Die Zukunft von Java EE: Oracle bekräftigt Interesse, ohne Details zu nennen

Es gab viele Diskussionen und eine große Unsicherheit in der Java-EE-Community. Über die daraus entstandenen Initiativen und die Besorgnis der Community wurde bereits vor zwei Monaten berichtet. Seitdem ist einiges geschehen, und plötzlich bekräftigt auch Oracle wieder sein Interesse an Java EE.

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Von
  • Thorben Janssen
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Es gab viele Diskussionen und eine große Unsicherheit in der Java-EE-Community, nachdem die Arbeiten an den von Oracle geführten JSRs für fast ein Jahr zum Erliegen gekommen waren. Über die daraus entstandenen Initiativen und die Besorgnis der Community habe ich bereits vor 2 Monaten berichtet. Seitdem ist einiges geschehen, und plötzlich bekräftigt auch Oracle wieder sein Interesse an Java EE.

In den letzten Monaten hat sich gezeigt, dass Java EE nicht nur von Oracle gestaltet wird. Durch die Standardisierung und den Java Community Process (JCP) sind auch andere Softwareanbieter und viele Java-EE-Entwickler am Fortbestand der Plattform interessiert. Das wurde vor allem durch die Gründung der Java EE Guardians und der MicroProfile-Initiative deutlich. Beide Gruppen haben gezeigt, dass auch ohne Oracle eine Weiterentwicklung der Plattform möglich ist. Von einigen wurde sogar die Möglichkeit einer Abspaltung und die unabhängige Weiterentwicklung bestehender Java-EE-Spezifikationen diskutiert.

Jetzt scheint es aber so, als wäre das vielleicht nicht notwendig. Nachdem Oracle sich lange Zeit nicht zur Zukunft von Java EE äußerte, bekräftigte Thomas Kurian, Oracles President of Product Development, Ende Juli, in einem Buzzword-lastigen Interview Oracles Interesse an Java EE. Er gab an, dass es konkrete Pläne zur Weiterentwicklung von Java EE 8 gäbe, mit denen die Plattform modernisiert und auf die Entwicklung von Cloud-Anwendungen ausgerichtet werden soll. Dazu sollen unter anderem die Verwendung reaktiver Programmierkonzepte, die Anbindung von NoSQL-Datenbanken, Unterstützung von HTTP/2 und die Erstellung multimandantenfähiger Anwendungen standardisiert werden. Wie und in welchem Zeitrahmen diese Anpassungen erfolgen sollen, gab Thomas Kurian in dem Interview jedoch nicht bekannt. Er versprach lediglich detaillierte Pläne auf der JavaOne bekannt zu geben.

Auch wenn das Interview die Community beruhigen sollte und sicherlich in Teilen auch getan hat, gibt es immer noch kaum belastbare Informationen, und es bleibt abzuwarten, welche konkreten Auswirkungen die neuen Pläne auf die Zeitplanung von Java EE 8 und Oracles Engagement in den beteiligten JSRs hat.

Das hat sich auch nach dem letzten Executive Committee Meeting nicht geändert. Anil Gaur, zuständiger Vizepresident für Java EE und Weblogic, nahm im Meeting Stellung zur Zukunft von Java EE. Er bekräftigte nochmals die Notwendigkeit zur Anpassung von Java EE an neue Programmierkonzepte und Ausführungsumgebungen. Außer der von vielen erwarteten Ankündigung, dass sich das Release von Java EE 8 verschieben werde, sind dem Protokoll aber kaum neuen Informationen zu entnehmen.

Etwas aufschlussreicher war eine Nachricht von Bill Shannon auf der Java-EE-Mailingliste. Er kündigte an, die Community erneut nach ihrer Meinung zu befragen und diese in die Diskussionen mit anderen Java-EE-Anbietern einfließen zu lassen. Auf der JavaOne soll dann ein angepasster Plan für Java EE 8 und deren Zukunft vorgestellt werden. Er kündigte außerdem an, dass Java EE 8 innerhalb eines Jahres fertiggestellt werden soll. Das lässt vermuten, dass eine Konsolidierung der aktuellen Arbeiten und die angekündigte Neuausrichtung im Rahmen von Java EE 9 erfolgen soll. Wie die bisherigen Aussagen ist aber auch diese Nachricht wenig konkret, und es bleibt abzuwarten, welche Aktivitäten und Änderungen in der nahen Zukunft erfolgen.

Eine höhere Aussagekraft haben da wahrscheinlich einige Nachrichten auf der JAX-RS Mailingliste, die nahelegen, dass die Arbeiten an der JAX-RS-Spezifikation wieder aufgenommen werden. Auch die Arbeiten an anderen Spezifikationen gehen weiter. Die von Oracle geführte JSON-B-Spezifikation hat kürzlich den Public Review Ballot erfolgreich abgeschlossen. Dabei wurden allerdings die Auswirkungen der mangelnden Aktivität in vielen Java-EE-Spezifikationen deutlich. JSON Pointer konnten in dem Release nicht unterstützt werden, da dafür Zuarbeiten aus der seit Monaten inaktiven JSON-P-Spezifikation benötigt worden wären.

Andere Anbieter gestalten derweil weiterhin die Zukunft von Java EE. So wurde unter der Leitung von Red Hat ein neuer JSR zu Bean Validation 2.0 ins Leben gerufen und die MicroProfile-Initiative arbeitet an der Version 1.0. Diese soll bis zur JavaOne veröffentlicht werden und ausschließlich JAX-RS, CDI und JSON-P umfassen. In späteren Versionen soll dann über die Erweiterung durch weitere Spezifikationen entschieden werden. Ebenfalls zur JavaOne soll die Microprofile Showcase Application fertiggestellt werden. Die Anwendung soll aus mehreren Microservices bestehen und am Beispiel einer Konferenzverwaltung die Möglichkeiten des MicroProfiles vorstellen.

Insgesamt bewerte ich die Zukunft von Java EE positiver als vor zwei Monaten. Auch wenn Java EE 7 schon viele Werkzeuge für die Entwicklung moderner Anwendungen bietet, ist eine deutlichere Ausrichtung auf moderne Programmier- und Architekturkonzepte wünschenswert. Nach der geringen Aktivität während der letzten Monate bleibt allerdings abzuwarten, in welchem Umfang Oracle die Ankündigungen in die Tat umsetzt. Nach den letzten Äußerungen stellt sich außerdem die Frage, wie die Einbindung der Community und anderer Java-EE-Anbieter in Zukunft aussehen wird. Wenn Oracle eine Zersplitterung der Java-EE-Landschaft verhindern möchte, ist ein engagiertes und offenes Vorgehen notwendig. Die letzten Wochen und Monate haben gezeigt, dass die Entwicklung sonst auch ohne Oracle weitergeht. ()