10 umsteigen können, wurden konkrete Ausnahmen benannt: Für ganz bestimmte Bürocomputer und Business-Notebooks der Firmen Acer, Asus, Dell, Fujitsu, HP, Lenovo, LG, Samsung, Toshiba und Wortmann mit Skylake gibt es weiterhin Windows-7-Support – aber nur bis Juli 2017. Das sollte auch für Windows 8.1 gelten.

Etwas später ruderte Microsoft ein wenig zurück und verlängerte den Support-Zeitraum für diese Rechner bis zum Juli 2018.

Und jetzt kommt die nächste Korrektur: Die konkret benannten Skylake-PCs und Skylake-Notebooks werden nun bis zum regulären Ende des erweiterten Supports von Windows 7 am 14. Januar 2020 unterstützt, bei Windows 8.1 läuft die Frist am 10. Januar 2023 ab.

Zwischenzeitlich hatte Microsoft die Frage auch für Windows Server 2012 und Windows Server 2012 R2 beantwortet und eine FAQ veröffentlicht.

Damit hilft Microsoft vielen Firmen, die neue Rechner beschaffen müssen. Aus Sicht von Microsoft sind auch nur Business-Kunden betroffen, weil keine neuen PCs für Privatleute mit vorinstalliertem Windows 7 oder Windows 8.1 mehr verkauft werden.

Doch es bleibt dabei: Kommende CPU-Typen wie AMD Bristol Ridge und Intel Kaby Lake will Microsoft ausschließlich mit Windows 10 unterstützen. Wie sich die Situation bei Windows Server 2012 R2 entwickelt, wenn Intel 2017 die ersten Skylake-EP-Xeons bringt, ist offen.

Nahe liegt die Frage, welche neuen Funktionen der aktuellen und kommenden Prozessoren überhaupt einen speziellen Support durch das Betriebssystem benötigen. Darauf liefert Microsoft keine umfassende Antwort. Einige Punkte sind aber klar.

Der erste betrifft die USB-Controller in Skylake-Prozessoren beziehungsweise den zugehörigen Chipsätzen. Diese USB-3.0-tauglichen Controller arbeiten nur im xHCI-Modus (Extended Host Controller Interface), nicht mehr in den älteren Modi EHCI, UHCI oder OHCI. Windows 7 enthält aber keinen eingebauten xHCI-Treiber und das Windows-7-Setup findet deshalb bei der Installation keine USB-Eingabegeräte. Für Systeme ab der Skylake-Generation müssen Setup-Images und Recovery-Partitionen mit Windows 7 also angepasst werden, indem man einen USB-3.0-Treiber hineinpackt.

Das gilt in ähnlicher Form auch für neue Notebooks und manche Desktop-PCs, die von einer PCIe-SSD mit NVMe-Controller booten: Ein NVMe-Treiber fehlt Windows 7 ebenfalls.

Windows 7 enthält auch keinen Treiber für ein TPM 2.0. Der lässt sich zwar nachrüsten, fehlt aber eben auch dem Windows PE eines Windows-7-Setups. Somit wäre eine per BitLocker verschlüsselte Platte auf einem System mit TPM 2.0 bei einer Panne nur schwer zu entsperren. Auch die eingebaute Verschlüsselungsfunktion einer (eDrive-)SSD kann BitLocker unter Windows 7 nicht nutzen.

UEFI Secure Boot schließlich verhindert den Start von Windows 7 komplett. Die 64-Bit-Version von Windows 7 kann zwar auch im UEFI-Modus von der Systempartition auf einer Festplatte mit GUID-Partitionstabelle (GPT) starten, besitzt aber keinen signierten Bootloader. Die 32-Bit-Version von Windows 7 kommt mit UEFI gar nicht zurecht.

Eine weitere Neuheit von Windows 10 ist der Aufruf des Setups eines UEFI-BIOS vom System aus. Letzteres erlaubt schnelles Booten ohne die Abfrage eines Tastendrucks für Support-Zwecke und ist bei Tablets ohne Tastatur die einzige Möglichkeit, um das BIOS-Setup aufzurufen. Das klappt allerdings auch schon mit Windows 8.1.

Zwar ließen sich die meisten Probleme technisch lösen oder umgehen, etwa durch Booten im BIOS-Modus. Doch beißt sich das mit den Microsoft-Vorgaben für PCs mit Logo und vorinstalliertem Windows: Für Windows 10 müssen sie etwa im UEFI-Modus mit Secure Boot starten (auch wenn Microsoft das gerade selbst torpediert). Somit ist ein Windows-10-PC mit Logo im Prinzip inkompatibel zu Windows 7. Das wiederum macht es PC-Herstellern schwer, Support und Service für beide Betriebssysteme auf derselben Hardware zu leisten – speziell, wenn Funktionen wie BitLocker zum Lieferumfang gehören.

Bisher sieht es so aus, als würde sich Windows 7 auch auf künftigen Rechnern installieren lassen, jedenfalls mit den passenden nachgerüsteten Treibern sowie ohne Secure Boot beziehungsweise wenigstens im BIOS-Bootmodus. Für die aktuellen Skylake-Systeme liefert Intel allerdings auch Grafiktreiber und USB-xHCI-Treiber für Windows 7.

Falls sich das bei Kaby Lake – oder später – ändert, wird es mit der Windows-7-Installation schwierig – nur bei Desktop-PCs ließe sich etwa eine PCIe-USB-2.0-Karte stecken und man müsste mit dem Standard-Grafiktreiber leben oder eine Grafikkarte einbauen. Wenn sich aber UEFI Secure Boot nicht abschalten lässt, ist es mit Windows 7 vorbei, außer man nimmt eine virtuelle Maschine.

Links zum Thema:

bei Dell:

bei HP:

(ciw)