Post aus Japan: Die Angst vor dem Monopol auf seltene Erden

Nippon arbeitet seit Jahren daran, sich von Chinas Marktmacht bei einigen wichtigen Elektronik-Rohstoffen unabhängiger zu machen. Honda und Daido Steel haben einen Magneten für Elektromotoren entwickelt, der ohne schwere seltene Erden auskommt.

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Von
  • Martin Kölling

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus – und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends.

Erinnern Sie sich noch an die Seltene-Erden-Krise vor ein paar Jahren? Hauptlieferant China drosselte 2010 die Exporte einiger dieser Metalle, vor allem nach Japan, mit dem sich China in einen Gebietskonflikt verwickelt hatte. Und in Japans Auto- und Technikkonzernen brach eine gewisse Panik aus. Denn die Seltenerden werden in vielerlei Produkten für unsere Hightech-Welt eingesetzt, in Magneten für Elektromotoren zum Beispiel oder Polituren für Glas.

Damals setzte sich die Japan AG das Ziel, einige dieser Metalle zu ersetzen, um sich unabhängiger von China zu machen. Zu groß war die Angst, wieder zum Spielball der Geopolitik zu werden. Nun, Jahre später, kommen die ersten Ergebnisse der Entwicklungsabteilungen in den Markt.

Der Autobauer Honda und Daido Steel haben einen Neodym-Eisen-Bor-Magneten, der keine schweren Seltenerden wie Dysprosium verwendet. Er feiert jetzt Weltpremiere in zwei Hybridmodellen Hondas, dem Kompaktvan Freed und dem SUV Vezel.

Für die Japan AG ist dies ein Meilenstein. Neodym-Magneten gehören zu den stärksten Dauermagneten, entmagnetisieren sich allerdings bei relativ niedrigen Temperaturen teilweise und korrodieren leicht. Daher werden die Seltenerden Dysprosium oder Terbium beigemengt.

Das Problem: Sie sind teuer und China ist quasi ihr Monopolist. Daido Steels Ausweg: Das Unternehmen zerkleinerte die Partikel um den Faktor 10 auf 100 bis 500 Nanometer und entwickelte eine neue Produktionsmethode, die das bisher übliche Sintern abschafft.

Die Koerzitivfeldstärke ist damit zwar nur halb so hoch wie bei bisherigen Magneten. Aber Honda konnte dies durch ein Neudesign des Motors teilweise ausgleichen. Das Ergebnis: Die Magneten sind bis 200 Grad Celsius stabil und reduzieren die Produktionskosten sowie die Erpressbarkeit durch China drastisch.

Für Japans Wirtschaftsplaner ist es sicherlich eine kleine Erleichterung, dass die Entwicklungsarbeit der Firmen Früchte trägt. Aber das Beispiel zeigt auch, wie schwer und langwierig es ist, die von China produzierten Seltenerden zu ersetzen. ()