Web-Software Start-Up ärgert Microsoft
Das junge Unternehmen Crossgain akquiriert reihenweise Microsoft-Angestellte und bekommt Risikokapital vom ehemaligen Netscape-Chef Jim Barksdale.
Das junge Unternehmen Crossgain hat noch nicht sein erstes Produkt auf dem Markt, da lehrt es den Software-Riesen Microsoft schon das FĂĽrchten: Offenbar ĂĽbt das junge Unternehmen, das von ehemals hochrangigen Angestellten des Windows-Herstellers gegrĂĽndet wurde und seinen Sitz nur wenig entfernt von Microsofts Zentrale hat, eine solche Anziehungskraft auf die Angestellten der Microsoft-Chefs Bill Gates und Steve Ballmer aus, dass der Software-Riese intern jede Bewerbung bei Crossgain anzeigepflichtig gemacht hat.
Doch nicht nur das: Ausgerechnet die vom ehemaligen Netscape-Chef Jim Barksdale geleitete Barksdale Group und die Firma Benchmark Capital, beides Investment-Gesellschaften, stellen Crossgain jetzt zehn Millionen US-Dollar Risikokapital zur VerfĂĽgung. Barksdale war ein wichtiger Zeuge im Kartell-Prozess gegen Microsoft, bei dem der jetzige Crossgain-Chef Tod Nielson noch als Beobachter fĂĽr Gates agierte.
Nielson selbst ist der Auffassung, dass seine Beziehung zu Barksdale aufgrund seiner Rolle während des Prozesses "ein wenig ironisch" sei, wie er dem Wall Street Journal anvertraute. Aber offenbar sieht Barksdale darin kein Problem. Nielson berichtete dem Wall Street Journal weiter, dass Barksdale immer gesagt habe, dass die gesetzeswidrigen Handlungen Microsofts von der Konzernspitze ausgingen.
Womit genau Crossgain auf den Markt gehen will, ist bislang noch nicht bekannt. Nach Nielsons Aussage wird es eine Software sein, die es Entwicklern erleichtert, Anwendungen fĂĽr das World Wide Web zu erstellen. Sie mĂĽssten sich beispielsweise nicht um Sicherheitsfragen oder Skalierungsprobleme kĂĽmmern.
Dass die Barksdale Group und Benchmark Capital Crossgain Kapital zur Verfügung stellen, obwohl noch gar kein Produkt existiert, begründen Barksdale und Bill Gurley von Benchmark mit ihrem Vertrauen in die Fähigkeiten und Erfahrungen der in der Branche nicht unbekannten Crossgain-Leute. Nielson war bei Microsoft für die Implementierung von XML zuständig, entwickelte Access und arbeitete federführend an der Konzeption der .NET-Strategie von Microsoft mit. Die beiden Crossgain-Gründer Adam Bosworth und Rod Chavez hatten ebenfalls Schlüsselstellungen bei Microsoft: Bosworth arbeitete ebenfalls an der Entwicklung von Access mit und Chavez war einer der leitenden Entwickler der Internet-Explorer-Versionen vier und fünf. "Crossgains Team hat über Jahre hinweg nicht nur eine Reihe von wesentlichen Techniken Microsofts entwickelt, sondern hat auch Produkte herausgebracht, die Microsoft über sechs Milliarden US-Dollar an Umsatz einbrachten", sagte Gurley, der jetzt als Direktor in den Vorstand von Crossgain aufgenommen wurde. Benchmark erwarte auch in Zukunft Weltklasse-Produkte vom Crossgain-Team. (chr)