Massives Datenleck zu U-Booten bei französischer Staatswerft DCNS

22.400 Seiten Präsentationsmaterial, das auch bislang geheime Kampffähigkeiten der Scorpene-U-Boote von DCNS beschreibt, ist in falsche Hände gelangt. Thyssen-Krupp könnte davon profitieren.

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Massives Datenleck zu U-Booten bei französischer Staatswerft DCNS

(Bild: DCNS)

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Es ist ein Sicherheitsdebakel für den französischen Konzern DCNS, der zu 62,5 Prozent dem Staat gehört: 22.400 Seiten Präsentationsmaterial, das auch Informationen über bislang geheim gehaltene Kampfmöglichkeiten der U-Boote der Scorpene-Reihe enthält, soll im asiatischen Raum kursieren. Dies meldet die Zeitung The Australian, die einige Auszüge aus dem brisanten Material geschwärzt auf ihrer Webseite veröffentlicht hat. Die Daten stammen demnach aus Broschüren für Indien, das für über 3,5 Milliarden Euro Unterseeboote der Franzosen bestellt hat, die inzwischen mit mehreren Jahren Verspätung ausgeliefert werden.

Die gleiche Klasse hat die Staatswerft unter anderem auch an Brasilien, Chile und Malaysia verkauft, wie die FAZ schreibt. Diese Länder und andere Interessierte könnten nun auch Details zu den Booten wie dem verwendeten Torpedo-Startsystem im Netz nachlesen. Das Material soll von 2011 stammen und möglicherweise von einem französischen Marineoffizier weitergegeben worden sein, der damals ein DCNS-Vertragspartner war. Mittlerweile habe es in Südostasien die Runde gemacht und sei auf einem gewöhnlichen Datenspeicher per regulärer Post in Australien aufgeschlagen.

DCNS schnappte jüngst der deutschen Werft Thyssen-Krupp Marine Services (TKMS) einen Auftrag mit einem Volumen in Höhe von knapp 34 Milliarden Euro für den Bau von 12 U-Booten weg. In dem Bieterwettstreit soll den Deutschen nachgesagt worden sein, dass sie sich von China ausspionieren ließen. Der australische Premierminister Malcolm Turnbull betonte nun, dass es sich bei der Bestellung des Landes um ein ganz anderes Modell als die Scorpene-Reihe handle. Trotzdem sei das Datenleck beunruhigend.

Die französische Staatsanwaltschaft ermittelt. Aus dem Konzern DCNS hieß es, es gelte zunächst, die Art der verloren gegangenen Dokumente festzustellen und den möglichen Schaden auszuloten. Bei dem Deal mit Australien habe es die volle Kontrolle über die gesamte Operation, während bei dem Geschäft mit Indien ein Auftragnehmer vor Ort mit beteiligt gewesen sei. (anw)