Verwirrung um Mobilkonsole Sinclair ZX Spectrum Vega+

Der erfolgreich über Indiegogo finanzierte Handheld Sinclair ZX Spectrum Vega+ sollte im September 2016 ausgeliefert werden. Rechtsstreitigkeiten bei den Entwicklern und fehlende Informationen zum Produkt sorgen nun für Unmut bei den Unterstützern.

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Verwirrung um Mobilkonsole Sinclair ZX Spectrum Vega+

(Bild: Retro Computers)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Denise Bergert
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Im März 2016 konnte Entwickler Retro Computers über die Crowd-Funding-Plattform Indiegogo erfolgreich die Handheld-Konsole Sinclair ZX Spectrum Vega+ finanzieren. Mit 425.250 Britischen Pfund sammelte das Unternehmen dabei mehr als das Dreifache des ursprünglich angepeilten Spendenziels von 3.930 Unterstützern ein.

Die Mobilkonsole sollte ursprünglich in diesem Monat ausgeliefert werden. Im Kommentarbereich des Indiegogo-Projekts macht sich jedoch mittlerweile Unruhe unter den Unterstützern breit. Nicht alle von ihnen glauben, dass sie ihre Sinclair ZX Spectrum Vega+ tatsächlich noch im September in den Händen halten werden.

Einen Grund für diese Annahme liefern die Streitigkeiten zwischen dem Retro-Computers-Vorstand und den Gründungsmitgliedern Paul Andrews und Chris Smith. Sowohl Smith als auch Andrews traten aufgrund von „unüberbrückbaren Differenzen“ mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. David Levy am 8. April 2016 aus der Unternehmensführung zurück. Sie halten noch einen Anteil von 50 Prozent an Retro Computers, haben eigenen Angaben zufolge jedoch keinen Einfluss mehr auf die Firma.

Wie die beiden Gründer gegenüber BBC erklärten, hätten sie viele E-Mails von besorgten Unterstützern erhalten. Weder Smith noch Andrews seien jedoch in der Lage gewesen, die aktuelle Unternehmensführung zur Klärung dieser Fragen zu kontaktieren. Die Differenzen mit Dr. Levy führten schließlich zu einem Rechtsstreit um „finanzielle Unregelmäßigkeiten“. Levy behauptet, Smith und Andrews hätten während ihrer Tätigkeit im Vorstand Gelder veruntreut, um ein eigenes Projekt zu finanzieren.

Während einige Unterstützer bereits befürchten, ihre Indiegogo-Spenden würden in besagten Rechtsstreit, statt in die Entwicklung der Sinclair ZX Spectrum Vega+ investiert, versucht Dr. Levy in zwei Stellungnahmen die Wogen zu glätten. Retro Computers setze alles daran, die Mobilkonsole fertigzustellen und wie versprochen im September in die Produktion zu schicken.

Daran, dass der Handheld tatsächlich schon so weit entwickelt ist, dass er in die Produktion gehen kann, gibt es bei den Unterstützern jedoch Zweifel. Obwohl sich das Unternehmen alle Mühe gibt, den Kommentarbereich der Indiegogo-Kampagne zu moderieren, gibt es von Retro Computers nur sehr wenige Updates zum Sinclair ZX Spectrum Vega+. Die Unterstützer wurden bislang größtenteils mit Fotos von Prototypen aus dem 3D-Drucker beschwichtigt. Bilder von fertigen Geräten oder Bauteilen gab es bislang nicht.

Retro Computers veröffentlichte bislang auch ein Video eines lauffähigen Prototypen. An der Echtheit des Clips, der im Juni den Testlauf eines neuen LC-Displays belegen sollte, zweifeln allerdings einige Unterstützer.

Auf dem Twitter-Kanal Sinclairly... wird gemutmaßt, dass im Video kein Prototyp, sondern ein Fake zu sehen ist. Obwohl auf dem Display des Handhelds gerade das Spiel Nifty Lifty läuft, werden keine Tasten gedrückt. Einen Demo-Modus hat der Titel jedoch nicht. Auf Twitter wird gemutmaßt, dass es sich bei dem angeblichen Prototypen lediglich um ein Gehäuse aus dem 3D-Drucker mit einem angeschlossenen Raspberry Pi mit Spectrum-Emulator handeln könnte.

Es bleibt abzuwarten, ob Retro Computers tatsächlich wie angekündigt in den nächsten Tagen nähere Informationen zum aktuellen Entwicklungsstand veröffentlichen wird. Dass die ersten Geräte Ende September ausgeliefert werden, halten einige Unterstützer sowohl bei Indiegogo als auch beim Micro-Blogging-Dienst Twitter für unwahrscheinlich. (axk)