Die hellen Seiten des Darknet

Das Darknet ist bekannt für seine illegalen Marktplätze. Doch verbieten sollte man das anonyme Internet nicht, sagen Forscher. Es hat Vorteile.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Boris Hänßler

Grams heißt eine Suchmaschine im Darknet. Sie schlägt als erstes mögliches Suchwort „Cannabis“ vor. Aber ich kann auch nach Waffen suchen. Ein deutscher Händler bietet zum Beispiel eine Glock 17 der vierten Generation an, die „weder bei einem Überfall noch bei einem Mord“ zum Einsatz gekommen sein soll. Preis circa 900 Euro, bezahlbar in Bitcoin. Die gleiche Pistole hatte der 18-jährige Schüler bestellt, der im Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum München neun Menschen tötete. Das Darknet ist seither in aller Munde – als jener schmuddelige Teil des Internets, der mit normalen Suchmaschinen unauffindbar ist.

Auf den Marktplätzen im Darknet sind alle anonym: Drogen- und Waffenhändler, Gangster, Terroristen. Am liebsten würden Behörden die Marktplätze schließen und jede anonyme Kommunikation verhindern. Aber inzwischen mehren sich auch Stimmen, die das Darknet verteidigen. Eine davon ist die australische Autorin Eileen Ormsby, die mit „Silk Road“ ein Buch über einen der berüchtigtsten Marktplätze im Darknet schrieb. Das dunkle Netz, behauptet sie, sei wichtig für den Schutz des Einzelnen vor repressiven Regierungen oder datensaugenden Konzernen. Es ist damit Teil des Ringens zwischen Anonymität und Überwachung. Und wem das noch nicht provokant genug ist: Der Drogenhandel sei dort immerhin besser aufgehoben als auf der Straße.

Wer sich ein Urteil über das Darknet bilden will, sollte seine Geschichte kennen: Ironischerweise legte eine US-Behörde den Grundstein. Ende der Neunziger begann das United States Naval Research Laboratory mit der Entwicklung des sogenannten „Onion Routing“, um militärische Kommunikation zu schützen. 2002 wurde das Projekt als „Tor“ („The Onion Router“) vorgestellt und später mit wechselnden Sponsoren, darunter der Electronic Frontier Foundation, Google und dem Auswärtigen Amt, als freie Software weiterentwickelt. (grh)