Eurobike 2016: Von vernetzten Fahrrädern und smarten Helmen

Auf der Eurobike 2016 wurden in Friedrichshafen am vergangenen Wochenende die neusten Trends der Fahrrad-Branche vorgestellt. Im Fokus: Smarte Bikes und ebenso smarte Gadgets.

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E-Bike-Antrieb

Auch E-Bike-Antriebe zum Nachrüsten wurden bei der Eurobike 2016 vorgestellt.

(Bild: Georg Bleicher)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Georg Bleicher
Inhaltsverzeichnis

Seit 1991 treffen sich jedes Jahr Hersteller von Fahrrädern und Fahrradzubehör auf dem Messegelände in Friedrichshafen, um ihre neuesten Entwicklungen zu präsentieren. Längst geht es bei der Eurobike nicht mehr nur um neue Schaltungen, Bremsen und Federgabeln. Mit NFC-Schlössern, smarten Helmen und E-Bike-Nachrüst-Sets findet immer mehr (smarte) Technik ihren Weg in Fahrräder.

Bei den neuen Fahrradhelmen von Livall ist eine Gegensprech-Funktion eingebaut. Über ein separates Bedienungspanel am Lenker, das über Bluetooth mit dem Kopfschutz verbunden ist, nimmt man Handy-Telefonate an. Unter der Deko-Schicht des Helmes schlummern LEDs, die in verschiedenen Rhythmen pulsieren oder als Blinker die Fahrtrichtung anzeigen können. Preise beginnen bei 159 Euro.

Gegensprech-Verbindung von bis zu vier Teilnehmern, Radioempfang und eine integrierte Kamerafunktion für zwei Stunden Videoaufzeichnung in 2K QHD bieten die neuen Helmmodelle von Sena. Sie kosten etwa 300 US-Dollar. Die Frontkamera bedient man über ein Tastenfeld auf der linken Helmseite. Der C-94-Helm von Cratoni ist noch ein Prototyp. Er besitzt eine Blinkerfunktion und sendet bei Unfall die aktuellen GPS-Daten an eine hinterlegte Telefonnummer. Gesteuert wird er per Panel oder Handy.

Der C-94-Helm von Cratoni ist noch ein Prototyp.

(Bild: Georg Bleicher)

Das Urbanic des Herstellers Grace gibt es als Pedelec mit bis zu 45 km/h Unterstützung. Interessant ist die Konnektivität des integrierten Systems: Der Partner Comodule stellt eine App bereit, die viele Funktionen steuert. Unter anderen bietet sie Navigation und einen Call-Emergency-Ruf nach einem Unfall. Sie zeichnet Bewegtbilder über eine Kamera in der Sattelstütze auf und zeigt diese in der unteren Hälfte des Smartphone-Displays an. So weiß man, was hinter dem Rad passiert. Außerdem meldet der Radarsensor, wenn sich von hinten ein Fahrzeug nähert und lässt LED-Leuchten unter dem Sattel aufflackern.

Auf dem individuell konfigurierbaren Display kann auch eine Karte angezeigt werden, die die Reichweite anzeigt. Das geschieht mit Einberechnung der Geländebeschaffenheit und dem Untergrund auf der jeweiligen Route. Das integrierte Schloss des Urbanic steuert ebenfalls die App, eine Anti-Diebstahl-Funktion ist auch vorhanden: Wird das abgeschlossene Rad bewegt, löst das System nicht nur eine Sound-Alarm aus. Es informiert den Besitzer und in der Nähe befindliche, registrierte Mitglieder der Grace-Community darüber, dass ein Rad in Gefahr ist. Das Einstiegsmodell mit 250 Watt-Antrieb ist für 4.500, die 1.000 Watt-Variante für 6.999 Euro erhältlich.

Zwei interessante Motoren-Nachrüst-Sets, die aus dem Rad ein E-Bike machen sollen, kommen von Pendix und Relo. Die beiden deutschen Hersteller versprechen einfache Montage, bei der hauptsächlich am Tretlager Änderungen vorgenommen werden müssen. Bei Pendix sitzt der eigentliche Motor zwischen rechter Kurbel und Rahmen. Der Akku findet seinen Platz auf der Verankerung des Flaschenhalters. Drei Unterstützungsmodi stehen zur Auswahl. Eine Bluetooth-Verbindung und Steuerung über Smartphones soll es später geben. Gewicht: ab 6,5 Kilogramm. Einstiegspreis mit 300-Wh-Akku: 1.490 Euro.

Modularer aufgebaut ist der E-Antrieb von Relo. Sein Akku bietet 100 Wh Kapazität. Das ist nicht gerade viel, dafür bringt sein geringes Gewicht von 3.7 Kilogramm einen Vorteil: Akku und Motor lassen sich in wenigen Sekunden wieder entfernen. Lediglich das 1,7 Kilogramm schwere Getriebe bleibt fix am Rad. Durch dessen integrierten Freilauf soll sich das umgerüstete Rad ohne Antrieb genauso leicht fahren lassen wie vor dem Umbau. Ein Satellitenschalter am Lenkrad wechselt den Unterstützungsmodus und schaltet den Antrieb per Bluetooth ein und aus. Apps gibt es bisher nur für iOS. Bei Relo zahlt man mindestens 1.750 Euro.

Ein smartes Fahrradschloss von Trelock.

(Bild: Trelock)

Schlossspezialist Trelock setzt auf NFC-Technologie statt auf Bluetooth. Das Smartlock SL 460 hat die Optik eines gewöhnlichen Rahmenschlosses – abgesehen vom kleinen NFC-Feld an der Seite. Davor wird das Smartphone gehalten um das Schloss, das ohne eigene Energiequelle auskommt, zu entriegeln. Mit der entsprechenden App können nicht nur beliebig viele Smartlocks administriert werden, es lassen sich auch Berechtigungen von Mitbenutzern aktivieren oder deaktivieren. Da das Schloss für knapp 100 Euro ohne Schließzylinder auskommt, ist Picking kein Thema.

Bei der Lenkererweiterung Cobi wird das Smartphone zur Bike-Zentrale. Die Bedienung ist relativ intuitiv, das integrierte Navi mit Karten von OpenStreetMap auf Radfahrerbedürfnisse zugeschnitten. Weitere Features wie Diebstahlwarnanlage, Musikplayer, Verbindung zu Fitness-Trackern und Wearables laufen per Bluetooth 4.0. Das Hub für das Smartphone beherbergt ein Frontlicht mit Tagfahrlicht, auch ein Rücklicht für die Sattelstütze ist erhältlich. Das Handy wird beim Fahren über Nabendynamo oder Motorakku geladen. Kostenpunkt für Nachrüstpack mit Beleuchtung und Ladefunktion: 299 Euro.

Das Batteriemontagezentrum BMZ in Karlstein ist der größte Akku-Hersteller für E-Bikes in Europa. Der auf der Eurobike vorgestellte Akku-Typ namens 3Tron will das E-Biken verändern: Die neuen „Gigazellen“ sollen etwa 60 Prozent mehr Kapazität bieten und eine doppelt so lange Lebensdauer haben.

Update 08.09.16: letzen Absatz angepasst.

Eurobike 2016 (7 Bilder)

Das Urbanic des Herstellers Grace vereint E- und Smartbike.
(Bild: Georg Bleicher)

(mre)