Norwegische Windkraft für Google

In der Nähe von Stavanger entsteht eine große neue Windkraftanlage. Der gesamte Strom geht an den Internetriesen.

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Neben der ohnehin schon reichlich vorhandenen Wasserkraft will Norwegen in den kommenden Jahren auch zunehmend Windkraft einsetzen, denn an der Küste und in inländischen Gebieten ist es ausreichend windig. Ein Streifen an der Westküste gilt sogar als windreichste Region Europas.

Bei einem dieser neuen Projekte spielt Google eine wichtige Rolle: Die Tellenes-Windfarm südlich von Stavanger, bestehend aus 50 Siemens-Turbinen mit je 3,2 Megawatt, soll für die kommenden zwölf Jahre ihren gesamten erzeugten Strom an den Internetriesen liefern. Die Anlage wird seit Sommer errichtet.

Norwegen: Nicht nur hübsch, sondern auch oft windig.

(Bild: Les Haines / Flickr / cc-by-2.0)

Welche Rechenzentren die Anlage versorgen wird, ist noch unklar – bekannt ist immerhin, dass Google den kompletten vorgesehenen Output von 500 Gigawattstunden im Jahr kaufen wird.

Google sei bereits seit 2007 CO2-neutral und "committed", seine Anlagen zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen zu betreiben, so Marc Oman, EU-Energy-Chef im Bereich Google Global Infrastructure, gegenüber US-Medien. In Norwegen freut man sich, einen derart prominenten Käufer gefunden zu haben. "Wir sind abhängig von internationalen Investoren und internationaler Kompetenz, um die norwegischen Windressourcen zum Einsatz zu bringen", sagt Andreas T. Aasheim vom norwegischen Windenergieverband NORWEA.

Windkraftanlage auf der norwegischen Insel Smøla.

(Bild: Statkraft)

Auch in anderen Ländern lässt Google bereits Ökostrom für sich produzieren. Doch die norwegische Anlage ist das bislang größte Windkraft-Vorhaben, das der Internetriese jemals in Europa durchgeführt hat. Das Prinzip könnte ein Vorbild für vergleichbare Projekte überall auf der Welt werden.

Google-Konkurrent Apple setzt ebenfalls stark auf erneuerbare Energiequellen und hat bereits große Solaranlagen in den USA und in China in Betrieb nehmen lassen. Hier gilt es auch, fast 500 Ladengeschäfte weltweit mit sauberem Strom zu versorgen.

Norwegen kämpft trotz seiner großen natürlichen Ressourcen seit Jahren damit, größere Windkraftprojekte zu etablieren. Dabei scheitern die Anlagen oftmals an Bürgeraktivisten und Umweltschützern, aber auch an der Tatsache, dass mit der Wasserkraft eine gut funktionierende grüne Stromversorgung bereits existiert, die die lokale Energielieferung sicherstellt. Gleichzeitig ist Norwegen durch seine Öl- und Gasproduktion besonders aufgefordert, in grüne Energie zu investieren.

Google-Hauptquartier in Kalifornien.

(Bild: Ben Nuttall / Flickr / cc-by-sa-2.0)

"Die Berichte über den bevorstehenden Tod der norwegischen Windenergie sind deutlich übertrieben. Wir haben schon immer gesagt, dass wir einen großen Anteil am gemeinsamen Zertifikatsmarkt übernehmen werden", sagt Oyvind Isachsen, Chef von NORWEA. Die Branche hofft, Windenergiezertifikate nach ganz Europa verkaufen zu können. 2016 sollen so Kapazitäten von weiteren 2000 Megawatt in dem skandinavischen Land entstehen.

An dem Google-Vorhaben, das im Bundesland Rogaland entsteht, sind auch die lokalen Betreiber Zephyr und Norsk Vind Energi, sowie der Finanzkonzern BlackRock beteiligt. Laut NORWEA zeigt dies, dass internationale Investoren ein großes Interesse am norwegischen Windmarkt haben. NORWEA forderte die norwegische Regierung auf, das zu unterstützen. (bsc)