"Rinderstudie": Debatte um die Folgen des Elektrosmog

Im Bayerischen Landtag fand eine Expertenanhörung zum Thema Elektrosmog in Reaktion auf die so genannte Rinderstudie statt.

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Von
  • Rainald Menge-Sonnentag

Im Bayerischen Landtag fand am Donnerstag eine Expertenanhörung zum Thema "Auswirkung nicht ionisierender Strahlen" in Reaktion auf die so genannte "Rinderstudie" statt. In dieser vom bayerischen Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen in Auftrag gegebenen Studie, wurde die Auswirkung elektromagnetischer Felder von Mobilfunkanlagen (dem so genannten Elektrosmog) auf Rinder von 38 Betrieben in Bayern und Hessen untersucht (siehe dazu: "Rinderstudie": Keine Schäden durch Elektrosmog - oder doch?)

Die hohe Besucherzahl allein belegte schon das breite Interesse am Thema Elektrosmog. Mitglieder von Bürgerinitiativen wie der Bürgerwelle begleiteten kritische Aussagen mit Beifall. Insgesamt sind letztes Jahr 33 Petitionen bayerischer Bürger gegen Sendeanlagen beim Staatsministerium eingegangen. Im Zentrum der Debatte, die sich weit mehr den Menschen als den Rindern widmete, stand die Kontroverse zwischen messbaren Grenzwerten und "subtilen" Krankheitsbildern wie Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen. Während sich die Mobilfunkbetreiber stets auf die Einhaltung der Grenzwerte beriefen, führten andere Wissenschaftler auffällige Krankheitsbilder in Zusammenhang mit Sendeanlagen auf.

Mobilfunk ist jedoch nicht der einzige Streitgegenstand. So wiesen Beteiligte darauf hin, dass die möglichen Schädigungen durch die Kurzstrecken-Funktechnik Bluetooth potenziert werde. Schon jetzt träten bestimmte, glücklicherweise reversible Schäden bei einigen Kindern durch DECT-Funktelefone auf. Uneinigkeit herrschte über den eigentlich gefährlichen Faktor. Während die einen grundsätzlich jede Form von Strahlen – unabhängig von ihrem Frequenzbereich – für schädlich hielten, meinten andere, die Hochfrequenzstrahlung sei weitgehend unbedenklich. Die meisten Anwesenden vertraten die Einstellung, dass die gepulste Strahlung, nicht die Hochfrequenzstrahlung selbst, das größte Risiko darstellt.

Einig waren sich alle Teilnehmer in der Aufforderung an die Bundesregierung, einen Teil der erwirtschafteten UMTS-Milliarden in die Erforschung der Auswirkungen zu investieren. Offen bleibt bis dahin die Frage, ob die Politik mangels allgemein anerkannter Schädlichkeitsbeweise unbedenklich der weiteren Ausbreitung von Mobilfunk und Schnurlostelefonen zustimmen oder lieber der Industrie stärkere Restriktionen auferlegen soll. (Rainald Menge) / (jk)