Java EE: Gemischte Gefühle beim JCP-Meeting

Auf dem letzten Executive Committee Meeting des Java Community Process ging die Diskussion um die Zukunft von Java EE weiter. Trotz gegenseitigem Verständnis fehlen konkrete Pläne.

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Java EE: Gemischte Gefühle beim JCP-Meeting
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Von
  • Rainald Menge-Sonnentag
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Am 9. August fand ein telefonisches Meeting der Führungsriege des Java Community Process (JCP) statt, dessen Protokoll nun öffentlich verfügbar ist. Von besonderem Interesse ist dabei die Entwicklung bei Java EE (Enterprise Edition). In den letzten Monaten gab es mehrfach harsche Kritik an Oracles Strategie. Federführend dabei sind die Java EE Guardians, die eine Petition gegen den Umgang des Statthalters mit der Enterprise-Java-Technologie initiiert hatten.

Derweil starteten unter anderem Red Hat und IBM ein gemeinsames Projekt namens MicroPofile zur Verwendung von Java-EE-Techniken für Microservice-, Container- und Cloud-Anwendungen. Eine offizielle Stellungsnahme zur Strategie von Oracles Seite gab es bisher lediglich in Form eines Gesprächs von Mike Moeller, VP für Marketing und PR, mit The Register. Dabei handelte es sich jedoch lediglich um Lippenbekenntnisse ohne konkrete Zeitpläne oder Aussagen über den zukünftigen Umgang mit JSRs (Java Specification Requests).

Wirft man einen Blick auf das Protokoll der JCP-Telefonkonferenz, fällt der Punkt "Java-EE-Strategie" schon alleine durch den Platz auf, den er im Vergleich zu anderen Themen einnimmt. Mit Anil Gaur bezog zunächst der für Java EE und WebLogic Server zuständige VP von Oracle Stellung zur Strategie des Unternehmens. Dabei bemerkte er, dass sich die Programmierkonzepte im Enterprise-Umfeld in einem Wandel befänden, da mehr und mehr Anwendungen verteilt und in der Cloud liefen. Statt wie bisher auf traditionellen Applikationsservern zu setzen, zu denen WebLogic gehört, gebe es eine modulare Aufteilung.

Auch wenn Gaur nicht explizit von Microservices spricht, geht der Fokus offensichtlich in genau die Richtung des MicroProfile-Projekts. Sowohl Gaur als auch Mark Little von Red Hat gaben an, dass sich die Unternehmen über eine Zusammenarbeit austauschten. Konkrete gemeinsame Pläne gibt es aber noch nicht. Auch IBMs Steve Wallin berichtet von Gesprächen zu dem Thema, bei denen bisher aber nicht mal herausgekommen sei, ob Oracle nun eine komplett neue Plattform plane oder das vorhandene Projekt einbeziehe.

Gaur erklärte, dass sich die Struktur von Java EE den neuen Gegebenheiten anpassen müsse. Die Plattform benötige ein Modell, dass auf verteilte, lose verbundene Applikationen ausgelegt sei. Als konkrete Technologien nannte er unter anderem HTTP/2, OAuth, State Management und Mandantenfähigkeit. Oracle spreche derzeit mit den großen Java-EE-Anbietern und werde sich in Kürze mit den den Java-Champions und Java User Groups beratschlagen.

Die Frage, ob Oracle für die Enterprise Edition ebenso schnellere Releasezyklen plane, wie es das Unternehmen für die Java SE angekündigt habe, verneinte Gaur. Geplant sei, die beiden Technologien so weit wie möglich voneinander zu entkoppeln. Einige der kommenden Java-EE-Features sollen auf Java SE 8 und andere auf der Java SE 9 aufbauen.

Zu der (erneuten) Kritik, dass sich der Community-Prozess im letzten Jahr schleppend bis gar nicht voran bewegt habe, äußerte Gaur sein Verständnis und bekundeten den Willen Oracles, mit der Community und dem JCP zusammenzuarbeiten. Die Frage nach der "High-Level-Message" beantwortete Gaur damit, dass Java EE sich weiterentwickeln werde. "Einige Features werden revolutionärer sein, aber wie genau diese Dinge verpackt werden, sei noch nicht entschieden".

Wer sich von dem Meeting eine klare Strategie Oracles für die Zukunft von Java EE erhofft hatte, wurde enttäuscht. Derzeit haben viele Entwickler die Hoffnung, dass das Unternehmen die JavaOne für konkrete Ankündigungen nutzen wird. Die Entwicklerkonferenz findet vom 18. bis 22. September in San Francisco statt. Der Fokus in Richtung Cloud zeigt sich schon darin, dass der Track mit den Inhalten der Enterprise Edition den Titel "Java, Cloud, and Server-Side Development" heißt. Ein erster Blick auf die Sessions zeigt jedoch keine offensichtlichen Vorträge zu den Plänen bezüglich der JSRs oder Java EE 8. (rme)